Schwein Foto: dapd

Ein Erlebnis aus alten zum Thema Schlachten und Schwarzmetzga – aufgeschrieben von Hans Hägele aus Schwäbisch Gmünd.

Stuttgart - Ein Erlebnis aus alten Zeiten – aufgeschrieben von Hans Hägele aus Schwäbisch Gmünd: „Das vor dem Zweiten Weltkrieg nach Schwäbisch Gmünd zwangseingemeindete Dorf Wetzgau war während des Kriegs stark bäuerlich geprägt. Im Laufe des Februars, so während der Faschingszeit, kam die Zeit des Hausmetzgens. Ein Schwein pro Jahr wurde von der Behörde für den Eigenbedarf genehmigt. Der Pfarrer und der Dorfschulmeister bekamen auch meist etwas davon ab. Für die Heranwachsenden im Ort kam nun die Zeit zum Häfala. Bei Einbruch der Dunkelheit zog man stark vermummt los, um nicht erkannt zu werden.

Oben an eine Stange wurde eine kleine Milchkanne gebunden. Mt dieser klopfte man an das Küchenfenster der Bauernhäuser. Wenn geöffnet wurde, hatte man einen Spruch auf Lager, den man mit verstellter Stimme vortrug. Einen davon kann ich noch in etwa rekapitulieren: ,An der Stang do hangt a Kennle. Isch kloiner als a Wennle. Deant halt a bissle nai. Muaß ja net a Haufa sai. Onser Dank ischt euch gewiss. Dann guata Nacht ond viele Griaß.‘ Wenn man dann zum Kraut etwas Kesselfleisch und eine Leberwurst und Blutwurst bekam, war kulinarischer Feiertag.

Dies war natürlich beim Schwarzmetzga nicht möglich. Wenn ein zweites Schwein geschlachtet wurde, durfte dies keiner erfahren. Aber was tat man nicht alles für einen Bolla Floisch.

Ich selbst war als kleiner Junge mal dabei, und zwar bei meinem Opa. Der hatte eine kleine Bäckerei mit Tante-Emma-Laden. Außerdem zwei Kühe. Auch Schweine wurden gemästet. Ich erinnere mich noch, wie man in der Küche das Fenster verdunkelte, die Türen mit Decken abdichtete und alle Ritzen zustopfte, dass kein Geruch nach außen drang. Meine Oma schärfte mir ein, ja niemandem etwas davon zu erzählen.

Eine Episode, die sich in einem kleinen Nachbargehöft beim Schwarzmetzga zugetragen hat, möchte ich noch erzählen: Ein Metzgerlehrling im dritten Lehrjahr hatte sich einem Bauern gegen Entlohnung mit Naturalien angeboten, diese verbotene Aktion durchzuführen. Als er zum Vesper gerufen wurde, saßen zwei Landjäger (Dorfpolizisten) am Tisch. Der junge Mann erzählte später noch lange, dass er beim Anblick der Obrigkeit das große Zittern bekam und beinahe vor Angst in die Hose gemacht hätte. Die Bäuerin beruhigte ihn: ,Doa brauchscht koi Angst han, dia wellat au bloß veschbara!‘

Die Generation, die dies noch erlebt hat, stirbt bald aus. Die jungen Leute können sich davon kaum noch ein Bild machen. Die Moral von der Geschichte: Niemals mehr solche Verhältnisse mit einer solchen auf den Kopf gestellten Moral. Freundliche Grüße ond emmer en Bolla Floisch ond en volla Schmalzhafa!“ Von Hans Hägele stammt auch der schwäbische Spruch des Tages:

„Ein schon lange verstorbener Malermeister aus einem Nachbarort teilte aufmüpfige Frauen in drei Kategorien ein: ‚Erstens Merra, zweitens Schendmerra, drittens Huddla. Auf die Frage, ob seine Frau auch irgendwo in dieses Schema passe, antwortete er: ,Net ganz, sui isch bloß a Merrle.‘“

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