Rawle Alkins kam, sah und siegte. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Am Mittwoch drohte für die Ludwigsburger Basketballer die dritte Niederlage in Folge. Doch dann bewies die Mannschaft Charakter – auch ohne Jordan Hulls.

Ludwigsburg - Das Spiel mit dem Feuer ist aufgegangen. Ludwigsburgs Trainer John Patrick hat seiner Mannschaft für die anstehende zweiwöchige Spielpause einige freie Tage versprochen: „Ich weiß nicht, ob das so gut gewesen wäre, wenn wir verloren hätten.“ Haben die MHP Riesen in der Basketball-Bundesliga aber nicht, auch wenn gegen die BG Göttingen bei 15 Punkten Rückstand nach der Pause die dritte Pleite in Folge drohte. Doch irgendwie gingen Patricks Pläne am Mittwoch auf. Zum Beispiel gegen den klein aufgestellten Gegner auf Center Ethan Happ zu verzichten zu Gunsten eines Rawle Alkins, der in Ludwigsburg im Grunde schon abgeschrieben war – und beim 86:79-Sieg plötzlich zum Matchwinner wurde mit seinen 13 Punkten und der besten Statistik aller Spieler auf dem Parkett. „Er wollte im Dezember eigentlich den Verein wechseln“, verriet Patrick nach dem Spiel. Doch dann wechselte Alkins den Manager – und blieb bei den Riesen. Ein Glücksfall.

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„Ich denke, der Sieg war psychologisch sehr wichtig und wird uns Selbstvertrauen geben“, sagte Patrick, nachdem die Spiele zuvor in Holon (Israel) und Chemnitz deutlich verloren gingen. Nicht ohne Grund: Die Auswärtsfahrten gingen an die Substanz, weil allein beim Champions-League-Spiel zwei schlaflose Nächte wegen des Flugplans nötig waren. Jetzt liegen erfreulichere Reisepläne an. Oldie Tremmell Darden (40), der zuletzt auch in einem kleinen Loch steckte, kann in den USA die Familie besuchen. Und der Deutsch-Kubaner Yorman Polas Bartolo fährt zur WM-Qualifikation in sein Heimatland und kann dort nach mehr als drei Jahren endlich mal wieder seine Mutter in die Arme nehmen. Und ganz nebenbei seine Wehwehchen („Fast alle Spieler sind angeschlagen“, so Patrick) ausheilen? „Vielleicht kann er die Füße im Meer ins Salzwasser stecken“, sagt Patrick schmunzelnd.

Hoffen auf Hulls baldige Rückkehr

Ganz so einfach geht es beim zuletzt schmerzlich vermissten Jordan Hulls nicht. Der Distanzspezialist hat eine dick geschwollene Wade, aber Patrick hofft nach den letzten Untersuchungen, dass er bis zum Re-Start am 3. März gegen Heidelberg vielleicht wieder zur Verfügung steht. Schließlich stehen im März neun bis zehn Spiele an, da wird jeder Spieler gebraucht. Auch Youngster Jacob Patrick, der an den Folgen einer Gehirnerschütterung leidet. Sein Trainer-Vater rechnet noch mit einem Monat Pause. Zumindest hat der Rest der Mannschaft gegen Göttingen im letzten Viertel (30:16) kühlen Kopf bewahrt. John Patrick: „Es war ein Sieg des Charakters.“