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Wo ist das „Grüß Gott“ geblieben hatten wir vor einigen Tagen gefragt. Hier zwei Leser-Beobachtungen.

Stuttgart - Wo ist das Grüß Gott geblieben? hatten wir,die Frage eines ehemaligen US-Soldaten aufgreifend, vor einige Tagen gefragt. Hier zwei Leser-Beobachtungen.

Marlies Fessler aus Mühlacker bemerkt: „Ich bin eine von den Ehrenamtlichen, die hier in Mühlacker regelmäßig zur Hausaufgabenbetreuung ins Mehrgenerationenhaus St. Franziskus gehen, dessen Träger die katholische Paul Wilhelm von Keppler Stiftung ist. Kinder aus allen sozialen Schichten und Nationalitäten sind nach dem Schulunterricht hier willkommen, erhalten für kleines Geld eine warme Suppe und Brot, sowie zu trinken und können anschließend unter Aufsicht ihre Hausaufgaben machen. Bei dieser Gruppe von Kindern mit Migrationshintergrund hat es sich eingespielt, ,Hallo‘ zu sagen, das ich auch erwidere, allerdings sage ich meistens einen Doppelgruß: ,Hallo, Grüß Gott‘, denn ich mag den mir seit Kindertagen vertrauten Gruß nicht durch einen Anglizismus ersetzen oder gar das amerikanische ,Hi‘ verwenden. Ich finde, diese eingedeutschten Grußformeln durchaus nicht ,cool‘. Sie stammen bestimmt aus den Seifenopern, die täglich über die verschiedenen Fernsehkanäle rauschen. Ich fürchte aber, es werden sich mit der nächsten Generation andere Grußformeln durchsetzen.

Und noch etwas: Von Ort zu Ort unterscheiden sich im ländlichen schwäbischen Raum auch die Grußformeln etwas. Während noch in Lomersheim und Dürrmenz ,Grüß Gott‘ gesagt wird, sagen die Enzberger seit den siebziger Jahren schon ,Taag‘ oder ,Guten Tag‘ und sind trotzdem nicht weniger gottesfürchtig.“

Jürgen Braun aus Schornbach schreibt: „Wo ist nur das Grüß Gott geblieben? Das kann ich nur unterstreichen, aber nicht in Bezug auf ein Überhandnehmen des Guten Tags, sondern den Entfall der ganzen Grußformel, insbesondere augenscheinlich verstärkt im Dienstleistungsgewerbe: dort schallt einem auch von gesetzteren Semestern an den Kassen ein Hallo entgegen. Hallo? Aber hallo! Ist der Kunde keine anständige Grußformel Wert oder verdanken wir solche Strömung den anbiedernden Mechanismen der Denglischmania, denen eine althergebrachte Grußformel, zumal eine Süddeutsche, viel zu verkrustet und zu wenig weltoffen erscheint oder gar zu religiös verfänglich?“

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Karl Strohmeier aus Korb-Kleinheppach. Er schreibt: „Wenn ich meinen inzwischen 90-jährigen Vater mit meiner Familie besuche und er häufig schon am frühen Abend ermüdet und ins Bett will, gibt er uns regelmäßig mit freundlichem Unterton zu verstehen: ,Jetzt war’s recht, dass Ihr do waret.‘“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de