Dieser Kuchen ist gelungen. Foto: dpa

Meine Mutter hielt nichts von Küchenwaagen. Brauchte sie auch nicht.

Meine Mutter hielt nichts von Küchenwaagen. Brauchte sie auch nicht. Von ihrer Mutter hatte sie gelernt zu schätzen, wie viel ein halber Liter Milch, 100 Gramm Butter oder 250 Gramm Mehl sind. Ihre Schwarzwälder Kirschtorte schmeckte ebenso köstlich wie die eines bekannten Konditors, der mir einmal erklärte, sein Rezept müsse aufs Gramm genau eingehalten werden.

Auch unter unseren Rezept-Geberinnen und -Leserinnen gibt es unterschiedliche Fraktionen: Die einen geben/brauchen exakte Mengenangaben und genaue Anweisungen, den anderen reicht eine knappe Beschreibung. Deshalb erreichen uns immer wieder Nachfragen. Etwa, ob das Rhabarberkuchenrezept für eine Springform oder ein Kuchenblech reiche oder wie lange der Apfelkuchen im Ofen bleiben müsse.

Frauen, entscheidet einfach selbst! Spätestens beim zweiten Mal wisst ihr, wie viel Teig ihr wofür braucht - und könnt dann nach Bedarf variieren. Auch ob ein Kuchen bei 180 Grad 47 oder 53 Minuten im Ofen bleiben sollte, lässt sich schwer sagen - nicht jeder Ofen ist genau eingestellt. Hier hilft mir ebenfalls (Groß-)Mutters Vorbild: Ab und zu einen Blick auf den Kuchen werfen. Die Ofentür darf aber frühestens nach 20 Minuten geöffnet werden, damit der Kuchen nicht zusammenfällt. Stimmt die Farbe, wird mit einer Stricknadel oder einem Holzspieß geprüft, ob er ganz durchgebacken ist. Bleibt kein Teig mehr kleben, ist er fertig.

Noch etwas habe ich von meiner Mutter übernommen: von allen Zutaten etwas mehr zu nehmen als angegeben. Damit ich immer wieder probieren kann. Durchs regelmäßige Naschen habe ich gelernt, wie der Teig schmecken muss.