Originalgetreu bis ins Detail baut Luca Iaconi-Stewart aus Kalifornien diese Boeing 777 aus Papier nach. Nach eigenen Schätzungen hat er seit 2008 mehr als 5000 Stunden in seine Boeing 777-300 im Maßstab 1:60 gesteckt. Foto: Luca Iaconi-Stewart

Das Flugzeug von Luca Iaconi-Stewart ist etwas Besonderes. Seit sechs Jahren bastelt der Kalifornier eine Boeing 777-300 bis ins Detail nach. Nur mit Papier und Kleber.

Das Flugzeug von Luca Iaconi-Stewart ist etwas Besonderes. Seit sechs Jahren bastelt der Kalifornier eine Boeing 777-300 bis ins Detail nach. Nur mit Papier und Kleber.

San Francisco - Er bastelt und er fliegt gerne. Da liegt es nahe, dass sich Luca Iaconi-Stewart einen Papierflieger baut. Der 22 Jahre alte Kalifornier hat kein gewöhnliches Modell im Sinn. Nach eigenen Schätzungen hat er seit 2008 mehr als 5000 Stunden in seine Boeing 777-300 gesteckt. Es ist die akribisch genaue Nachbildung einer Passagiermaschine der Fluggesellschaft Air India aus Pappkarton, mit beweglichen Türen, 350 Sitzen, 120 Zentimeter lang, im Maßstab 1:60. „Ich glaube nicht, dass dies eine angeborene Begabung ist“, erzählt der Bastler. „Ich bin aber auf meine Ausdauer stolz, das war nicht immer einfach.“ Das glaubt man Luca aufs Wort.

Allein ein Jahr dauerte der Innenausbau. In dem voll möblierten Rumpf stecken einzeln angefertigte Mini-Sitze. Die billigeren Economy-Plätze gingen schnell, nur etwa 20 Minuten pro Sitz schneiden, falten und kleben. Business-Klasse war schon komplizierter. Die Lounge-Sitze in der First Class mit zig Details, von der Kopfstütze bis zum Getränkehalter, verschlangen jeweils einen Arbeitstag. „Der Passagierraum ist naturgetreu nachgebaut, jedes Detail stimmt“, versichert Luca.

Mit einer Architektur-Klasse fing die Bastelleidenschaft an

Mit einer Architektur-Klasse an der High School fing die Bastelleidenschaft an. „Das teuerste sind die Spezialklingen zum Ausschneiden, ansonsten ist es ein billiges Projekt“, sagt Luca. Neben Ausdauer und Fingerspitzengefühl ist auch Spürsinn gefragt. Modell-Baupläne für die Boeing gab es nicht, er zeichnete von Fotos ab und bastelte Computermodelle. Mit etwas Glück stieß er auf eine technische Sitzplatz-Skizze von Air India. Damit war die Vorlage gefunden. „Zudem mag ich das Design und die eleganten Proportionen der 777-300“, erklärt Luca seine Wahl.

„Jedes Teil, das sich bewegt, ist recht kompliziert“, erklärt der Modellbauer. Mehrere Wochen brauchte er für die an Papierscharnieren aufgehängten Frachtraumtüren und für die einziehbaren Fahrwerke. Noch aufwendiger waren die beiden Triebwerke mit zig beweglichen Propellerflügeln. Das kostete weitere zwei Monate - pro Turbine.

Seitdem Luca auf Flickr und Youtube sein halbfertiges Flugzeug zur Schau stellt, wird er mit Fragen und Lob überhäuft. Auch eine Einladung zur Besichtigung der Boeing-Werke in Seattle (US-Staat Washington) hat er schon bekommen. Bis zum Sommer will er seinen Flieger „startklar“ haben. Natürlich fliegt das Modell nicht, aber die Flügel müssen noch dran. Am Ende soll es ein Meter breit und 1,20 Meter lang sein.

Luca wohnt mit seiner jüngeren Schwester noch bei den Eltern in San Francisco. Die hätten für seinen zeitraubenden Tick viel Verständnis. „Es gab Momente, wo ich das Ding am liebsten selbst zerstört oder verbrannt hätte“, räumt der 22-Jährige ein. Doch er hofft, dass sich seine Besessenheit auszahlt. Er habe interessante Jobangebote erhalten, über die dürfe er aber noch nicht sprechen. Auch den Hangar hält er geheim. Anfangs bastelte Luca im Elternhaus, doch inzwischen parkt die Boeing an einem anderen Ort.

„Ich gebe das Flugzeug gerne an ein Museum, wo es alle sehen können“, erzählt Luca. „Ich habe das Ding nun schon so lange angeschaut, das reicht.“ Die Langlebigkeit des Papierfliegers ist allerdings fraglich: Unter Sonnenlicht würde der Karton leicht ausbleichen. „Keine Ahnung, wie lange das Material hält“, sinniert der Hobbybastler. „Ganz schön blöd. Das hätte ich mir vorher überlegen sollen.“