Enttäuschung pur nach dem Abstieg: Foto: Pressefoto Baumann

Nach elf Jahren in der höchsten Spielklasse führt der Weg der Neckar Riesen in die zweitklassige Pro-A-Liga. Höchstwahrscheinlich. Eine Chance auf den Klassenverbleib besteht noch.

Das Endspiel

Die Neckar Riesen standen fassungslos auf dem Parkett in der Frankfurter Arena. Bis zuletzt hatten sie geglaubt, im finalen Nichtabstiegsduell den nötigen Sieg holen zu können. Bis auf vier Zähler waren sie an die Skyliners herangekommen. Reichen sollte es aber nicht mehr. Nach der Schlusssirene war es amtlich: Die Ludwigsburger Basketballer sind nach der 72:77-Niederlage in Frankfurt aus der Bundesliga abgestiegen. „Ich bin sehr enttäuscht“, meinte der sichtlich mitgenommene Trainer John Patrick, „wir wollten aggressiv spielen, aber das ist gründlich schiefgegangen.“ Ludwigsburg Clubchef Alexander Reil gab zu: „Die Skyliners waren einfach die bessere Mannschaft und haben deshalb verdient gewonnen.“

Der Freifahrtschein

Eine Hoffnung allerdings gibt es noch. „In den vergangenen Jahren“, sagte Reil, „hat es immer wieder Wildcards gegeben.“ Für 250 000 Euro kann sich ein Verein dann um einen Startplatz in der ersten Liga bewerben. Vor einem Jahr hatten sich die Gießen 46ers, die nun neben den Ludwigsburgern der zweite Absteiger sind, dank einer Wildcard doch noch in der Liga gehalten. Die Ludwigsburger Hoffnungen ruhen jetzt auf den Düsseldorf Baskets. Die Basketball-Bundesliga (BBL) hat dem Zweitliga-Meister in erster Instanz die Lizenz für das Oberhaus verwehrt – aufgrund fehlender wirtschaftlicher Leistungskraft. Düsseldorf hat zwei Wochen Zeit, um nachzubessern.

In den Lizenzierungsunterlagen unterscheidet die BBL zwischen Sponsoren der Kategorien A, B und C. Die Kategorie C bezeichnet mögliche Geldgeber, die lediglich nicht attestierte Absichtserklärungen abgegeben haben. „Unsere Buchprüfungsgesellschaft hat alle Sponsoren vorerst in der Kategorie C vermerkt, da wir davon ausgehen, dass wir diese Einordnung noch bis Ende Juni ändern können“, sagte Baskets-Trainer Murat Didin. Sollten die Düsseldorfer nicht rechtzeitig nachbessern, könnte sich die Tür für Ludwigsburg öffnen. Weitere Konkurrenz droht allerdings aus Hamburg. Dort soll es ein neues Team geben, das dank des Standorts gute Chancen auf einen Startplatz in der Bundesliga haben dürfte.

Der Neuaufbau

2,5 Millionen Euro hatten die Neckar Riesen in der abgelaufenen Saison zur Verfügung. „Wie sich der Abstieg auf unser Budget auswirken wird, kann ich noch nicht absehen“, sagte Reil. Klar ist aber: Der Chef muss Abstriche machen. Wichtige Stützen dürften dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Patrick ist eine von ihnen. Zwar machte der Trainer immer wieder deutlich, dass er sich erst nach der Saison mit den Verantwortlichen zusammensetzen werde, ließ aber schon durchblicken, dass er den Gang in die Zweitklassigkeit eher nicht mitgehen wird. Auch Stars wie Lucca Staiger, Marqus Blakely oder Eric Coleman dürften nicht zu halten sein. Die Anhänger könnten es verschmerzen. Im Internetforum des Fanclubs Dunkin Dukes diskutieren sie seit dem besiegelten sportlichen Abstieg über die Zukunft – und sind sich einig: Sie wollen mehr junge deutsche Talente im Team sehen.

Der Ausblick

Egal ob Club, Fans oder Stadt – für den Standort Ludwigsburg wäre der Abstieg ein herber Verlust. Verein und Stadt haben viel in den vergangenen Jahren investiert. Die Strukturen sind für die erste Liga ausgelegt, die Nachwuchsarbeit genießt national einen guten Ruf. Auch die MHP-Arena dürfte sich in der Pro-A-Liga nur schwer füllen lassen. 15 Millionen Euro hat die Stadt Ludwigsburg in die neue Halle gesteckt. Die Basketballer sind Hauptmieter. Sollten sie aufgrund der Mietkosten einen Umzug in eine andere Halle erwägen, bliebe die Stadt auf den Kosten sitzen. Ob es so weit kommt, ist noch nicht klar. Eine Rückkehr in die Rundsporthalle, wo die Riesen vor dem Umzug in die moderne Arena spielten, kommt aber nicht infrage: „Das schließe ich aus. Solange wir nicht sicher sind, in welcher Liga wir in der nächsten Saison spielen, beschäftigen wir uns nicht damit“, sagte Reil.

Der Clubchef muss nun schauen, welche Optionen sich in den nächsten Wochen bieten. Sportlich sind die Riesen abgestiegen. Ob sie nach dem letzten Strohhalm greifen können, wird sich bald zeigen. Eines ist sicher: „Die nächsten Tage und Wochen“, sagte Reil, „werden für uns alle sehr spannend.“