Strohballen Foto: dpa

Erinnerungen an das Leben auf dem Lande. Es schreiben unsere Leser Rolf Heim und Margot Lech .

Stuttgart - Erinnerungen an das Leben auf dem Lande. Es schreiben Rolf Heim aus Schorndorf und Margot Lech aus Böblingen.

„,Auf gut Schwäbisch‘ lese ich regelmäßig, weil es oft eigene Erinnerungen weckt“, beginnt Rolf Heim. „Bei Urbach fahre ich regelmäßig an einem kleinen Acker mit Futterrüben vorbei. Früher hat sie jeder angebaut, der Tiere im Stall hatte, heute sind sie bei uns selten geworden. Onseren Vadder hent se 1941 eizoga, er isch erscht 1948 von Sibiria wieder komma. En der Zeit send mei Bruader, Johrgang 1931, ond i, Johrgang 1933, regelmäßig von der Muader, die no zwoi kloine Kender ghet hot, zr Garda- ond Feldarbeit eitoilt worda.

Der Tag lief so ab: Von dr Schual hoim, Mittagessa, spüala en dr Gelda (runde Zinkwanne mit zwei Henkeln), Hausaufgabe macha. Om zwei hot d’Muader grufa: ,Deant Felg heila (schmale Hacken) uffs Handwägele, mir gehn en Holzberg Acker nuff zom Angerscha (Futterrüben) ropfa ond felga‘ (Unkraut hacken).“ Heim fragt sich, warum man Zuckerrüben stets Zuckerrüben nannte, Futterrüben aber Angerscha.

Margot Lech erzählt, wie es in ihrer Kinderzeit auf dem Lande war. „Zu meiner Ahne, wie man früher sagte, hatte ich eine besondere Beziehung. Sie hatte acht Kinder. Ihr Mann starb, als das letzte Kind noch nicht auf der Welt war, und so musste sie alleine alle acht Kinder durchbringen, samt ihrer Bauernwirtschaft mit Garten, Hof, vier Kühen, Schweinen und Hühnern. Meine Großmutter war eine sehr fleißige und kluge Frau. Als die Kinder nacheinander heirateten, hatte ich irgendwann acht Tanten und acht Onkel, die alle an einem anderen Ort wohnten. Als Mädchen konnten ich sie alle ohne Anmeldung besuchen – damals gab es ja noch kein Telefon. Ich stand einfach vor der Tür. Ich blieb zum Mittagessen oder übernachtete. Das war alles wie selbstverständlich.

Es war eine tolle Kinder- und Jugendzeit. Als mich meine Ahne nach meiner Hochzeit in Böblingen besuchte und wir ihr unter anderem das Schlafzimmer zeigten, sagte sie beim Anblick unseres Ehebetts besorgt: ,Kend, do liagater jo viel z’phäb zema!‘ Zu ihrer Zeit standen die Ehebetten noch auseinander.“

Falk Nienaber liefert noch einen Nachtrag zum Thema Heizöl und Heilsöl: „Da wurde ich an meine Lehrzeit als Schornsteinfeger erinnert. In Stuttgart geboren, hatte ich es nie so mit breitem Schwäbisch. Und so testete mich ein Ofensetzer, indem er dem kleinen Schorni ,Elefele‘ auf nen Zettel schreib. ,Koi Oahnung, was des isch‘, sagte ich. Ganz einfach: ein Öl-Öfele. Heute schmunzel ich, wenn ich so einen mittlerweile seltenen Öl-Einzelofen mit Verdampfungsbrenner sehe, und ziehe meine Lehrlinge damit auf.

Der Spruch des Tages kommt von Elise Deuschle: „Er sait: ,Knausre müaß mr, spara, hause, d’Katz verkaufa, selber mausa.‘ Sui sait: ,Jo, ond om de zfriedastella au dr Hond – ond selber bella!‘“

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