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Monica Seles hat in ihrem Leben sehr viel gewonnen, aber auch einiges verloren. Nur eines hat sie sich trotz aller Schicksalsschläge nicht nehmen lassen: ihren Humor.

Was machen Sportler heute, die vor vielen Jahren Geschichte(n) geschrieben haben? In unserer Serie gehen wir auf Spurensuche. Heute: die ehemalige Nummer eins im Tennis, Monica Seles (35).

Monica Seles hat in ihrem Leben sehr viel gewonnen, aber auch einiges verloren. Nur eines hat sie sich trotz aller Schicksalsschläge nicht nehmen lassen: ihren Humor. Als Monica Seles am Samstag bei einer feierlichen Zeremonie am Rande des ATP-Turniers in Rhode Island in die Tennis-Ruhmeshalle aufgenommen wurde, stöhnte sie laut auf. Es war dieses berühmte Stöhnen, mit dem sie ihre beidhändigen Rück- und Vorhandschläge begleitete. "Um der guten alten Zeiten willen - hier ist es", sagte Seles, ließ ihren archaischen Laut noch einmal ertönen und lächelte über ihre Selbstironie: "Das musste ich einfach tun."

Es ist schön, die in Novi Sad geborene Serbin lächeln zu sehen. Es zeigt: Monica Seles ist zurück im Leben. Sie hat ihre "Dämonen", wie sie es in ihren Memoiren ("Halt bekommen") beschreibt, nach einem harten Kampf besiegt. Die dramatischen Tiefen ihres Lebens begannen am 30. April 1993 in Hamburg. Der fanatische Steffi-Graf-Fan Günter P. stach auf die damals 19-Jährige auf dem Centre-Court ein. Der Attentäter sagte damals, er wollte Monica Seles so verletzen, dass sie nie mehr Tennis spielen könne. Doch nach 27 Monaten kehrte sie ins professionelle Tennis zurück.

Aber nie mehr so stark, wie vor diesem schrecklichen Tag.

Denn die Stichwunde verheilte, aber ihre Seele blieb krank. Eins kam zum anderen: Ein Sponsor sprang ab. Der Attentäter wurde wegen gefährlicher Körperverletzung nur zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Eine Schadenersatzklage gegen die Hamburger Turnier-Veranstalter über 12,2 Millionen Euro scheiterte. Und schließlich diese Hiobsbotschaft: Ihr Vater Karoly erkrankte an Prostatakrebs und starb 1998. "Dunkelheit fiel über meinen Kopf herein. Ich begann viel zu weinen." Vor allem zu futtern. "Essen wurde zum einzigen Ausweg, meine Dämonen ruhigzustellen."

Ihre Ärzte rieten ihr schließlich zu einer Psychotherapie. Und nachdem Monica Seles im Februar 2008 ihre Karriere endgültig beendet hatte, sagte sie erleichtert: "Ich freue mich jetzt darauf, andere Ziele in meinem Leben mit dem gleichen Ehrgeiz zu verfolgen wie im Tennis, und werde mehr Zeit meinen zwei anderen Leidenschaften widmen: Kindern und Tiere." Seit dieser Zeit hat sie sich zudem selbst therapiert. Durch das Schreiben ihrer Memoiren. Auch das sei ein harter Kampf gewesen, "weil du irgendwie noch mal alles durchleben musst".

Aber Monica Seles ist gewohnt zu kämpfen. Und zu siegen. Darüber berichtet sie nun in ihrem neuen Leben. Für eine New Yorker Radiostation moderiert sie eine Sendung und spricht mit Frauen am Telefon. "Ich liebe Radio", sagt sie und lächelt wieder, "es bietet die einzigartige Möglichkeit, alle möglichen Ideen und Geschichten auszutauschen."