Fleisch und Würstle am Freitag? Foto: dpa-Zentralbild

Zum gestrigen Bericht über den „Mann mit dem Kropf“ hat uns ein Brief von Roland Buggle erreicht.

Stuttgart - Zum gestrigen schwäbischen Bericht über den „Mann mit dem Kropf“ hat uns ein Brief von Roland Buggle erreicht, Mitglied im Vorstand des Vereins Schwäbische Mundart. Er weist darauf hin, dass die Reimgeschichte ursprünglich von Werner Veidt erzählt wurde und in dem Gedichtband „I möcht amol wieder a Lausbua sei“ (Knödler-Verlag. 1982) unter dem Titel „In de Anlage“ erschienen ist. Bei der Gelegenheit zitiert er ein „anderes knitzes Gedicht“ von Werner Veidt mit dem Titel „E Alterserscheinonga“:

„Der kleine Walter, der naseweis’ Tropf;

Sait: ,Großbabbe, du hascht ja kei Haar

am Kopf.‘

,Ja‘, sait d’r Großbabbe: ,Lieber Walter,

die Haare gehn aus, des kommt halt vom

Alter.‘

Der Kleine aber, der bleibt ruhig steh’:

,Großbabbe, du hascht ja ao gar keine

Zäh’.‘

Do lacht der Alte. ,Du dummer Walter,

Die gehen auch aus, des kommt halt

vom Alter.‘

Des hat dem Walterle vollauf genügt,

Ond wie er nach drei Tag e Brüderle

kriegt,

sei Vater zeigt’s em, do schreit

der Walter:

,Do hent se ons bschissa, des isch jo

e Alter.‘“

Roland Buggle weist darauf hin, dass das Thema Urheberschaft weit zurückreicht. Er schreibt: „Carl Borromäus Weitzmann (1767 bis 1828) hat schon etwa um 1800 in seinem Gedicht von den beiden Hirten (ein kleiner Schafhirt und der Pastor, der Seelenhirt) die zweifelnde Antwort des Kleinhirten auf die Frage des Seelenhirten nach dem Weg in den nächsten Ort so formuliert: ,Ihr zoiget de Leut no spot da Weag, der nauf zom Himmel goht, und findet it im Sonnaschei da Weag zum nächsta Örtle nei?‘

Diese Wendung taucht in unserer Zeit verschiedentlich mit anderem Text auf. Ich könnte mir sogar gut vorstellen, dass das Thema schon vor Weitzmann im Volk umging. Wahrscheinlich war es so, dass ein knitzer Sachverhalt (unabhängig von seiner literarischen Darstellung) weitererzählt wurde. Dabei ging das Wissen um die Quelle verloren. Und mancher findet dann in seiner Erinnerung den Stoff wieder und bringt ihn erneut zu Papier.“

Leserin Ursula Kröll aus Neckartenzlingen gibt diese Kropf-Geschichte zum Besten „Als junge Mädchen machten wir Sonntagsdienst in Tübinger Kliniken. Dabei erklärte uns einmal eine nette alte Dame mit einem riesigen Kropf: ,I ka au am Freitag Floisch essa. Bis des onda akommt isch Samschtich.‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Renate Knöller aus Steinheim. Sie greift den Begriff „Semmere“ in einer hübschen Geschichte wieder auf: „Ein sehr reicher Bauer hatte eine hübsche Tochter, die ziemlich klein war. Am Stammtisch wurde der Bauer öfter auf seine kleine Pauline, ’s Päule‘, angesprochen. Seine Antwort war: ,Wenn i mei Päule uff a Semmere Geld nuffstell, no isch se so groß wia andere Mädla!‘

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