Eine der gerammten Brücken, die nun abgerissen werden sollen. Foto: dpa

Ein Unfall und seine Folgen: Tausende Autofahrer müssen Umleitungen auf der A 5 fahren.

Stuttgart/Eppelheim - Wenn lange Wochenenden mit einem Feiertag oder gar Ferien vorbei sind, gibt das Stuttgarter Innenministerium montags stets seine Verkehrsbilanz vom Wochenende an die Presse. So auch am Dienstag. „Weniger Verkehrsunfälle über Ostern“, überschrieb die Pressestelle von Innenminister Reinhold Gall (SPD) dieses Mal die Statistik und listete dabei auf, dass es von Gründonnerstag bis Ostermontag landesweit 2322 Unfälle gab, was immerhin 237 weniger waren als im Vorjahr.

Doch die Zahlen sagen noch nichts über die Schwere der Unfälle und deren Folgen aus. Fünf Menschen starben diesmal auf den Straßen im Land, und mindestens ein Unfall wird noch länger für Konsequenzen sorgen. Denn die Tatsache, dass am Samstag ein Lastwagenfahrer auf der A 5 bei Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) mit seinem zu hohen Anhänger gleich zwei Brücken rammte und die Konstruktion eindrückte, wirkt nach. Auch am Dienstag blieb die Fahrbahn Richtung Süden zwischen den Anschlussstellen Heidelberg und Heidelberg/Schwetzingen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Wo sonst täglich zwischen 80.000 und 90.000 Fahrzeuge unterwegs sind, geht aus Sicherheitsgründen jetzt gar nichts mehr. Der Verkehr muss bis auf weiteres über die Autobahnen 656, 659 und 6 umgeleitet werden.

55-jähriger Lkw-Fahrer hatte gegen Vorschriften verstoßen

Wie aber geht es nun weiter? Eine Sprecherin von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte am Dienstag unserer Zeitung, Sachverständige hätten die beiden Brücken – die eine für Fahrzeuge, die andere für Fußgänger – untersucht und seien zu dem Ergebnis gekommen, dass die Konstruktion durch den Unfall instabil geworden ist, so die Sprecherin. „Bis Ende dieser Woche sollen große Teile der Brücken abgerissen werden“, kündigte sie in Stuttgart an, so lange würde die Fahrbahn gesperrt bleiben. Sobald mit dem Abriss begonnen wird, muss dann auch die Fahrbahn der A 5 Richtung Norden für einen Tag oder länger komplett gesperrt werden. Ziel ist es offenbar, vor Beginn des Rückreiseverkehrs zum Ende der Osterferien an diesem Wochenende die Fahrbahnen wieder freigeben zu können.

Die Ermittlungen der Polizei haben inzwischen ergeben, dass der 55-jährige Lastwagenfahrer aus Achern (Ortenaukreis) gegen Vorschriften verstoßen hatte. Der Anhänger mit dem geladenen Bagger war 4,83 Meter hoch und damit 83 Zentimeter höher als zulässig. Dadurch hatte der Lkw-Fahrer bei der Durchfahrt die massiven Stahlträger der Brücken gerammt, eingedrückt und teilweise verschoben. Das Unglück wäre vermeidbar gewesen. Denn hätte sich der Fahrer um eine Sondergenehmigung bemüht, wäre frühzeitig aufgefallen, dass er an dieser Stelle mit seinem Gefährt nicht unter der Autobahnbrücke hindurchgepasst hätte.

Nach ersten Schätzungen der Polizei summiert sich der Schaden auf mindestens eine halbe Million Euro, wobei die genauen Kosten für den Neubau der Brücken derzeit noch niemand beziffern kann. Wer aber zahlt dafür? Ein Sprecher des ADAC in München sagte am Dienstag unserer Zeitung, in erster Linie müsse die Haftpflichtversicherung des Fahrzeuglenkers oder -halters den Schaden begleichen. „Man kann nur hoffen, dass die Deckungssumme der Firma oder des Fahrers hoch genug war“, so der ADAC-Sprecher.

Auch im Verkehrsministerium in Stuttgart wird ähnlich argumentiert. Die Versicherung müsse den Schaden begleichen, das Land werde keine Kosten für Abriss und Neubau der Brücken übernehmen. Sollte die Versicherung nicht ausreichen, müsse notfalls „der Bund einen Teil finanzieren“, immerhin handelt es sich um eine Bundesautobahn.

Ordnungswidrigkeitsverfahren für den Unfallfahrer

Doch so weit dürfte es nicht kommen. Vielmehr erwartet den Lastwagenfahrer nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. „Der Unfall wäre vermeidbar gewesen, wenn der Fahrer eine Genehmigung für diese Strecke beantragt hätte“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Zudem sei der Bagger nicht auf einem Tieflader, sondern auf einem höheren Sattelschlepper transportiert worden. Und: Der Baggerarm war nicht ganz abgelegt worden, weil Ladungsteile im Weg waren. Für die Autofahrer ist das alles derzeit kein Trost. Sie müssen bis auf weiteres durch die Umleitungsstrecken weitere Wege in Kauf nehmen. Bei der Polizei atmet man dennoch durch. „Wir hatten mehrere Schutzengel“, sagte Mannheims Polizeisprecher Martin Boll mit Blick auf den glimpflichen Ausgang des Unfalls, bei dem niemand verletzt wurde.