„Avatar: Frontiers of Pandora“ bietet auch Luftkämpfe gegen die Maschinen der Menschen. Foto: Ubisoft

Das neue Videospiel „Avatar: Frontiers of Pandora“ inszeniert den Planeten aus James Camerons Filmen als faszinierende offene Welt. Das muss allerdings nicht jedem gefallen.

Die Saga über die blauen, naturverbundenen Aliens bleibt eine Erfolgsformel: Als der Regisseur James Cameron 2009 seinen Science-Fiction-Film „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ in die Kinos brachte, sorgte die bildgewaltige Inszenierung für offene Münder bei den Zuschauern. „Avatar“ löste seinerzeit den 3D-Boom bei Filmen aus und setzte mit seiner Mischung aus Realfilm und Computereffekten neue Maßstäbe.

 

Camerons Avatar-Nachfolger „Way of Water“ kam im Dezember 2022 heraus und war so erfolgreich, dass der Kanadier seine ursprüngliche Idee, mehrere Filme rund um das Pandora-Universum zu produzieren, nun in aller Ruhe umsetzen kann. Der dritte Teil soll 2025 in die Kinos kommen.

Die Vermutung, dass die Avatar-Formel auch als Videospiel funktionieren könnte, lag nahe, und seit Kurzem ist „Avatar: Frontiers of Pandora“ auf dem Markt. Die Umsetzung ist durchaus gelungen, dürfte aber trotzdem nicht jedermanns Geschmack sein.

Worum geht es in „Avatar: Frontiers of Pandora“?

Wer die Kinofilme gesehen hat, weiß: Die Handlung beider Streifen ist alles andere als komplex. Auch im Spiel bildet der Kampf der Na’vi, der Bewohner von Pandora, gegen die paramilitärische Resources Development Administration (RDA) der Menschen den Rahmen. Die Rollen von Gut und Böse sind klar verteilt, alles dreht sich darum, den Menschen mit ihren Maschinen Einhalt zu gebieten bei der Ausbeutung und Zerstörung von Pandora.

Die Spieler übernehmen die Rolle eines oder einer Na’vi, die jahrelang in einer Einrichtung der RDA zu „Botschaftern“ zwischen den Menschen und den Na’vi ausgebildet wurden. Als der Konflikt eskaliert, flüchten die Spieler mit einer Gruppe Na’vi und schließen sich dem Widerstand an.

Publisher Ubisoft hat seine bewährten Spielkonzepte aus Erfolgsreihen wie Assassin’s Creed und Far Cry zusammengerührt und eine offene Welt erschaffen, in der die Spieler neben den Hauptquests eine Unzahl weitere Aufgaben erfüllen können. Das reicht von Nebenmissionen, in denen andere Na’vi um Hilfe bitten, über das Jagen wilder Tiere und das Sammeln von Pflanzen bis hin zur Zerstörung von RDA-Stützpunkten. Tierische und pflanzliche Beute werden in Rezepten verkocht und stärken den Spielcharakter.

Mit erfolgreichen Quests und Aufgaben entwickeln die Spieler immer mehr Fähigkeiten und Stärken, um im Kampf gegen die RDA zu bestehen. Ein überschaubares, aber vielseitig modifizierbares Waffenarsenal umfasst diverse Bögen und Maschinenwaffen, die im Kampf mit Bedacht eingesetzt werden müssen. Eine Schrotflinte zum Beispiel macht menschlichen Gegnern zwar schnell den Garaus, pulverisiert aber Tiere, sodass sich aus ihnen keine Beute gewinnen lässt.

Was macht „Avatar: Frontiers of Pandora“ gut, was nicht?

Das zu Ubisoft gehörende, programmierende Studio Massive Entertainment bringt Camerons Pandora brillant auf die Videospielkonsole. Der Planet sieht wunderschön aus, Pflanzen und Tiere sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und manches Mal werden sich Spieler dabei ertappen, einfach mal die Aussicht von einem Berg aus zu genießen. Nachts tauchen Glow-Effekte die Landschaft in magisches Licht.

Die Zahl der Aufgaben und Quests ist üppig und beschäftigt über Wochen. Actionsequenzen und Kämpfe sind flott und unterhaltsam inszeniert. Erst heimlich einen RDA-Stützpunkt zu infiltrieren, um dann den Rest der Gegner frontal auszuschalten, macht jede Menge Spaß. Die Steuerung ist größtenteils eingängig und präzise, der Fähigkeitenbaum ausreichend motivierend, ohne überladen zu sein.

Andererseits ist der eigentliche Spielablauf mitunter zäh. Das Ernten von Pflanzen und deren Früchte ist aufwendig, was zwar in die Welt von Pandora passt, einen wesentlichen Aspekt des Spiels aber zur Geduldsprobe werden lässt. Die Pflanzenwelt ist so vielfältig und die Landschaft so bunt, dass der Überblick schnell verloren geht und die Suche mühsam ist.

Die Wege auf Pandora sind überhaupt häufig lang und schwer zu finden. Die Orientierungshilfen sind so dezent gesetzt, dass die Spieler gerne mal minutenlang nach dem nächsten Ort einer Handlung suchen. Zahlreiche Schnellreisepunkte und Flugdrachen verkürzen zwar die Reisen, trotzdem traben Spieler zeitweise gefühlt endlos durch die Landschaft.

Fazit: Für Fans von Pandora fast ein Pflichtkauf

Fans können sich kaum eine bessere Umsetzung von Pandora wünschen. Wer schon immer die blaue Welt aus den Filmen auf eigene Faust erforschen wollte, hat nun die Gelegenheit. Wer allerdings mit den naturverbundenen und mitunter schlicht wirkenden Na’vi bisher nichts anfangen konnte, wird von „Avatar: Frontiers of Pandora“ kaum bekehrt werden. Da ist das sehr ähnliche „Horizon: Zero Dawn“ mit seinem Nachfolger „Forbidden West“ vermutlich die bessere Wahl.

Avatar: Frontiers of Pandora ist für PlayStation 5, Xbox Series und PC erschienen und kostet je nach Version knapp 60 Euro aufwärts.