Kein Brezel-Käfer aber auch ganz schön alt. Foto: dpa

Wir bleiben schwäbisch international. Leser Gerhard Berroth erzählt eine Geschichte aus Vancouver.

Wir bleiben schwäbisch international. Leser Gerhard M. Berroth schreibt: „Als ich in der Spalte ,Auf gut Schwäbisch‘ den Spruch aus Kindermund las (,Put water en mei Oimerle‘), fiel mir eine ähnliche Geschichte ein, die mir ein Freund vor vielen Jahren erzählt hat:

Mein Freund hatte eine Tante in Vancouver, die seit ihrem 20. Lebensjahr dort lebte und Jahrzehnte mit einem Kanadier verheiratet war. Trotzdem hatte ihr Englisch einen fürchterlichen albschwäbischen Akzent. Sie kam immer wieder nach Deutschland, um hier ihre Verwandtschaft zu besuchen, so auch in den 1960er Jahren. Mein Freund holte sie am Flughafen ab und fuhr über die Autobahn nach Hause. Obwohl das Auto nur ein uralter Ovalfenster-Käfer in Standardausführung war (also ohne Synchronisation!), kam der Tante das Tempo gefährlich vor, und sie warnte ihren Neffen: ,Helmut, du draifsch (drive) laik a Sau!‘“

Leser Berroth hat zudem eine schwäbisch-französische Geschichte im Repertoire: „Im hinteren Kirbachtal – heute zu Sachsenheim gehörig – hausten am Ende des Krieges die vordringenden Franzosen, meist Marokkaner, besonders schlimm. Und doch gibt es eine Geschichte zum Schmunzeln: Ein Bauer beschickte gerade die auf halber Höhe in der Scheune stehende und über Riemen vom Elektromotor angetriebene Futterschneidmaschine. Das Vieh scherte sich schließlich nicht um den Krieg und hatte Hunger. Während er Ballen für Ballen in die laut scheppernde Maschine schob, wurde die kleine Tür im großen Scheunentor aufgerissen. Ein Marokkaner stürmte mit vorgehaltenem Gewehr und aufgestecktem Bajonett in die Scheune und schrie etwas, was der Bauer ob seiner lauten Maschine natürlich nicht verstand, aber wahrscheinlich war es ohnehin Französisch. Darum brüllte er auf Schwäbisch zurück: ,Wa witt?‘ (Was willst du?), worauf der Franzose auf dem Absatz umdrehte und noch schneller hinausstürmte, als er hereingekommen war.

Der Bauer konnte sich diese Reaktion jahrelang nicht erklären, bis er diese Geschichte einmal einem frankophilen Menschen erzählte, der das Rätsel auflösen konnte: Das schwäbische ,Wa witt?‘ klingt exakt gleich wie ,Va vite‘ (wörtlich: Geh schnell!) im Französischen. Das bedeutete ,Hau ab!‘ Was der Soldat auch befolgte.“

Ein weiterer Beitrag stammt von Leser Gotthard Eitel aus Waiblingen: „Unsere Gruppe war zu Familien nach England eingeladen. Der gemeinsame Treff wurde als Gartenparty (auf einer Wiese mit Zelten) arrangiert; es wurde ein stundenlanger Ständerling mit viel schwäbisch-englischer conversation. Am späten Abend bat das Ehepaar, bei dem mein Spezl und ich untergebracht waren, zum Aufbruch. Mein Spezl bat um etwas Geduld: ,Weid a momend blies, seld dieba hangd no mai kiddl!‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Michael Hahn aus Weinstadt: „Net grad grad, aber au net grad gromm.“