Manches verändert sich nicht: Die Bonbons der Firma Jung sehen noch aus wie zu Zeiten deren Gründung 1828. Foto: factum/Granville

An Regentagen ein idealer Ausflugsort: ein Museum. Klingt für Kinder langweilig? Nicht, wenn sie sich dabei auch den Bauch vollschlagen dürfen. Im Bonbonmuseum in Vaihingen/Enz gibt es praktischerweise einen Fabrikverkauf mit vielen Leckereien zum Kosten.

Vaihingen/Enz - Bonbon ist hier nicht gleich Bonbon: Es gibt Goldnüsse, Schokomandeln, Zitrönchen, Mokka-Zungen, Vollmilchmünzen oder Fenchelstäbchen. Das erfährt der Besucher des Bonbonmuseums in Vaihingen an der Enz gleich am Eingang, während er an einem Gratis-Himbeerbonbon lutscht. Seit dem Jahr 2000 gibt es das Museum der Jung Bonbonfabrik, die wiederum seit 1828 Zuckerle für die Region produziert.

Der Eingang zum Museum ist etwas versteckt: Vom Werksverkaufsraum aus führt eine Wendeltreppe in den ersten Stock des Gebäudes, wo der Platz für die Historie ist. Begrüßt wird der Besucher mit dem Gratis-Versucherle aus einem Automaten – und mit vielen Informationen zur Geschichte und Herstellung der Zuckerwaren.

Früher haben Bäcker Bonbons produziert, so hat auch der Firmengründer Jung angefangen. Seit gut hundert Jahren würden die Süßwaren jedoch in Fabriken produziert, heißt es auf einer der Wandtafeln. Erfunden wurden Süßigkeiten und Bonbons übrigens in Persien. Auch was „Schwiegermutter-Bonbons“ sind, wird beim Rundgang verraten. Über die wichtigste Zutat bei den Süßwaren, den Zucker, zeigt das Museum einen Film. Es ist eine Sachgeschichte unter dem Titel „Z wie Zucker“. Auch zum Herstellungsprozess eines Himbeerbonbons gibt es einen Film zu sehen. Ein französischer Koch verrät darin, wie viel Zucker, Wasser und Sirup er mit anderen Zutaten mischen muss, wie lange die Masse zu kochen hat, und wie anstrengend es ist, den klebrigen Bonbonteig in die richtige Form zu bringen.

Eine Ladentheke aus dem Jahr 1893

Einen echten Kochkessel, in dem früher die anfangs noch weiche Masse für die später harten Bonbons gekocht wurde, gibt es in dem Museum natürlich zu sehen. Und einen sogenannten Walzbock. Auf diesem scheint wohl eine Bonbonmasse vergessen worden zu sein – sieht man doch, wie sich eine durchsichtige Zuckermasse durch den Bock zieht, und wie die Walze kleine Bonbons daraus quasi ausschneidet.

Die fertigen Zuckerle wurden früher unverpackt verkauft – so sah man die vielen verschiedenen Formen, welche die Walze ausschneidet, besser. Einer der Läden, der eins die Süßwaren der Firma Jung verkauft hat, war der Kolonialwarenladen Oscar Zahn in der Calwer Straße in Stuttgart. Die originale Ladeneinrichtung aus dem Jahr 1893 ist heute im Bonbonmuseum zu bewundern. Über die alte Ladentheke wurden noch bis 1990 Bonbons verkauft, unverpackt nach Gewicht. In riesigen durchsichtigen Glasgefäßen standen die Zuckerle auf dem Ladentisch. An den nun ausgestellten großen gefüllten Gläsern auf der Museumsladentheke schraubt der Besucher jedoch vergeblich: Sie sind fest verschweißt. Dabei sei das tollste an der Ausstellung doch das Probieren – meint zumindest ein vierjähriger Besucher. „Das Museum ist recht klein, aber schön gemacht“, urteilt Sabrina Podda, die Mutter des Jungen. „Wir wohnen seit vier Jahren in Vaihingen, und jetzt wollten wir uns das Museum mal anschauen“, sagt sie.

40 verschiedene Sorten im Verkauf

Eine andere Möglichkeit, früher Bonbons auch außerhalb von Kaufläden zu erstehen, waren Süßigkeiten- und Kaugummiautomaten. Einige besondere Exemplare hängen im Vaihinger Museum – bis auf den Automaten am Eingang ist allerdings keiner mehr in Betrieb. Naschen darf der kleine und großer Besucher jedoch trotzdem – nur eben ein Stockwerk tiefer, im Werksverkauf. Im gesamten Landen verteilt stehen Probiergläschen, gefüllt mit Bonbons aus der Fabrik in Vaihingen und mit Fruchtgummi, das in einer Tochterfirma im Schwarzwald hergestellt wird.

Mehr als 40 Sorten Hartkamelle, so der Ausdruck für die harten Bonbons, produziert das Unternehmen. Und verkauft sie auch in kleineren und größeren Mengen im Laden unter dem Museum. „Das Besondere an unseren Bonbons und Fruchtgummis ist, dass sie aus rein natürlichen Zutaten bestehen“, sagt Sina Hees, die Leiterin des Fabrikverkaufs in Vaihingen. „Die grünen werden mit Spinat gefärbt, die roten mit schwarzen Johannisbeeren.“ Auch vegane und gelatinefreie Bonbons und Fruchtgummis hat der Laden im Angebot. Aber nicht nur für Kinder scheinen Museum und Werksverkauf interessant zu sein. „Wir haben auch richtige Busausflüge mit Senioren, die kommen, um sich den alten Kolonialladen und die historischen Maschinen anzuschauen.“

Ein süßes Museum

Anfahrt
Das Museum liegt in der Industriestraße 9-11 in Vaihingen an der Enz. Parkmöglichkeiten sind am Werksverkauf kostenlos vorhanden. Vom Bahnhof in Vaihingen fahren mehrere Busse zum Nordbahnhof in den Stadtteil Kleinglattbach. Von dort sind es nur noch 400 Meter zum Museum.

Preise
Das Museum ist kostenfrei.

Öffnung
Montag bis Freitag, 9 bis 18.30 Uhr, samstags von 9 bis 13.30 Uhr

Kontakt
www.bonbon-museum.de, Telefonnummer: 0 70 42/90 70