Annika und Marc Gläser aus Böblingen mit ihren Töchtern, der zweijährigen Emma und der vier Monate alten Lena. Außerdem immer mit dabei: Familienhund Tyson. Foto: privat

Bis zum 26. April lebt Familie Gläser aus Böblingen ein völlig normales Leben mit zwei Kindern und Hund. Dann erhält die zweijährige Emma die Schockdiagnose Leukämie. Nun sucht die Familie händeringend nach Stammzellenspendern.

Eine frisch renovierte Doppelhaushälfte mit Garten, zwei kleine Kinder und ein Hund. Das ist die Familienidylle der Gläsers in Böblingen. Das glückliche Leben, das Mutter Annika, Vater Marc, die zweijährige Tochter Emma, ihre vier Monate alte Schwester Lena und Familienhund Tyson bis zu diesem Zeitpunkt gewohnt waren, hat sich aber von einem auf den anderen Tag völlig auf den Kopf gestellt. Seit Ende April prägen statt Kinderlachen und Leichtigkeit Angst und Sorgen, Hoffnung und Verzweiflung den Alltag. Grund dafür ist die schwere Leukämieerkrankung Emmas.

Begonnen hat der Albtraum der Gläsers vor genau drei Monaten. Am 26. April erhalten sie im Olgäle die niederschmetternde Diagnose Leukämie. Da war Emmas kleine Schwester Lena gerade einmal drei Wochen auf der Welt. Der Schreckensdiagnose Blutkrebs vorausgegangen waren Tage, in denen die sonst so aufgeweckte und tierbegeisterte Emma immer schlapper, müder und blasser wurde. Kein Spiel konnte die Zweijährige mehr animieren. Täglich baute Emma ab, schlussendlich konnte sie kaum noch aufstehen. „Wir hatten ein komisches Gefühl. Nachdem sich die Lage immer weiter zuspitzte, beschlossen wir, in die Böblinger Kinderklinik zu fahren“, erzählt Annika Gläser, die in Böblingen eine Physio- und Ergotherapiepraxis führt. Was dann folgte, erlebten die Eltern wie in Trance: „In der Notaufnahme stellten die Ärzte fest, dass der Bauchraum angeschwollen war. Das deutete auf krankhafte Organvergrößerungen hin.“

Im Krankenhaus bestätigt sich der schlimmer Verdacht

Von ihrem ursprünglichen harmlosen Verdacht, Emma leide vielleicht unter einem Eisenmangel, war ab dem 26. April keine Rede mehr. Stattdessen fanden sich Annika und Marc Gläser in der Onkologie des Olgäle wieder. „Wir wollten zuerst nicht wahrhaben, dass Emma an Leukämie leiden soll. Wir glaubten, dass Blutproben vielleicht vertauscht wurden. So etwas kann doch uns nicht treffen. Das trifft immer andere“, sagt Annika Gläser. Um Emma zu stabilisieren, wurde sofort mit einer Cortisontherapie begonnen. Auf einen zweiwöchigen Klinikaufenthalt folgten weitere teils stationäre, teils ambulant durchgeführte Chemotherapien, die bis heute Anwendung finden müssen.

Im Moment kann Emma trotz ihrer schweren und noch immer nicht geheilten Leukämieerkrankung wieder mehr am Leben teilnehmen. Aber das schwankt. Kurz nachdem die ersten Therapieschritte zur Bekämpfung der verrückt spielenden Blutzellen eingeleitet waren, verschlechterte sich ihr Zustand nochmals. „Wir dachten, jetzt verlieren wir den Kampf“, sagt Annika Gläser. Erst mit den ersten Chemo-Blöcken sei die Kraft der Zweijährigen etwas zurückgekehrt. Aktuell befinde sich Emma in einem vergleichsweise guten Zustand. „Sie spielt wieder, ist wieder etwas mehr der Quatschkopf, der sie war. Aber vieles geht immer noch nicht: Einkaufen, Toben, Kindersport – das ist alles zu gefährlich“, so Gläser. Etwas tröstlich sei auch, dass Emma wenig von dem verstehe, was seit drei Monaten mit ihr passiere: „Die Ärzte sagen, dass sie später einmal kaum Erinnerungen dazu haben wird.“

Alle wachsen über sich hinaus

Die Erkrankung ihrer Tochter hat das Leben von Annika und Marc Gläser voll im Griff. Wie sie die vergangenen Monate gemeistert haben, das weiß auch die Mutter nicht genau: „Man funktioniert einfach automatisch. Wir haben gute und schlechte Tage. An den schlechten Tagen denkt man, man kann nicht mehr. Aber dann weiß man wieder, Emma und auch Lena brauchen uns, sowie unser Hund. Dann richtet man den Kopf wieder auf.“ Auch ihre Jobs, denen die beiden weiter nachgehen – wenn auch eingeschränkt –, helfen, einen halbwegs normalen Alltag aufrechtzuerhalten. Und eines, das sich für Paare in schweren Zeiten besonders bewährt hat, legen auch die Gläsers an den Tag: „Mein Mann und ich sprechen sehr viel. In dieser Extremsituation, in der wir uns um das Leben unserer Tochter sorgen, lernt man sich noch mal anders kennen“, betont Gläser.

Auch die Unterstützung durch Arbeitgeber, Kollegen, Freunde und Familie und viele fremde Menschen, die die Gläsers auf das Schicksal ansprechen, gebe Kraft. „Wir haben ein Orgateam aufgebaut. Meine Schwiegermutter zum Beispiel engagiert sich an ihrem Wohnort im Schwarzwald dafür, dass sich Menschen bei der DKMS als Stammzellenspender registrieren. Wir und unsere Freunde und Bekannte tun das hier in und um Böblingen“, erklärt die Mutter. Da die Gewebemerkmale von Mutter, Vater und Schwester nicht zu 100 Prozent passen, suchen die Gläsers mithilfe der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) weltweit nach einem geeigneten Stammzellenspender oder einer -spenderin.

Noch fehlt der Lebensretter der kleinen Emma

Dieser ist Stand jetzt aber noch nicht gefunden. Nachdem die Mutter im direkten Umfeld, in Fernsehen, Radio und Zeitung und vor allem auf ihrem Facebook- und Instagram-Kanal Aufrufe zu Registrierung gestartet hat, sollen auch in Böblingen weitere Aktionen folgen. „Wir hoffen, dass diesen Sommer unter anderem im Böblinger Freibad ein DKMS-Stand aufgebaut wird. Da und bei weiteren Gelegenheiten werden wir öffentlich darum werben, sich registrieren zu lassen. Es ist wirklich einfach und kann Leben retten. Das von unserer kleinen Emma, auch das von vielen anderen Erkrankten“, drückt Annika Gläser ihre Hoffnung aus, dass der Albtraum bald ein Ende hat.

So kann man helfen

DKMS
Der Instagram-Kanal von Annika Gläser lautet „anni_glaeser“. Auf Facebook heißt sie „Annika Gläser“. Wer sich bei der DKMS als potenzieller Stammzellenspender registrieren möchte, um Emma zu helfen, findet Infos unter https://www.dkms.de/aktiv-werden/online-aktionen/emmabrauchtdich. Bei der Registrierung wird mit einem Wattestäbchen ein Abstrich der Wangenschleimhaut gemacht. Das Stäbchen sendet man kostenfrei an die DKMS zurück.