Kata Legrady bringt zusammen, was nicht zusammengehört: Süßigkeiten und Gewalt, Pelze und Handgranaten, Blumen und Munition. Foto: dpa

Eine Ausstellung in Karlsruhe zeigt eine mit Smarties bestückte Kalaschnikow und mit Pelz überzogene Handgranaten. Die Künstlerin Kata Legrady verbindet mit ihrer eigenwilligen Popart einen ironischen Appell gegen Waffengewalt und Wirtschaftsmacht.

Eine Ausstellung in Karlsruhe zeigt eine mit Smarties bestückte Kalaschnikow und mit Pelz überzogene Handgranaten. Die Künstlerin Kata Legrady verbindet mit ihrer eigenwilligen Popart einen ironischen Appell gegen Waffengewalt und Wirtschaftsmacht.

Karlsruhe - Kata Legrady bringt zusammen, was nicht zusammengehört: Süßigkeiten und Gewalt, Pelze und Handgranaten, Blumen und Munition. Die in Ungarn geborene Künstlerin verfremdet Waffen zu infantilen Objekten und hält der Gesellschaft einen Spiegel vor: „die Gleichung von Wohlstand und Luxus auf der einen Seite, Gewalt und Ausbeutung auf der anderen Seite“, wie es im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung „Smart Pistols“ heißt. Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe präsentiert jetzt zum ersten Mal in Deutschland eine große Werkschau der 38-jährigen Legrady, die in Budapest und Hannover lebt.

„Ich habe die Ausstellung wie einen „Tatort“-Krimi konzipiert“, sagt Kurator Andreas Beitin, Leiter des Museums für Neue Kunst im ZKM. Am Eingang der Ausstellung hängt ein verkohltes Holzgewehr an der Wand - „zuerst die Leiche sozusagen“ - am anderen Ende wird der Tathergang gezeigt: in einem Video, das die Verbrennung des Holzgewehrs auf einem Acker in Niedersachsen zeigt, unterlegt mit Musik aus der Wagner-Oper „Die Walküre“.

Dazwischen hat Beitin rund 100 Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen und andere Objekte vor einem Anthrazit-Hintergrund platziert. Verstörend wirkt ein überdimensionaler Colt, mit Kreide auf eine Schultafel gezeichnet, angeordnet wie ein Flügelaltar. Der Kurator sieht darin die Kritik Legradys an der Militarisierung der Gesellschaft schon im Kindesalter: „Das ist biografisch bedingt, weil sie sich selbst als Opfer dieser Indoktrination sieht und als Kind ganz früh dazu gezwungen wurde, sich mit Waffen auseinanderzusetzen.“

Legrady war schon mit vier Jahren in einer Schießsportgruppe

Im kommunistischen Ungarn sei Legrady schon als Vierjährige in eine Schießsportgruppe gekommen, sagt Beitin. Dann habe sie sich vom Schießen losgesagt und sich als Opernsängerin ausbilden lassen. Erst 2007, nach einer Begegnung mit dem Schweizer Objektkünstler Daniel Spoerri, habe sie sich der Popart zugewandt.

„Es geht ihr immer um die Gegenüberstellung von Objekten der Gewalt, der Macht und des Todes mit Objekten von Lust, Gier und Konsum“, sagt Beitin beim Rundgang durch die Ausstellung. Die Künstlerin wolle zeigen, wie sich aus der Gewalt der Waffen die Gewalt durch Wirtschaftsmacht entwickelt hat.

Auf die übergroße Skulptur eines Colts legt sie einen Sattel des Pariser Luxusherstellers Hermès. Eine Kalaschnikows ist mit mehr als 250 Smarties bestückt. Und wie einst Meret Oppenheim mit ihrer Pelztasse („Le Déjeuner en fourrure“) überzieht sie Handgranaten mit kostbaren Fellen, um so auf die Verbindung von Gewalt, auch der Gewalt an Tieren, mit Luxus hinzuweisen.

Der ironische Blick von Legrady stellt das Spannungsverhältnis von Gewalt und Macht bloß, will Waffen mit einem Lächeln überwinden. Dem Ort der Ausstellung ist der pazifistische Neuanfang schon einmal gelungen: Was von 1914 bis 1917 als Waffenfabrik errichtet wurde, ist heute ein international beachtetes Kunstzentrum.