Filme und ein jeweils dazugehörendes Requisit bilden den Kern von „Making-of Filmakademie“ im Ludwigsburg-Museum Foto: factum/Weise

Seit einem Vierteljahrhundert lernen Studenten an der Filmakademie Regie, Drehbuchschreiben, Schnitttechnik, Animation und mehr. Aus diesem Anlass widmet das Ludwigsburg-Museum der Hochschule jetzt eine Ausstellung.

Ludwigsburg - Es muss nicht immer gleich das Weiße Haus explodieren, um zu dokumentieren, was man an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg lernen kann. Aber natürlich ist Volker Engel, der 1997 unter anderem für dieses Spektakel im Hollywood-Streifen „Independence Day“ einen Oscar bekommen hat, ein kleiner Teil einer Schau „Making-of Filmakademie“ gewidmet, die das Ludwigsburg-Museum zeigt. Engel studierte und lehrte in den 1990er Jahren Spezialeffekte an der Filmakademie, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Das Museum ehrt die Akademie aus dem Anlass mit einer Ausstellung, die am Sonntag mit knapp 150 Gästen und einem Anekdotenfeuerwerk eröffnet wurde.

 

„Halleluja“ – schon 25 Jahre. Mit diesem Leonard-Cohen-Song, der vor einigen Jahren im US-Animationsfilm „Shrek“ Verwendung fand, liefert das Ensemble der Filmakademie zu Beginn der Vernissage einen ersten musikalischen Gänsehautmoment. Film soll Sinne betören, Gefühle wecken. Die Kuratorin Margrit Röder hat sich für die Jubiläumsschau im Ludwigsburg-Museum ein sympathisches, dem Thema angemessenes Ausstellungskonzept ausgedacht. Herzstück sind zahlreiche Bildschirme, auf denen alle Arten von an der Hochschule produzierten Filme laufen, dazu drapiert oder aufgestellt sind zu jedem Film ein typisches Requisit oder charakteristisches Exponat. „Wir haben sehr wenige Dinge aus 25 Jahren Filmakademie und dachten uns, aus Anlass des Jubiläums lohnt es sich, danach zu graben“, sagt Margrit Röder. Beim Graben geholfen hat ihr die freie Dokumentarfilmerin und Filmakademie-Absolventin Gudrun Weiler.

Neben einer Rückschau gibt es zahlreiche Mitmachangebote

Jüngstes Exponat ist der künstliche Bauch einer Schwangeren. Er kam in der Abschlussarbeit „24 Wochen“ von Anne Zohra Berrached zum Einsatz, die im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale gezeigt wurde. In dem Film geht es um ein Elternpaar, das mit sich ringt, ob die werdende Mutter ihr behindertes Kind abtreiben soll. Volker Engel ist mit einem Kurzfilm aus dem Jahr 1993 und einer dazugehörigen Patronenhülse vertreten: In „Gegenschuss“ wird einer von mehreren gelangweilten jungen Männern beim Fernsehen aus dem Bildschirm heraus erschossen. Daraus entsteht eine siebenminütige, groteske Schießerei, für dessen Spezialeffekte Engel verantwortlich war.

Dazu bietet die Ausstellung zahlreiche Mitmachgelegenheiten und einige erstaunliche Erkenntnisse, etwa jene, dass infolge des Umzugs der Filmakademie auf das Gelände der ehemaligen Mathildenkaserne 72 Tauben obdachlos geworden sein sollen. „Mit ungewöhnlichen Fakten dieser Art wollen wir den Besuchern einen spielrischen Zugang zur Ausstellung eröffnen“, erklärt die Kuratorin.

Der Akademiegründer Albrecht Ade erinnert sich an den Förderer Lothar Späth

Aus Anlass der Vernissage stattet, gewissermaßen als lebendes Exponat, am Sonntag auch der Akademiegründer Albrecht Ade dem Museum einen Besuch ab. Im Zwiegespräch mit Thomas Schadt, dem jetzigen Leiter der Hochschule, erzählt Ade etliche Anekdoten aus der Gründerphase. Nichts kommen lässt er dabei auf den jüngst verstorbenen ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth, einst ein leidenschaftlicher Förderer der Idee Filmakademie. „Der hat damals manches schneller begriffen, als man es selber sagen konnte“, berichtet Ade. Über die Rechtsform der GmbH, ein Vorschlag Ades, und mittels einer Stiftung machte Späth jene Millionen Startkapital locker, die anderenfalls in den Länderfinanzausgleich geflossen wären.

Der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel habe übrigens die Filmakademie in der Landeshauptstadt nicht haben wollen, entsinnt sich Ade. Und ihm fällt auch ein, was er in der Stuttgarter Zeitung seinerzeit gelesen habe: „Man will in Ludwigsburg die Wüste bewässern“, wurde damals geschrieben“ – 25 Jahre später eine kaum haltbare These.

Kleine, aber feine Ausstellung

Was aus Ades Idee nach einem Vierteljahrhundert geworden ist, zeichnet jetzt die kleine, aber feine Ausstellung „Making-of Filmakademie“ im Untergeschoss des Ludwigsburg-Museums an der Eberhardstraße in charmanter Weise nach.