Seit 25 Jahren werden im Gemeindezentrum der Liebfrauengemeinde Mützen, Schals, Kuscheltiere und mehr hergestellt. Foto: Annina Baur

Mützen, Schals, Kuscheltiere und mehr aus eigener Herstellung verkauft ein Bastelkreis in Bad Cannstatt. Der Erlös kommt krebskranken Kindern zugute.

Bad Cannstatt - Madonna tut es, Sarah Kuttner ebenso und mit ihnen Tausende Frauen. Ob in Kursen, in der Bahn oder Zuhause – Deutschland hat das Stricken wieder entdeckt. Viel mehr als nur ein Trend ist die Arbeit mit Nadel und Wolle für acht Frauen, die sich jeden zweiten Dienstag im Gemeindezentrum der Liebfrauenkirche in Bad Cannstatt treffen.

„Es ist schon fast wie eine Sucht“, sagt Ruth Wittig. Wunderbar beruhigend sei die Handarbeit, aber auch ein Mittel gegen Langeweile: Das Strickzeug liegt immer greifbar, Fernsehen ohne Stricken ist für keine der Frauen vorstellbar. Alle stricken von klein auf, haben das Handwerk von Mutter, Oma oder Lehrerin gelernt.

87 Jahre sind die ältesten Bastlerinnen alt

Seit 25 Jahren trifft sich der Bastelkreis, die meisten der acht Frauen sind von Anfang an dabei. „Begonnen hat alles mit einem Aufruf im Radio, in dem eine Frau nach Mitstreiterinnen suchte“, erzählt Gisela Kircher. Gearbeitet wird vor allem zu Hause, die Treffen sind für den Austausch gedacht: „Wir sprechen uns ab, tauschen Ideen aus und lachen einfach zusammen beim gemeinsamen Frühstück“, so Kircher. Von Anfang an sei es nicht nur um das gemeinsame Handarbeiten gegangen: „Die Gründerin hatte ein krankes Kind und wollte mit den Handarbeiten Geld für den Förderkreis krebskranker Kinder sammeln“, sagt Kircher. Dem Handarbeiten auf diese Weise einen Sinn zu geben, hat Hildegard Lachenmaier zum Bastelkreis gelockt. Ursula Schiefer hatten einen anderen Grund: „Die Tochter einer Freundin hatte Knochenkrebs im Knie. Als meine Tochter ähnliche Schmerzen bekam, die sich dann aber zum Glück als Wachstumsschmerzen herausstellten, wollte ich meine Dankbarkeit zeigen“, sagt die 62-Jährige und damit jüngste Strickerin in der Runde: „Wir kennen gegenseitig unsere Schicksale und Lebensgeschichten“, sagt Fuhrer.

87 Jahre alt sind die beiden ältesten Damen im Bastelkreis und wissen nicht, wie lange sie noch stricken können: „Ich sehe nicht mehr so gut, deshalb wird es leider immer schwerer“, sagt Dorothea Schwarz. Noch allerdings bemerkt nur sie selbst das Handicap. Pullover, Handschuhe, Socken, Schals, gehäkelte Kuscheltiere, Topflappen, bestickte Geschirrtücher und Karten sowie handgenähte Taschen sind so sauber und gleichmäßig verarbeitet, dass sie kaum als Handarbeiten zu erkennen sind.

Im Lauf des vergangenen Vierteljahrhunderts haben die Frauen ihr Können perfektioniert: „Früher haben wir Trockensträuße, Spitzenkragen und Lavendelsäckchen verkauft, heute sind Socken und Schals der Renner“, sagt Kircher. Die Damen sind immer auf der Suche nach neuen Motiven – egal, ob sie im Bus ein schönes Muster entdecken oder rot-weiße Mützen für VfB-Anhänger stricken.

Mehr als 135 000 Euro gespendet

Im Herbst und Winter sind die fleißigen Damen mit Verkaufsständen im Katharinenhospital, im Olgäle und in der Altenwohnanlage am Lindenbachsee. Der Erlös geht an den Förderverein krebskranker Kinder, Wolle und Stoffe bezahlen die Frauen selbst. Mehr als 135 000 Euro sind auf diese Weise in den vergangenen 25 Jahren zusammengekommen.

Wie es im kommenden Jahr mit dem Bastelkreis weitergeht, ist laut Dorothea Schwarz noch nicht klar: „Eine Dame muss aus gesundheitlichen Gründen leider aufhören.“ Außerdem stehe noch nicht fest, wie sich die Verkaufsgelegenheiten nach dem Umzug der Krankenhäuser veränderten: Schon in diesem Jahr hatte es wegen neuer brandschutzrechtlicher Auflagen Schwierigkeiten beim Aufbau der Verkaufstische gegeben.