Die USA sind bei den meisten jungen Menschen, die einen Auslandsaufenthalt planen, Ziel Nummer eins Foto: dpa-Zentralbild

Obst ernten im australischen Outback, kellnern in Dublin – ein Auslandsjahr nach dem Abitur ist bei Jugendlichen nach wie vor sehr beliebt. Infos dazu, wie man einen Aufenthalt im Ausland optimal gestaltet, gab es am Samstag im Haus der Wirtschaft.

Stuttgart - Der Einspielfilm am Anfang des Vortrags zeigt Szenen in einer Bar im irischen Dublin – junge Leute stehen Arm in Arm in einer Reihe, lachen nach getaner Arbeit zufrieden in die Kamera. Die Botschaft: Wir arbeiten zusammen und haben gemeinsam Spaß.

Was sie berichten, ähnelt sich. Das Einleben im fremden Land falle schwer, die Erfahrungen seien aber unersetzlich, sagen sie einhellig. Eine junge Frau erzählt begeistert von ihrer Wohngemeinschaft mit einer spanischen Buddhistin. „Solche Erfahrungen hätte ich in Deutschland nicht gemacht“, sagt sie. Der Film aus Dublin soll die rund 70 Besucher, die am Samstagmittag ins Haus der Wirtschaft gekommen sind, auf den Geschmack bringen, ins Ausland zu gehen.

Obst zu ernten ist zur Finanzierung ein Dauerbrenner

Etliche Unternehmen vermitteln jungen Menschen Jobs im Ausland oder helfen bei der Bewerbung. Stepin, Organisator der Veranstaltung am Samstag, ist ein solcher Anbieter. Mehr als zwei Stunden berichten Programmmanagerin Lara Lehnen und Auszubildende Clara Isselmann von den Möglichkeiten, die sich reise- und arbeitswilligen jungen Menschen eröffnen. Diese reichen von sogenannten Work & Travel-Programmen, einer Verbindung aus Arbeit und Reise, über Sprach- und Au-pair-Aufenthalte bis hin zu Freiwilligendiensten und Auslandspraktika. Die Kosten unterscheiden sich von Land zu Land und je nach Programm.

Packt man etwa beim Farm Experience genannten Arbeitsaufenthalt im australischen Outback ein paar Stunden täglich mit an, sind Kost und Logis damit abgegolten, in der restlichen Zeit lassen sich Land und Leute erkunden. Fruit Picking – also Obsternten – ist ein Dauerbrenner, mit dem Deutsche ihr Reisebudget in Australien aufbessern. In Irland ist Kellnern beliebt, und wer in England im Hotel anheuert, bekommt zusätzlich einen kostenlosen Sprachkurs. Ganz uneigennützig ist dieses Angebot freilich nicht, denn von guten Sprachkenntnissen profitieren auch die Hotels.

Viele unterschätzen die Arbeit

Lara Lehnen macht deutlich: „Arbeit heißt auch bei diesem Programm Arbeit. Viele unterschätzen das.“ Um Enttäuschungen vorzubeugen, sei es wichtig, realistische Erwartungen zu haben. Ohne Eigeninitiative geht nichts. „Stepin“ könne zwar Tipps geben, Jobdatenbanken zur Verfügung stellen und Lebensläufe überarbeiten. Auf dem Silbertablett könne man die Jobs aber nicht liefern. „Schließlich ist die Konkurrenz von Millionen Rucksackreisenden groß“, sagt Clara Isselmann. Sie selbst sei während ihres Aufenthaltes mit 70 ausgedruckten Lebensläufen durch Sydney gelaufen und habe eine Bar nach der anderen abgeklappert.

Auch Programme in Südamerika, Südostasien und Afrika bietet Stepin an. Das Traumziel der meisten bliebe jedoch die USA, sagt Lara Lehnen – trotz der relativ strengen Einreisebedingungen.