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Albrecht Hartmann knüpf nahtlos an den gestrigen Beitrag über die Sterne und das Plumpsklo an.

Stuttgart - Leser Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd knüpf nahtlos an den gestrigen Beitrag über die Sterne und das Plumpsklo an. Hier sein Bericht:

„Wenn Sie jetzt diesen Artikel lesen, sitzen Sie sicherlich vor Ihrer Tageszeitung, es sei denn, Sie sind gerade im Internet und lesen dort diesen Beitrag.

Eine Tageszeitung gab es Mitte des 20. Jahrhunderts in den meisten Häusern gewöhnlich schon, denn die Leute wollten wissen, was denn so alles auf der Welt und um sie herum passierte. Einen Fernseher hatten in den 50er Jahren, in der Zeit meiner Kindheit, noch die wenigsten Menschen.

Zwar war zu jener Zeit schon hie und da der wirtschaftliche Aufschwung im Ländle sicht- und spürbar, doch gespart wurde noch überall dort, wo dies möglich war. Während heutzutage die Tageszeitungen recht schnell über Papiersammelaktionen entsorgt werden, machten sich die Leute früher schon Gedanken, was man mit dem Zeitungspapier noch so alles anfangen könnte. So legte man zum Beispiel eine auseinander gefaltete Zeitung auf den Innenboden einer Obstkiste oder eines Spankorbs. Auch verwendeten die Hausfrauen sehr gerne Zeitungspapier zu ihrem Fensterputz, um die Glasscheiben schön trocken zu reiben.

Von meinem Schwiegervater weiß ich noch, dass er aus mehrschichtigem Zeitungspapier eine Sohle formte und diese im Winter in seine Stiefel hineinlegte. ,Des gibt schee warm on’ d’Fiaß bleibet emmer trocka‘, sagte er oft. Auch wickelten die Bauern ihre Mostflaschen in Zeitungspapier, damit der Most draußen auf dem Feld noch lange kühl blieb. Es ließen sich hier noch viele weitere Beispiele finden.

Eine ganz wichtige Funktion hatte die Zeitung aber auf der Toilette, auf dem damaligen Plumpsklo, aber nicht nur zum Lesen der Zeitung. Nein, die Zeitungsblätter – schön mit einem Messer in handliche, rechteckige Stücke geschnitten und gewöhnlich in einer kleinen Schachtel oder einem Kistle auf dem Klo aufbewahrt – mussten die Funktion des heutigen Klopapiers übernehmen. Wenn man dann gelegentlich den Hilferuf hörte ,Brenget mr schnell a Zeidong!‘, wusste man Bescheid und konnte entsprechend helfen.“

Und hier noch eine Anfrage von Leser Joachim Buttler aus Stuttgart. Er schreibt: „Auch ich genieße diese Rubrik. Auf diese Weise habe ich viel über Wörter gelernt, die in meiner Kindheit gang und gäbe waren (und ich bin erst Jahrgang 1965!) Viele dieser schwäbischem Begriffe sind heute aus unserem Sprachgebrauch leider fast völlig verschwunden. Damit komme ich auch gleich zu meiner Frage: Was ist ein Zornigel?‘ Das wurde zu kleinen unanständigen und wütenden gesagt (auch zu mir). Doch was hat ein Igel mit Zorn zu tun? Warum gibt es keinen ,Zornhund‘ oder keine ,Zorngans‘?“

Der Spruch des Tages bezieht sich auf den Spruch vom Mittwoch. Leserin Marlies Fessler aus Mühlacker schreibt: „Ich hab’ mich schlapp gelacht über sellen Mesner, für den alles bloß „a Weile schee“ ist. Da fällt mir ein Spruch einer Lomersheimer Kollegin ein. Wenn ihr etwas nicht gleich beim ersten Mal gelang, pflegte sie zu sagen: ,Aller Anfang isch schwer, hat seller Dieb g’sagt und erscht amol an Amboss g’schtohla.‘“

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