Uber vermittelt Fahrten per Smartphone. Foto: dpa

Der Autobauer Daimler wird zum Mobilitätsanbieter. Die Kooperation mit Uber ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg.

Stuttgart - Im vorigen Jahr legte die Unternehmensberatung Roland Berger eine Studie zur Entwicklung der Automobilbranche vor, die voraussagte, dass sich der Mobilitätsbedarf bis zum Jahr 2030 gewaltig verschieben werde. Nach diesem Szenario könnte der Siegeszug von autonom fahrenden Robotertaxis dazu führen, dass das eigene Auto immer unwichtiger wird. Während dadurch die Erträge im klassischen Autogeschäft schrumpfen, könnten neue Mobilitätsdienste hohe Gewinne bringen.

Die Kooperation mit dem Fahrdienstanbieter Uber ist eine Antwort auf diese in der Branche erwartete Verschiebung der Gewichte. Für den Autoexperten Stefan Bratzel, Chef des Forschungsinstituts Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach, ist dies eine Zusammenarbeit von „Frenemies“. Dieser Begriff ist ein Mischung aus „Friend“ und „Enemy“, also Freund und Feind. Denn Unternehmen wie der aggressiv expandierende Fahrdienstanbieter Uber, aber auch Unternehmen wie Google oder Apple entwickeln sich zu neuen Wettbewerbern der Autobauer. Zugleich versuchen die Autobauer jedoch auch Kräfte mit diesen branchenfremden Unternehmen zu bündeln, um auf den neuen Wachstumsfeldern möglichst rasch voranzukommen. Für Bratzel ist noch nicht ausgemacht, ob Daimler oder Uber stärker von der Kooperation profitieren wird. Denn noch hält sich der Autobauer bedeckt, wie das Geschäftsmodell genau aussehen wird. Noch sei unklar, wer die Spielregeln bestimme, sagt Bratzel. Es sei für beide Seiten ein profitables Geschäft, versichert dagegen ein Sprecher des Stuttgarter Autobauers. Es sei keine Technologiepartnerschaft, stellt der Sprecher klar. Daimler stellt autonom fahrende Autos, Uber bietet diese über seine Internetplattform für Fahrten an. Beide Seiten behalten damit ihr Knowhow in ihren Bereichen. Auch ist die Zusammenarbeit nicht exklusiv. Daimler kann die Wagen auch auf anderen Plattformen anbieten, Uber kann ähnliche Vereinbarungen auch mit anderen Autobauern abschließen.

Keine Technologiepartnerschaft

Im Vergleich mit anderen Autoherstellern sind Daimler und BMW nach Einschätzung von Bratzel bei den neuen Mobilitätsdiensten am weitesten vorn. Sie hätten bereits breitere Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt, während die Mehrzahl der internationalen Autokonzerne bei diesen Themen noch praktisch völlig am Anfang stehen, heißt es in einer Studie des Forschungsinstituts CAM.

Daimler hat in den vergangenen Jahren bereits ein vielfältiges Angebot an neuen Mobilitätsdiensten aufgebaut. Am bekanntesten ist die 2008 gestartete Carsharing-Tochter Car2go, die sich heute als Marktführer im flexiblen Carsharing sieht. Die Wagen können per Smartphone gemietet werden und können nicht nur an bestimmten Stationen wie bei anderen Carsharing-Anbietern wieder abgestellt werden. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Kunden nach Angaben des Unternehmens um 43 Prozent auf 2,2 Millionen gestiegen. Weltweit wurden rund 14 000 Fahrzeuge mehr als 22 Millionen mal angemietet. Die Autos von Car2go können ebenso wie die Angebote weiterer Mobilitätsdienstleister über die von Daimler entwickelte App Moovel gebucht werden. Zudem kann mit dieser App geprüft werden, mit welchen Verkehrsmitteln man am besten von A nach B kommt. In München wurde vor kurzem als Pilotprojekt das Start-up Croove auf den Weg gebracht, bei dem private Fahrzeuge per App vermietet werden können. Die Idee dahinter: Wenn der Privatwagen die längste Zeit ungenutzt herumsteht, kann er ebenso vermietet werden. Mehrheitlich zu Daimler gehört auch Mytaxi. Das Unternehmen hat eine App entwickelt, mit deren Hilfe man per Smartphone ein Taxi finden und auch bezahlen kann. Die Zahl der Touren habe sich im vergangenen Jahr verdoppelt, sagt ein Mytaxi-Sprecher ohne eine Zahl zu nennen. Das starke Wachstum ist auch darauf zurückzuführen, dass im vergangenen Jahr die britische Taxi-App Hailo übernommen und in Mytaxi integriert wurde. Das Unternehmen ist mittlerweile in neun europäischen Ländern aktiv.

Taxisuche per Smartphone

Nach der Öffnung des Fernbusmarktes in Deutschland hat sich Daimler zudem an Flixbus beteiligt, dem heute führenden Unternehmen hierzulande in diesem Bereich. Vor vier Jahren ist Daimler darüber hinaus bei dem Berliner Start-up Blacklane eingestiegen, das in mehr als 200 Städten und 50 Ländern einen Limousinen-Fahrdienst anbietet.