SPD-Altstadtrat Albert Weinmann verglich die SPD mit einer kaputten Sense. Foto: Häusser

Die SPD Filderstadt hat eine Ausstellung zu ihrer Geschichte im VHS-Gebäude in Plattenhardt eröffnet. Bei der Vernissage berichtete Stadtarchivar Nikolaus Back auch von der Entwicklung der Partei auf den Fildern.

Plattenhardt - Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein, der als Wurzel der SPD gilt, wurde vor 150 Jahren gegründet. Auf den Fildern begann die Geschichte der Partei allerdings später. Laut Filder-Bote soll es 1887 den ersten Arbeiterverein auf dem Gebiet des heutigen Filderstadt in Plattenhardt gegeben haben. Darauf verwies Stadtarchivar Nikolaus Back bei der Eröffnung einer Ausstellung „150 Jahre Deutsche Sozialdemokratie“, die bis Sonntag in der Volkshochschule während der Öffnungszeiten zu sehen ist. Back erklärte, dass es schwierig sei, die Ursprünge der Sozialdemokratie auf den Fildern zu dokumentieren. Die Parteimitglieder hätten aus Angst vor der Verfolgung durch die Nazis 1933 ihre Aufzeichnungen vernichtet.

Pfarrer als Gegner

Trotzdem konnte der Stadtarchivar von einzelnen Ereignissen auf den Fildern berichten, die in Berichten von Pfarrern erwähnt wurden, die als Gegner der Sozialdemokraten galten. 1891 schrieb einer von ihnen in einem Pfarrbericht, ein Mann aus Untersielmingen habe bei der Reichstagswahl für den sozialdemokratischen Abgeordneten gestimmt, obwohl er ansonsten ein „ordentlicher Mann“ sei.

Dem Aufblühen der SPD taten solche Berichte jedoch keinen Abbruch. „Im Jahr 1912 gab es in allen fünf Ortsteilen SPD-Ortsvereine“, sagte Back. Der Stadtarchivar berichtete wie sein Vorredner, der Bundestagsabgeordnete Gernot Erler auch von der für die Sozialdemokratie schweren Zeit des Ersten Weltkriegs und der Nazi-Jahre 1933 bis 1945.

Nachdem die SPD 1933 verboten wurde, seien viele Sozialdemokraten eingesperrt oder getötet worden, sagte Erler. Back berichtete, dass 25 Männer aus Filderstadt wegen ihrer Mitgliedschaft bei der SPD oder KPD 1933 verhaftet oder auch einige Wochen ins KZ geschickt wurden.

Verdiente SPD-Männer

Gernot Erler erzählte auch von der jüngsten Geschichte der SPD und wies dabei auf den Einfluss einiger Baden-Württemberger hin. Beispielsweise den früheren Landesvorsitzenden Erhard Eppler, der schon vor der Existenz der Grünen ökologische Themen besetzte und den Ausstieg aus der Atomkraft forderte. Erler wies auch auf die große Bedeutung von Willy Brandt für die SPD hin. Wegen ihm seien viele Leute in die Partei eingetreten. Er selbst habe 1972 im Wahlkampf mit einem Freund im VW-Bus Bauern aufgesucht, um sie von der Ostpolitik Brandts zu überzeugen, sagte der Freiburger Abgeordnete. „Da brauchte man schnelle Füße, wenn die Hunde von der Kette gelassen wurden.“

Auch Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker verwies in ihrem Grußwort auf die Anziehungskraft Willy Brandts, den sie als eines ihrer Vorbilder bezeichnete. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Wolfgang Berthold, der durch die Vernissage geführt hatte, witzelte zum Schluss der Veranstaltung: „Es freut mich besonders, dass wir auch in Untersielmingen mal einen Wähler hatten.“