..... im Theaterhaus Stuttgart zu erleben . . Foto: dpa

Christian Berg hat „Jim Knopf“ und „Oh wie schön ist Panama“ auf die Bühne gebracht. Von 19. April an zeigt das Theaterhaus Stuttgart Bergs „Bambi“. Was zeichnet das Familienmusical aus? Wir haben nachgefragt.

Stuttgart - Er hat „Jim Knopf“ und Janoschs „Oh wie schön ist Panama“ auf die Bühne gebracht. Jetzt kommt Christian Bergs neues Familienmusical ins Theaterhaus Stuttgart. Premiere von „Bambi – Das Waldical“ ist am 19. April.

Herr Berg, „Bambi“ ist ein Klassiker, mehr noch – ein Mythos. Wie nähert man sich einem solchen Stoff?
Mit ganz viel Respekt, aber ohne Angst – und vor allem mit dem festen Vorsatz, Generationen von Müttern ihr Trauma zu nehmen, das sie durch den Disney-Film bekommen haben, als Bambis Mutter sterben musste. Ich verspreche, nach über 70 Jahren werden wir dieses Trauma aufheben.
Und wenn alle drei Sekunden die Klischee-Warnlampe angeht – erschreckt das oder gibt es da einen Punkt, an dem man anfängt, damit zu spielen?
Ich liebe Klischees und spiele mit ihnen. Genau wie ich das Pathos ganz wunderbar finde, und ich überzeichne Charaktere auch sehr gerne. Warnlampen gibt es nicht. Gut ist, was gefällt, und wenn etwas nicht gefällt, dann entferne ich es aus dem Stück. Ich bin da leidenschaftslos und sehe mich als Dienstleister des Publikums.
Ein Klischee ist ja eigentlich schon, ein Stück „Bambi“ zu nennen. Disney wiederum sieht das weniger klischeehaft, sondern greift oft kühl durch. Haben Sie sich vor der Arbeit an „Bambi“ juristisch beraten lassen?
Mein Bambi hat mit dem Disneyfilm nichts zu tun, meine Stückvorlage ist das Buch von Felix Salten von 1923. Salten hat die Filmrechte für 1000 Dollar an Disney abgetreten, weil er Österreich 1939 wegen der Nazis verlassen musste.
Was fasziniert Sie an Saltens „Bambi“?
Das Buch ist, im Gegensatz zum Film, viel sprachgewaltiger, das half natürlich sehr bei den Dialogen. Es stört mich , schon sehr, sehr lange, dass Disney unsere europäischen Geschichten und Märchen verwurstet und sich dann als Eigentümer oder gar Erfinder aufspielt. Bambi hat er kurzerhand in einen amerikanischen Wald mit Skunks verlegt, unser Bambi dagegen könnte im Schwäbischen Wald spielen.
A propos Wald: Sie nennen Ihr Projekt ein „Waldical“ – was ist das denn?
Ganz einfach, ein Musical, das im Wald spielt!
Lassen wir uns überraschen. Was, würden Sie sagen, sind die aktuell richtigen Zutaten einer Berg-Produktion?
Tolle Darsteller, gute Texte, wunderschöne Melodien, ein Lied zum Mitsingen und natürlich die Augenhöhe.
Was meinen Sie damit?
Man darf den kleinen Zuschauern niemals von oben herab begegnen und muss sie sehr, sehr ernst nehmen. Das tue ich, seit dreißig Jahren!

„Musikalischer Bilderbogen, der vom Staunen lebt“

Und all das werden wir auch im Theaterhaus erleben?
All das und sehr viel mehr! Bambi ist ein großer musikalischer Bilderbogen, der sehr vom Staunen und von Poesie lebt. Aber auch Lachen ist sehr wichtig. Zum Staunen sind besonders die lebensgroßen Puppen von Bambi, seiner Mutter und Freundin Faline.
Puppen?
Sie werden, von drei Darstellern, so liebevoll und bezaubernd gespielt und gesungen, dass der Zuschauer die Menschen dahinter beinahe vergisst.

„Auch die Erwachsenen müssen mitmachen“

Vom Mitmachtheater haben Sie bisher nicht gesprochen. Haben Sie sich ein Stück weit davon verabschiedet?
Gar nicht! „Bambi“ hat all die Elemente, die das Stuttgarter Publikum von mir kennt und liebt, also auch ganz viel zum Mitmachen und Mitsingen.
Auch für die Erwachsenen?
Sicher – auch sie sind nicht zu ihrem Vergnügen da und müssen mitmachen. In den Nachmittagsvorstellungen, wenn mehr Kinder da sind, geschieht das natürlich stärker als am Abend. Aber ich möchte die Familien ausdrücklich ermuntern, auch in die Abendvorstellungen zu kommen. An den Wochenenden etwa. Das kann ein besonderes Erlebnis, für alle werden.
Was ist denn eigentlich Ihre Lieblingsversion von „Bambi“?
Eindeutig ein Hörbuch des Originals, gelesen von der wunderbaren Anke Engelke.
Sie selbst schreiben auch Kinderbücher, haben Tamino, einem Pinguin, das Laufen beigebracht und lassen jetzt ein „Rumpelröschen“ blühen. Haben Ihre Buchhelden das Zeug dazu, auch Bühnenhelden zu werden?
Tamino gab es schon in Berlin und Hamburg auf der Bühne. Und bei „Rumpelröschen“, der guten Fee, arbeite ich bereits an einer Mini-Musical-Version, die schon bald nach Erscheinen des Buches im September auf die Bühne kommen wird.