Es läuft: Maximilian Mittelstädt liefert beim VfB Stuttgart eine starke Saison (im Hintergrund Josha Vagnoman). Foto: Baumann/Julia Rahn

Maximilian Mittelstädt und Josha Vagnoman präsentieren sich in starker Form – und liebäugeln mit einer Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft.

Maximilian Mittelstädt hat sein Tempo nach der Begegnung beim VfL Wolfsburg einfach mal beibehalten. Der Außenspieler des VfB Stuttgart hat bei den Interviews schnell gesprochen, als er den 3:2-Sieg des Fußball-Bundesligisten einordnete, und er hat gleich auf den nächsten Termin in der VW-Arena hingewiesen. Da wollte der 26-Jährige auch noch rasch vorbeischauen. Familie und Freunde warteten, sie waren aus Berlin gekommen. Ist ja nicht so weit aus der Hauptstadt, wo Mittelstädt jahrelang das Trikot von Hertha BSC trug und selten auffiel.

 

Doch jetzt ist Mittelstädt ein gefragter Mann. So gefragt, dass er zuletzt mehrfach beantworten musste, ob er schon etwas von Julian Nagelsmann gehört habe. Nein, hat er nicht. „Das kommt ja normalerweise erst in den Tagen vor der Nominierung“, weiß Mittelstädt. Am 14. März gibt der Bundestrainer seinen Kader für die nächsten zwei Länderspiele (Frankreich und Niederlande) bekannt – und dem Linksfuß werden Chancen eingeräumt. Weil er beim VfB nicht mehr der Spieler ist, der er bei Hertha war.

Borna Sosa ist vergessen

Eine Szene aus Wolfsburg dokumentiert das: Als sich Chris Führich im halblinken Raum nach vorne aufdrehte und den Ball nach außen passte. Dorthin, wo Mittelstädt hingesprintet war. Er nahm den Kopf kurz hoch, schaute und schlug eine präzise Flanke auf Serhou Guirassy – 1:0. Es war Mittelstädts vierte Torvorlage in Pflichtpartien, zwei Treffer hat er diese Saison selbst erzielt.

Damit hat der Stuttgarter seine Quote nach nun insgesamt 167 Erstligaeinsätzen (vier Treffer/18 Torvorlagen) enorm verbessert. „Es war aufgrund seiner Ballsicherheit deutlich zu spüren, dass Maximilian Mittelstädt wieder in der Startelf stand“, sagt der Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, „er war zuletzt angeschlagen, hat diesmal aber wieder frisch gewirkt.“

Noch zu Saisonbeginn bremste eine Verletzung die günstige Neuverpflichtung (500 000 Euro Ablöse). Doch seit Wochen startet Mittelstädt durch und lässt Borna Sosa (Ajax Amsterdam) vergessen. Griffig in den Zweikämpfen, dynamisch in den Offensivaktionen. Dabei harmoniert er gut mit Führich, was ein starkes Duo auf dem linken Flügel ergibt – sie zeigen sich da sozusagen von ihrer Schokoladenseite. „Wir profitieren sehr voneinander“, sagt Mittelstädt, der dem Tempodribbler oft den Rücken deckt.

Durch das ständige Hinterlaufen bietet er Führich aber ebenso die Möglichkeit, nach innen zu ziehen. Das schafft Freiräume für beide im Angriff und ist von den Verteidigern schwer in den Griff zu bekommen. Da sie mit ihren Lauf- und Passwegen in Höchstgeschwindigkeit Muster auf den Rasen zeichnen, die den Gegner verwirren.

Das allein wäre für die Konkurrenz ja herausfordernd genug, aber auf der gegenüberliegenden Seite kommt zurzeit noch einer mit Wucht angerannt: Josha Vagnoman. Zwar hat sich auf rechts noch kein Tandem wie Mittelstädt/Führich herausgebildet, aber dafür variiert der Trainer Sebastian Hoeneß gerne. Enzo Millot, Jamie Leweling, Silas Katompa und Woo-yeong Jeong – sie bieten im Angriff unterschiedliche Profile.

Doch ist Vagnoman fit, verfügt er auf dem Außenposten über ein gutes Gesamtpaket, das sich mit den anderen ergänzen lässt. „Er ist zweikampfstark und pendelt die Linie rauf und runter“, sagt Wohlgemuth. Ganz gleich, ob als Rechtsverteidiger in der Viererkette oder als Schienenspieler, wenn sich die Stuttgarter zwischen Dreier- und Fünferkette verschieben. In Wolfsburg präsentierte sich der gebürtige Hamburger dazu torgefährlich, wenn er nach vorne stürmte – mit Erfolg bei seinem Treffer zum 3:1.

Das sagen die VfB-Profis zum Saisonziel

„Die Rolle sowohl defensiv als auch offensiv auszufüllen, ist mein Spiel“, sagt Vagnoman, „weil ich die langen Wege gehen kann.“ Und wenn es nötig erscheint, kann der 23-Jährige, der bereits in der deutschen Nationalelf debütiert hat, einfach die Seite wechseln. Wie in der VW-Stadt, als es in den Schlussminuten darum ging, den Vorsprung zu verteidigen. „Es zeichnet eine Mannschaft aus, solche kritischen Phasen zu überstehen. Das entscheidet auch darüber, wo du am Ende der Saison stehst“, sagt Vagnoman.

Ein Champions-League-Rang soll es möglichst werden. Das lassen sowohl Mittelstädt als auch Vagnoman durchblicken, ohne die Erwartungshaltung – auch die eigene – zu hoch zu schrauben. „Wir können im Grunde nichts mehr verlieren, weil wir unser eigentliches Saisonziel, den Klassenverbleib, schon erreicht haben“, sagt Mittelstädt über die Ausgangslage des Tabellendritten vor der nächsten Heimaufgabe am Freitag (20.30 Uhr) gegen den 1. FC Union Berlin.

Zehn Spiele sind es noch, in denen es für Mittelstädt und Vagnoman gilt, an Punkten und Profil zu gewinnen. Mit der VfB-Mannschaft und persönlich, um sich eventuell gleich zwei Träume zu erfüllen: die Teilnahme an der Königsklasse und der Heim-EM.