Rabiate Vorgehensweise: So sieht ein ausgeschlachteter BMW aus Foto: StN

Von der Schlossbergstraße hinter Schloss und Riegel: Zwei mutmaßliche Mitglieder einer litauischen Autoknacker-Bande sind im Stadtteil Kaltental von der Polizei festgenommen worden.

Stuttgart - Von der Schlossbergstraße hinter Schloss und Riegel: Zwei mutmaßliche Mitglieder einer litauischen Autoknacker-Bande sind am späten Mittwochabend im Stadtteil Kaltental von der Polizei festgenommen worden. Die beiden 19 und 23 Jahre alten Tatverdächtigen wollten ihre versteckte Beute abholen: Knapp zwei Kilometer entfernt hatten sie in der Nacht zuvor in Vaihingen drei BMW aufgebrochen und die Navigationssysteme aus gebaut.

Ob die Serie von BMW-Aufbrüchen in Stuttgart damit beendet ist, bleibt jedoch zweifelhaft. Schon einmal, Mitte Juni, hatte die Polizei zwei 26 und 28 Jahre alte Litauer in Degerloch dingfest machen können, als sie eine Sammlung gestohlener Navigationsgeräte aus einem Versteck holen wollten. Dennoch ging die Serie ungebremst weiter. Der Nachschub an Tätern aus Litauen scheint längst nicht erschöpft.

Die Arbeit der Ermittlungsgruppe Navi geht unter Hochdruck weiter. Denn noch immer gilt es, an Hintermänner heranzukommen und Strukturen der Täterorganisation zu erkennen. „Außerdem muss geklärt werden, welche der Fälle der Vergangenheit den gefassten Verdächtigen nachgewiesen werden können“, sagt Polizeisprecher Peter Sitzler.

Um die Täter nicht zu warnen, werden selbst Ermittlungserfolge zunächst verschwiegen: Am 26. Juni beispielsweise wurden zwei weitere litauische Verdächtige, die für mehrere Taten in Stuttgart infrage kommen, in Mannheim aufgespürt und festgenommen. Tags darauf erließ ein Richter auf Antrag der Stuttgarter Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen die beiden 20 Jahre alten Litauer. Um die weiteren Ermittlungen nicht zu stören, blieb der Fahndungserfolg erst einmal eine geheime Kommandosache. Inzwischen halten die Strafverfolger es aber für unschädlich, sollten litauische Komplizen von den Verhaftungen nun aus dieser Zeitung erfahren. Mit weit mehr als hundert Fällen hält die Serie von Navidiebstählen aus BMW-Fahrzeugen die Polizei seit Jahresbeginn in Atem. Und nicht nur die: Auch die Autobesitzer sind verunsichert – und die Werkstätten stark belastet.

Dass die Täter die etwa 1000 Euro teuren Geräte fachmännisch ausbauen – davon kann beim Anblick des Fahrzeugs nach dem Aufbruch keine Rede sein. Der Schaden dürfte bereits in Richtung einer Viertelmillion Euro gehen.

Wie schon bei einer ähnlichen Serie, bei der Comand-Navigeräte in Mercedes-Fahrzeugen im Visier standen, stecken offenbar litauische Tätergruppierungen hinter den Beutezügen. Man geht arbeitsteilig vor: Die einen brechen die Autos auf, verstecken die Beute; die anderen sind mit den Geräten als Kuriere zurück Richtung Baltikum unterwegs. Nach bisherigen Erkenntnissen stammen viele Verdächtige aus dem Bezirk Kaunas, mit 300 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Litauens. Die Mercedes-Plünderer waren vorwiegend in Panevezys in Oberlitauen rekrutiert worden.