Vorzeigeprojekt: Die Solaranlage am Römerhügel Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt Ludwigsburg verfolgt ehrgeizige Klimaziele und ist 2020 damit schon sehr weit gekommen. Das Schwierigste aber kommt erst noch.

Ludwigsburg - Ludwigsburg hat sich im Januar 2020 eine Charta verpasst, mit der die Stadt bis 2050 klimaneutral werden möchte. Jetzt konnte die Verwaltung dem Stadtentwicklungsausschuss verkünden, dass innerhalb des ersten Jahres bereits 51 von insgesamt 87 ins Auge gefassten Maßnahmen umgesetzt seien. Diese Zahl sei beeindruckend, meinte Florian Sorg, „aber entscheidend ist der ökologische Fußabdruck, den die Ludwigsburger hinterlassen“. Der Grünen-Stadtrat trieb zur Eile: „Wir brauchen alle 87 Maßnahmen.“

 

„Man hat das Jahr über nicht viel davon gehört, aber ich bin angenehm überrascht, dass wir schon 51 Maßnahmen umgesetzt haben“, sagte Dieter Juranek (SPD). Er findet, die Stadt sei auf einem guten Weg. Diese Auffassung teilten auch die Vertreter von Christdemokraten, Liberalen und Freien Wählern. Nur aufs Tempo drücken, wie von den Grünen gefordert, sei keine Lösung, meinte Maik Stefan Braumann (CDU): „Wir müssen nicht mit angezogener Handbremse fahren, aber in einem Tempo, das jeden mitnimmt“, so Braumann. „Jetzt sind die Bürger gefordert“, meint auch Andreas Rothacker (FW) mit Blick auf den Maßnahmenkatalog, der noch in den kommenden Jahren abgearbeitet werden soll.

An der Personalfrage scheiden sich die Geister

Um diese realisieren zu können, müssen zum Beispiel Bürger, die ein Haus sanieren wollen, über klimaneutrale Bauweisen aufgeklärt werden. „Außerdem müssen wir auch Industrie und Gewerbe für mehr Klimaneutralität begeistern“, sagte Steffen Weeber von der Stabsstelle Klima, Energie und Europa. Notwendig dafür aber sei eine eigene Stelle für einen Beauftragten für Klimaneutralität. Das Land fördere einen solchen Arbeitsplatz zu 65 Prozent.

In Bezug auf mehr Personal reagierten die Stadträte skeptisch: „Auch wenn das ein Förderprojekt ist, es kostet Steuergeld und es ist befristet“, sagt Rothacker. Es gehe doch um erheblich viel Geld, meinte auch Juranek. Geld, das Ludwigsburg momentan nicht habe. „Ich finde, daran muss auch die Industrie mitwirken“, sagte der SPD-Stadtrat. „Die Stadt investiert ja schon viel in den Klimaschutz“, sagte Braumann. „Wenn es um eine neue Stelle geht, haben wir Bedenken.“

Fotovoltaik für den Fachklassentrakt

Zu den konkreten Zielen für das laufende Jahr zählen die Erstellung eines Wärmeplans für die Stadt sowie eines Konzepts für eine klimaneutrale Verwaltung. Außerdem solle ein sogenannter Klima-Check entwickelt entwickelt werden, anhand dessen die Stadträte bei jeder Entscheidung wissen, wie diese sich auf das Klima auswirken werden. Und schließlich soll ein städtisches Förderprogramm aufgelegt werden, das die Installation von erneuerbaren Energieformen attraktiver macht. „Wir suchen den größtmöglichen Effekt in angespannter Finanzlage“, erklärte Bürgermeisterin Andrea Schwarz.

Weeber verwies auf große Fortschritte beim Ausbau der Fernwärme in Ludwigsburg. Im übrigen habe sich das Klimabündnis Ende 2020 neu formiert. Der Beschluss des Gemeinderats vom vergangenen Juli, bei Neubauten den Einbau von Fotovoltaik-Anlagen zur Pflicht zu machen, leiste einen großen Beitrag für ein besseres Klima, sagte Weeber: „Und natürlich ist die neue Solarthermie-Anlage am Römerhügel vorbildlich.“ In diesem Sommer werde auch eine große Solaranlage auf das Dach des Fachklassentrakts am Innenstadtcampus montiert. Die Stadt müsse ihre Vorbildfunktion wahrnehmen.