Bisher oft zu langsam: Tübingens Tyrone Nash (li.) versucht den Ludwigsburger Coby Karl zu stoppen Foto: Baumann

Die Verletztenliste ist lang. Die Tabellensituation prekär. Im Kampf gegen den Abstieg hoffen die Walter Tigers Tübingen nun auf einen ehemaligen NBA-Spieler.

Tübingen - „Ernüchternd“ ist das passende Wort um die Saison der Bundesliga-Basketballer aus Tübingen zu beschreiben. Im Derby an diesem Samstag gegen die MHP Riesen Ludwigsburg (20 Uhr/Paul-Horn-Arena) wollen die Tigers nun das Ruder herum reisen. Höchste Zeit: mit drei Siegen aus 18 Saisonspielen steht die Mannschaft von Trainer Igor Perovic ganz unten in der Tabelle.

Tatenlos wollte man nicht auf den Abgrund zusteuern: Am Donnerstag verpflichteten die Tigers den ehemaligen NBA-Akteur Daequan Cook bis zum Saisonende. Der 26-Jährige spielte schon für die Miami Heat, Oklahoma City Thunder, Houston Rockets und zuletzt für die Chicago Bulls in insgesamt 374 Partien in der nordamerikanischen Profiliga. „Man darf natürlich keine Wunderdinge erwarten, aber Daequan wird uns sicher nochmals einen Schub geben und frisches Blut ins Team bringen. Die restlichen Spieler werden hoffentlich auch im Training motivierter sein“, kommentierte Geschäftsführer Robert Wintermantel die Verpflichtung des US-Amerikaners. Der starke Distanzwerfer stand bis Anfang Januar beim ukrainischen Club BK Kiew unter Vertrag und war danach vereinslos. Die Verantwortlichen reagierten mit der Verpflichtung auch auf die Verletzungsmisere des Clubs.

Der Kader gleicht einem Lazarett. Die Führungsspieler Anatoly Kashirow und Jonathan Wallace, die einen großen Teil der Offensivlast schultern, fallen aus. Kashirow muss mit einem Trümmerbruch in der Mittelhand wochenlang aussetzen. Ebenso der beste deutsche Spieler im Team, Johannes Lischka. Beim Flügelspieler diagnostizierte man Mitte November einen Gehirntumor. Wie durch ein Wunder stieg er 23 Tage nach der Operation wieder ins Mannschaftstraining ein – wohl zu früh. Lischka hat durch die Einnahme von Medikamenten zehn Kilogramm zugenommen und sich nach drei Spielen nun eine längere Pause erbeten. „Die Erkrankung von Lischka war natürlich ein harter Schlag für das Team. Johannes ist unser bester deutscher Akteur und eine tragende Säule unseres Spiels“, sagt Perovic. Wann und wie es mit dem Nationalspieler weitergeht, „steht in den Sternen“.

Neben den zahlreichen Verletzungen gibt es weitere Gründe für das schlechte Abschneiden: Die Abgänge der wichtigsten Akteure des Vorjahres konnten nicht kompensiert werden. Vaughn Duggins (LeMans), Kenneth Frease (Quackenbrück) und Reggie Redding (Berlin) verließen Tübingen. „Besonders Redding war ein großer Verlust. Er war ein Schlüsselspieler und ein echter Leader. Ihn konnten wir überhaupt nicht ersetzen“, sagt Perovic. Hinzu kommt, dass Joshua Adams und Tyrone Nash nicht die Leistung der Vorsaison zeigen.

Der Kader wurde nun deshalb nochmals verstärkt. Dennoch führt Tigers-Trainer Perovic auch die finanziellen Möglichkeiten – Tübingen hat den kleinsten Etat der Liga – als Grund für die schwache Saison an: „Mit so einem kleinen Verein ist es immer eine Gratwanderung. Die letzten Jahre ging es immer gut. Dieses Jahr ist das eben nicht der Fall.“

Trotz der Negativserie von zuletzt fünf Niederlagen in Folge, gehen die Tigers selbstbewusst ins Spiel gegen Ludwigsburg. „Ein Derby ist immer eine enge Kiste und auch sehr von der Tagesform abhängig“, blickt Geschäftsführer Wintermantel voraus. Perovic fügt an, dass bereits das Hinspiel in Ludwigsburg knapp war.

„Wir wissen, dass die Ausgangslage nicht gut ist. Aber der Abstand zu den anderen Teams in der Tabelle ist auch nicht so groß, dass wir schon die Flinte ins Korn werfen“, gibt sich Wintermantel positiv für die kommenden Aufgaben. Ein Sieg gegen Ludwigsburg wäre ein erster Schritt aus der Krise.