Die Esslinger Bäckerei Conzelmann ist ihren Mitarbeiterinnen im Verkauf mit veränderten Öffnungszeiten entgegengekommen. Foto: Roberto Bulgrin

Die Bäckerei Ladner’s Ochsen Beck hat ihre Filialen sonntags geschlossen. Einige Mitbewerber im Kreis Esslingen planen keine Sonntagsruhe, suchen aber teilweise andere Wege, um ihrem Personal entgegen zu kommen.

Die Nachricht machte die Runde: Die Firma Ladner’s Ochsen Beck aus Grabenstetten (Kreis Reutlingen), die auch Filialen im Kreis Esslingen betreibt, öffnet ihre Geschäfte am Sonntag nicht mehr. Damit will das Unternehmen eigenen Angaben zufolge seinen Mitarbeitenden entgegenkommen, denen die freie Zeit wichtiger sei als die Sonntagszuschläge. Mehrere Mitbewerber im Kreis Esslingen ziehen da noch nicht mit – wohl aber reagieren einige auf andere Art auf geänderte Bedürfnisse in der Belegschaft und den Arbeitskräftemangel.

„Wir haben die Fünf-Tage-Woche für unsere Vollzeitkräfte im Verkauf eingeführt“, berichtet Sidonie Conzelmann von der gleichnamigen Esslinger Bäckerei. Die neue Regelung gilt seit einer Woche. Bislang haben die Vollzeitbeschäftigten in den drei Filialen an sechs Tagen 40 Stunden gearbeitet, nun arbeiten sie 40 Stunden an fünf Tagen, was eine Acht-Stunden-Schicht ermöglicht. „Die Bedürfnisse der Mitarbeiter haben sich dramatisch verändert“, sagt Conzelmann. Freizeit sei wichtiger als Geld geworden. Kurzschichten wolle zu Recht niemand mehr machen. Insgesamt hat Conzelmann etwa 60 Beschäftigte.

Conzelmann verringert Öffnungszeiten

Doch die bisherigen Öffnungszeiten passten nicht zu zwei Acht-Stunden-Schichten. Nicht weil der Umsatz nicht stimme – das Gegenteil sei der Fall –, sondern aufgrund der neuen Arbeitszeitregelung haben Conzelmanns also die Öffnungszeiten in den Filialen Seracher Straße und Holunderweg verringert. Das bringe neben Anreizen für Mitarbeitende auch Vorteile wie ein geringerer Energieverbrauch, angesichts steigender Gas- und Strompreise ein positiver Aspekt. Es kämen derzeit viele veränderte Rahmenbedingungen zusammen, sagt Conzelmann, so viele wie zuvor 20 Jahre nicht. Da müsse auch ein Familienunternehmen sich ändern. Früher habe man gedacht, man könne die Öffnungszeiten aus Traditionsgründen nicht ändern. „Jetzt haben wir uns überlegt, wie wir uns zukunftsfest aufstellen können.“ Die meisten Kunden zeigten Verständnis.

In den zwei Zweigstellen galt schon immer Sonntagsruhe, an Feiertagen wird seit etwa zwei Jahren gar nicht gearbeitet. Jedoch ist die Zentrale in der Wäldenbronner Straße wie gehabt länger geöffnet, auch sonntags drei Stunden. Probleme, diese Schichten zu besetzen, hat Conzelmann nicht. Es seien dann vor allem Aushilfen tätig.

Aushilfen schätzen Sonntagszuschläge

Ähnliches berichtet man in der Esslinger Bäckerei Zoller. „Für uns ist es momentan kein Thema, unsere Fachgeschäfte sonntags zu schließen“, heißt es. In dem Unternehmen, das 26 Filialen betreibt und insgesamt 420 Mitarbeitende hat, seien dann hauptsächlich Aushilfen tätig, die die Zuschläge schätzten und gezielt nur an den Wochenenden arbeiteten, um den Voll- und Teilzeitkräften Erleichterung zu verschaffen. Eine generelle Verringerung der Öffnungszeiten ist bei Zoller nicht geplant – wohl aber in einzelnen Filialen zeitweise notwendig wegen Personalausfällen. „Der Arbeitskräftemangel ist für uns eines der größten Themen.“

Auch bei der Ostfilderner Stadtbäckerei Schultheiß mit ihren 25 Filialen und 250 Mitarbeitenden ist laut Frank Schultheiß an Sonntagen weiter geöffnet, eine Verringerung von Öffnungszeiten kein Thema. „Wir sind ein Dienstleister“, sagt der Betriebschef. Am Wochenende hätten viele Kunden frei und wollten das genießen. Seine Bäckerei schaffe es, den Kunden ein gutes Gefühl zu geben mit frischen Brötchen zum Frühstück am Sonntagmorgen. Für die Sonntage fänden sich immer Aushilfen und Leute aus dem Stammteam, die die Zuschläge schätzten. Ein Wechsel zur Fünf-Tage-Woche für Vollzeitkräfte steht nicht an. „Häufig ist es so, dass Mitarbeiter im Verkauf froh sind, wenn sie nicht so lange am Stück arbeiten müssen“, ist Schultheiß’ Erfahrung. „Ich glaube, wir finden interessante Arbeitszeitmodelle, mit denen sich jeder wohlfühlt.“ Und der Sonntag werde auch künftig ein Öffnungstag sein, der vom Kunden gewünscht sei.