Der Kunstexperte Gert K. Nagel zeigt Porzellan-Figuren seiner Sammlung. Foto:  

Bei einer großen Sonder-Auktion im Stuttgarter Auktionshaus Nagel lässt der ehemalige Inhaber Gert K. Nagel rund 2000 Kostbarkeiten aus seiner Sammlung versteigern. Der Anlass der Auktion ist der 80. Geburtstag des renommierten Kunstexperten.

Stuttgart - Als Sammler ging es Gert Nagel meist mehr um die Bedeutung der Objekte in der Kulturgeschichte als um ihren Geldwert. Aus diesem Grund gehören zu seiner Sammlung mit Fayencen, Porzellan, Möbel, Gemälden und Teppichen keine Schlossmöbel, sondern drei bürgerliche Kirchheimer Barocksekretäre. „Kirchheim unter Teck war der Wittwensitz der Gemahlinnen der württembergischen Herzöge. Deshalb siedelten sich dort 42 Schreinereien an, die so gut arbeiteten, dass sie auch Aufträge vom Adel des Landes erhielten“, sagt Gert Nagel.

Prunkstücke seiner Teppichsammlung sind ein um 1800 geknüpfter Stern-Kasak zum Schätzpreis von 15 000 Euro, ein signierter Bildteppich aus Isfahan aus der Zeit um 1900 mit aus persischen Liebesgedichten, gerahmt mit Gedicht-Versen und ein Tschelaberd Adler-Kasak aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Der Hauptumsatz des Auktionshauses läuft über asiatische Kunst

Die wirtschaftliche Basis für den Erwerb seiner Sammlung bildete das von seinem Vater Fritz Nagel gegründete Auktionshaus. Mit rund 50 Millionen Euro Jahresumsatz, mindestens zwölf Auktionen pro Jahr und 15 000 bis 20 000 versteigerten Objekten zählt es heute zu den bedeutendsten Unternehmen im auf dem deutschen Kunstmarkt. Gert Nagel hat durch das Fingerspitzengefühl bei der Auswahl seiner Mitarbeiter auf die Schwankungen im Kunstmarkt reagiert. „Früher haben wir 80 Prozent unseres Umsatzes mit Artefakten europäischer Kunst und 20 Prozent mit asiatischen Kunstgegenständen erzielt, heute ist es genau umgekehrt. Bei den Asia-Auktionen kommen auch 90 Prozent der Käufer aus dem Fernen Osten“, sagt Gert Nagel. 1990, im Alter von 54 Jahren, regelte der renommierte Experte für Schretzheimer Fayencen mit Leidenschaft für Orientteppiche seine Nachfolge. Neben Uwe Jourdan, der 2004 nach dem plötzlichen Tod von Robin Straub die Leitung des Hauses übernahm, stieß der international renommierte Experte für asiatische Kunst, Michael Trautmann zum Team der mittlerweile 35 Experten. Gert Nagel blieb dem Auktionshaus jedoch stets als wichtiger Ratgeber, guter Kunde, engagierter Sammler und Förderer treu. Öffentlich präsent ist er heute als Sachverständiger in der Sendung „Kunst und Krempel“, samstags im Bayerischen Rundfunk.

Spezialist für Sonder-Auktionen bei Schloss- und Villenauflösungen

Kunstsinn wurde dem 79-Jährigen quasi in die Wiege gelegt. „Mein Großvater war Juwelier und Alchemist, der tatsächlich noch glaubte, man könne Gold machen. Auf seine Anordnung studierte mein Vater Chemie. Danach sollten beide dann Gold produzieren“, erzählt Gert Nagel. Als sein Vater Fritz jedoch nach der Promotion versicherte, Gold sei nicht herstellbar, eröffnete er statt dessen in Mannheim ein Auktionshaus und gestaltete 1924 die erste verbriefte Kunstauktion Mannheims. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es Fritz Nagel nach Stuttgart, wo er die ersten Nachkriegsauktionen organisierte. Nach 200 Auktionen in der Landeshauptstadt übergab er das Geschäft, damals noch in der Mörikestraße, 1965 an seinen Sohn Gert. „Eigentlich hätte es mein älterer Bruder übernehmen sollen, doch er kam aus dem Krieg nicht mehr zurück“, sagt der gelernte Restaurator für Gemälde und Skulpturen. Eigentlich wollte er Innenarchitekt werden oder einen Beruf in der Werbung suchen, aber sein Vater sagte, diese Neigungen könne er auch ins Auktionshaus einbringen. „Deshalb habe ich schon lange vor meiner Leitungsfunktion die Werbung des Auktionshauses übernommen.“ Nach und nach machte sich Gert Nagel einen Namen als Spezialist für Sonder-Auktionen bei Schloss- und Villenauflösungen. Sein Debüt gab er bereits 1965 bei einer Inventarversteigerung im Badener Schloss Adelsheim.

Chinesischer Tisch kommt für 1,3 Millionen Mark unter den Hammer

Zu den denkwürdigsten Ereignissen zählt die Versteigerung des Gemäldes „Blumenfreund“ von Carl Spitzweg: „Robin Straub und ich haben damals in zwei Sälen parallel versteigert, weil in einem Saal nicht alle Interessenten Platz hatten. Das Bild kam damals für 1,12 Millionen Mark unter den Hammer.“ Eine Auktion der frühen 90er Jahre dokumentiert das Interesse an asiatischer Kunst. „Unser Experte Michael Trautmann bot einem Kunden an, den chinesischen Tisch aus Zitanholz eines Stuttgarter Arztes, der am Hof des Kaisers von China gearbeitet hatte, für 100 000 Mark zu versteigern. Die Auktion übertraf mit 1,3 Millionen Mark jedoch alle Erwartungen.“

Die Sonder-Auktion Gert. K. Nagel findet am 27. und 28. Januar im Auktionshaus Nagel, Neckarstraße 189- 191 statt. Besichtigung: 22 bis 25. Januar. Infos online: www.auction.de