Zu schade zum Aufessen – ein Anzug von Thomas Gottschalk. Foto: dpa

Die Mutter von Egon Eisele aus Esslingen war Essensträgerin von Berkheim nach Esslingen.

„Ein kleiner Beitrag aus den dreißiger Jahren“, schreibt Egon Eisele aus Esslingen: „Meine Mutter war Essensträgerin von Berkheim nach Esslingen. Das heißt: Um 11 Uhr kamen die Frauen und brachten die Essensschüssel für ihren Mann zu meiner Mutter, die sie dann in einem Korb verstaute und auf dem Kopf nach Esslingen ins Reichsausbesserungswerk trug. Pro Essen bekam sie 0,50 Reichsmark. Bei 15 bis 18 Essen waren dies dann rund acht Reichsmark pro Woche. Nachmittags war es dann meine Aufgabe, die Schüsseln an die verschiedenen Haushalte auszutragen. An einem Freitag gab ein junger Mann seiner Mutter kein Kostgeld mit, weil er sich einen Sonntagskittel gekauft hatte. Am Montag, als er dann seine Essensschüssel öffnete, befand sich ein Zettel darin: ,Friss dein Sonntichkittel!‘

Einmal wurde meine Mutter von armen Leuten angehalten und gefragt, ob nicht noch Reste in den Schüsseln wären. Meine Mutter erbarmte sich. Tatsächlich hatte es anscheinend nicht allen geschmeckt, denn es waren noch Essensreste vorhanden. Diese wurden dann von den Bittstellern in einer Schüssel gesammelt und mit der Begründung genüsslich verspeist, im Magen komme doch alles zusammen. Das waren noch Zeiten , in denen nicht 50 Prozent der Lebensmittel im Abfall landeten.“

Helga Bott aus Murrhardt erinnert sich an eine Szene vom Krämermarkt. „Einmal im Jahr durfte ich mit meinen Eltern dorthin. An einem Stand, an dem Socken und Hosenträger verkauft wurden, stand immer ein Verkäufer, der selbst Hosenträger trug und deren Qualität vorführte. Er tat dies, indem er den Daumen in einen Träger einhakte, von sich wegzog und wieder zurückschnalzen ließ. Dabei sagte er immer folgenden Spruch: ,Dui kasch ziaga, dui kasch dehna, dui kasch fahre lau, die kommat wieder. I hao geschtern oin fahra lau, der isch nemme komma.‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Hans-Joachim Wayss aus Unterensingen. Seine Oma sagte beim Thema späte Liebe: „Je lenger ’s Teewasser uff am Fuier isch, omso narreder pfeift dr Kessel.“