Stuttgarter Studie: Männliche Patienten zögern bei Venenproblemen mit dem Gang zum Arzt.

Stuttgart - Irren ist menschlich, sagt der Volksmund, irren sei sogar männlich, behaupten Spötter. Beim Thema Krampfadern könnte Letzteres passen, denn das Problem damit beginnt meist mit einer fatalen Fehleinschätzung, besonders bei Männern. Dies ist ein Ergebnis einer großen Studie der Stuttgarter Seiter-Klinik mit mehr als 3000 Patienten zum Thema "Männer und Krampfadern". "Männer sind Vorsorgemuffel, sie unterschätzen die Gefahr, die von einer Krampfadererkrankung ausgeht", so der Studienleiter und Chefarzt der Klink, Dr. Hans Seiter.

In der Europäischen Union sind jedes Jahr über 1,5 Millionen Patienten von Blutgerinnseln betroffen, mehr als 500.000 sterben daran - mehr als an Brustkrebs, Prostatakrebs, dem HI-Virus und Verkehrsunfällen zusammen. Wobei von Experten eine noch höhere Dunkelziffer vermutet wird.

Ursache jeder Lungenembolie sind sogenannte venöse Thromboembolien, also Blutgerinnsel, die sich im tiefen Beinvenensystem bilden. Sie sind unmittelbare Folge eines krankhaft veränderten Venensystems - meist handelt es sich um Krampfadern.

Eine aktuelle Studie der Uni Genf zeigt, dass genauso viele Männer wie Frauen an einer Lungenembolie sterben, obwohl fast doppelt so viele Frauen wie Männer Krampfadern haben. Sind sie bei Männern daher gefährlicher, oder sind für diese Ergebnisse andere Faktoren verantwortlich?

Frauen gehen bei Krampfadern früher zum Arzt

Bei der Stuttgarter Studie stellte sich heraus, dass Männer in der Regel viel später zur Erstuntersuchung gehen, als dies Frauen tun. Während Frauen bereits bei ersten optischen Anzeichen wie Besenreiser zu einem Facharzt gehen, warten Männer häufig, bis die Erkrankung weit fortgeschritten ist und sie massive Beschwerden haben. In vielen Fällen suchen die betroffenen Männer nur nach mehrmaliger Aufforderung durch ihre Partnerin einen Arzt auf.

Biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau sind also für die hohe Zahl der Lungenembolien bei Männern nicht entscheidend, sondern vielmehr die männliche Verhaltensweise. Seiter: "Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen, dass sich die Einstellung der Patienten ändert."

Dabei sind weder die Vorbeugung noch die Vorsorge oder die Behandlung der ersten Krankheitsanzeichen schwierig. Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen gelten neben hormonellen Einflüssen und Vererbung als Hauptrisikofaktoren für das Entstehen einer Krampfadererkrankung. Es gibt also genügend Ansatzpunkte, bei denen Betroffene selbst aktiv werden können.

Wichtig zur Vorbeugung von Krampfadern ist regelmäßige Bewegung - ideal sind dafür Ausdauersportarten wie Laufen, Fahrradfahren oder Schwimmen sowie eine spezielle Venengymnastik.