Rottweiler Narrensprung Foto: dpa

Als „Heimat der schwäbisch-alemannischen Fasnet“ präsentiert sich das Museum Narrenschopf

Bad Dürrheim - Als „Heimat der schwäbisch-alemannischen Fasnet“ präsentiert sich das Museum Narrenschopf in Bad Dürrheim auch nach der Umgestaltung zum modernsten Fastnachtsmuseum Europas, die knapp 830 000 Euro kostete: ein begehbares Geschichtsbuch der Narrheit, das vom Fortleben des „christlichen Abendlands“ in der Fastnacht der Gegenwart zeugen mag. Aber auch davon, wie diese als gemeineuropäisch-christliches Kulturgut mit seinen Licht- und Schattenseiten zum Heimatsymbol werden konnte.

Als 1924 der Gauverband badischer und württembergischer althistorischer Narrenzünfte aus der Taufe gehoben wurde, argumentierten die Fastnachtsnarren mit r „echtem Volkstum aus früheren Jahrhunderten“ und der Gleichsetzung von Fasnet und Heimat schlechthin. Sie suchten nach „Urtümlichem“ – sogar nach „Arteigenem“. 1930 setzte der Verband in völkischem Denken die Stämme an die Stelle der Länder. Das historische Bewusstsein der Narren zeigte sich als Gefangener von Vorstellungen, die im frühen 19. Jahrhundert propagiert worden waren. Die Romantik suchte nach Hervorbringungen des „Volksgeistes“, der das gesellige und geistige Leben der Stämme formte. Doch lässt das Schwäbisch-Alemannische sich heute zum Guten wenden: Querelen zwischen Badenern, Württembergern, Hohenzollern schob es den Riegel vor.

Leser Eugen Gutknecht aus Stuttgart merkt zum Beitrag übers Hugole- bzw. Micheletreiba an (1. Februar): „Der Erzengel Michael ist seit der Schlacht auf dem Lechfeld 955 der Schutzpatron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und später Deutschlands. Der deutsche Michel ist seitdem die Personifizierung Deutschlands schlechthin. Aufgrund der schwachen Position der deutschen Könige/Kaiser innerhalb des Reiches und der immer autonomer werdenden Kleinstaaterei konnten die Anrainer mit Deutschland bzw. dessen Teilstaaten und Untertanen nahezu nach Belieben umspringen. Jeder konnte mit ihnen „’s Michele dreiba“. Der Spruch des Tages kommt von Leser Dieter Lautenschläger aus Weinstadt: Wenn jemand klug tat, obwohl er nicht richtig Bescheid wusste, sagte seine Mutter: „Der isch heller als sechs Domme!“