Strom oder nicht Strom – das ist für die meisten Autofahrer derzeit noch keine Frage. Die Mehrheit entscheidet sich für konventionelle Vehikel. Foto: dpa

Wie elektrisch sind die Bewohner der Filder unterwegs? Was gut läuft und woran es hapert, erläutert eine Serie rund ums Thema E-Mobilität. Diesmal: Autohändler berichten vom Geschäft mit E-Autos.

Filder - Mit seiner Beobachtung befindet sich Tobias Wroblewski in guter Gesellschaft: „Das Interesse ist da – vielleicht noch etwas verhalten, aber es wächst“, sagt der Verkäufer im Autohaus Trautwein. Wie viele seiner Kollegen registriert auch der Mercedes-Händler in Filderstadt durchaus die Neugier der Kunden, wenn ein „Stromer“ auf dem Hof steht.

Die Reichweite ist ausschlaggebend

Noch setzt allerdings längst nicht jeder potenzielle Nutzer seine Unterschrift unter einen Kaufvertrag für ein E-Auto. Vielmehr hält sich die Skepsis. Reinsetzen, starten, losfahren – funktioniert die elektrische Antriebstechnik im Alltag? Ist neben dem Fahrspaß auch sicheres Ankommen in einiger Entfernung garantiert? „Die Reichweite wird in der Tat ausschlaggebend sein“, sagt Wroblewski. Und die liege derzeit bei rund 180 Kilometern. Das sei zweifellos ausreichend für einige Tage Stadtverkehr oder den emissionsfreien Arbeitsweg in die Nachbarregion. Für innovationsfreudige E-Mobilisten gibt es dennoch Grund zur Klage: Als Ärgernis beschreiben sie die unzureichende öffentliche LadeiInfrastruktur sowie das Verwirrspiel um die verschiedenen Bezahlmodalitäten. „Ein Kunde, der viel unterwegs ist, blätterte kürzlich mehr als ein Dutzend Plastikkarten hin“, sagt Wroblewski. Noch immer gebe es keinen einheitlichen Prepaid-Modus; die Infrastruktur sei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich; darüber hinaus pflegten manche ausländische Autohersteller ihre eigenen Ladesysteme. „Das muss geklärt werden“, sagt Wroblewski.

Auch Jörg Roth, Disponent bei Lang und Weinmann in Echterdingen, fordert den weiteren Ausbau einheitlicher Schnellladesäulen – vor allem auch an Verkehrsknotenpunkten wie Bundesstraßen und Autobahnen. Der elektrische Renault Zoe habe sich allerdings schon bislang recht gut verkauft.

Nun soll die Vorwärtsbewegung weiter verstärkt werden. Mit einem Umweltbonus will der Bund die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Fahrzeugen ankurbeln. Das Ziel klingt ehrgeizig: Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos über deutsche Straßen fahren. Den ausgelobten Kaufanreiz von 4000 Euro teilen sich Regierung und Hersteller je zur Hälfte, wobei Renault seinen Anteil auf 3000 Euro erhöht hat. „Unsere E-Kunden nutzen den Zoe meist als Zweitwagen und sind damit durchweg zufrieden“, sagt Roth. Die Zoe-Kunden erhalten beim Kauf des Stromers das Angebot, für die lange Urlaubsstrecke einmal jährlich auf einen Benziner umsteigen zu können.

Gestiegenes Interesse

„Der Verbrennungsmotor wird auch weiterhin seine Daseinsberechtigung haben“, sagt Richard Briem. Vor allem der Plug-in-Hybrid-Version räumt der Chef des BMW-Autohauses in Filderstadt gute Perspektiven ein – nicht zuletzt wegen der höheren Reichweite. Die begrenzte Kapazität sei momentan noch der größte Hinderungsgrund für mögliche Nutzer.

Dennoch verzeichnet Briem ein gestiegenes Interesse, auch an dem reinen Stromer BMW i3: „Es ist spürbar, dass sich etwas bewegt.“ Er erwartet schon zum Jahresende die nächste Akku-Generation, die einen deutlich längeren Fahrspaß verspricht. Für Briem steht fest: „Der Elektromobilität gehört die Zukunft.“ Er hat seine Autohäuser mit Ladestationen ausgerüstet und geht davon aus, dass die Städte beim Service-Ausbau nachziehen werden. Kaum ein Interessent ist bislang bei Jenö Christoph vorstellig geworden. Für die Kunden sei die Situation noch zu undurchsichtig, vermutet der Verkaufsleiter im Autozentrum Leypoldt, wo unter anderem alle gängigen VW-Modelle gewartet werden. Wer allerdings einen Blick auf die Elektroversionen E-Golf oder E-up werfen will, wird an die Stuttgarter Kollegen verwiesen. Die Zurückhaltung der Kundschaft erklärt sich Christoph vor allem mit den nicht nutzerfreundlichen Rahmenbedingungen. „In ein bis zwei Jahren wird sich die Situation geklärt haben“, vermutet der Verkaufsleiter. „Dann planen wir neu.“

250 Kilometer Reichweite

Als das meistverkaufte Elektroauto preist Andreas Wagner, der Leiter der Nissan-Niederlassung in Echterdingen, das E-Modell aus seinem Haus an. Der Leaf sei weltweit bereits 250 000-fach unterwegs, übertreffe den geforderten Umweltbonus, habe mit 250 Kilometer die größte Reichweite und sei als Fünfsitzer ein vollwertiges Fahrzeug.

Aber auch für Wagner führt kein Weg am Ausbau der Ladeinfrastruktur vorbei: „Wie vom Bund zugesichert, muss sie dringend aufgerüstet werden“, betont er. Die Nachfrage werde sich trotz der Kaufprämie, die der Konzern seinerseits auf 3000 Euro aufgestockt habe, nicht von heute auf morgen in einem dicken Verkaufsplus niederschlagen. „Aber sie wird spätestens dann zulegen, wenn die blaue Plakette zur Luftreinhaltung kommt.“ Da ist sich der Niederlassungsleiter sicher.

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Unsere Geschichten zur E-Mobilität auf den Fildern bündeln wir unter www.stuttgarter-zeitung.de/thema/Serie-E-Mobilität und www.stuttgarter-nachrichten.de/thema/Serie-E-Mobilität.