Kinder leiden am stärksten unter dem RS-Virus. Foto: dpa/Friso Gentsch

Derzeit sind mehrere Präparate gegen den Erkältungserreger in Arbeit. Können Sie die nächste Infektionswelle abschwächen?

Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) haben das Gesundheitssystem in der vergangenen Erkältungssaison an seine Grenzen gebracht. Kinderarztpraxen und Kinderstationen konnten teilweise keine Patienten mehr aufnehmen. Das Virus befällt zwar auch Erwachsene, kann jedoch vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zu schweren Erkrankungen der unteren Atemwege führen – bis hin zu Lungenentzündungen.

Ein Grund für die heftige Infektionswelle im Winter waren die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie. Kinder hatten dadurch über längere Zeit keinen Kontakt zu RS-Viren und anderen Krankheitserregern und konnten daher keine natürliche Immunität aufbauen. Entsprechend leicht war es für das Virus, sich in kurzer Zeit rasant zu verbreiten.

Zugelassene Impfstoffe standen in der vergangenen Saison noch nicht zur Verfügung. Eine vorbeugende passive Immunisierung mit dem Antikörperpräparat Synagis wurde lediglich für besonders gefährdete Kinder empfohlen – etwa bei Frühgeborenen und Kindern mit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems oder der Atmungsorgane. Inzwischen sind weitere Wirkstoffe hinzugekommen, die bereits zugelassen sind oder deren Zulassung in absehbarer Zeit zu erwarten ist.

Antikörper zur Vorbeugung

Im vergangenen November wurde in der EU der monoklonale Antikörper Beyfortus zugelassen, der sich auch für die RSV-Vorbeugung bei Kindern ohne Risikofaktoren eignet. Das Präparat von Astrazenca und Sanofi hat zudem den Vorteil einer länger anhaltenden Wirkung, so dass im Gegensatz zu Synagis nur eine Injektion erforderlich ist.

In der Zulassungsstudie ergab sich eine Wirksamkeit von 75 Prozent bei der Verhinderung von Infektionen der unteren Atemwege mit RSV. Die Verträglichkeit war gut. Allerdings wird eine Immunisierung mit Beyfortus in der Regel nicht von den Krankenkassen bezahlt. Im Zweifel empfiehlt sich eine Rücksprache mit dem Arzt.

Eine aktive Immunisierung ermöglicht der Impfstoff RSVpreF von Pfizer, dessen Zulassung in den USA und der EU allerdings noch aussteht. Das Präparat ist für Schwangere vorgesehen, die den Impfschutz im Mutterleib sowie beim Stillen an das Kind weitergeben.

Mit Blick auf die Verhinderung schwerer RSV-bedingter Atemwegserkrankungen ergab sich bei Säuglingen innerhalb von 90 Tagen nach der Geburt eine Wirksamkeit von rund 82 Prozent. Ein weiterer Kinder-Impfstoff auf Basis der mRNA-Technik wird derzeit von Moderna entwickelt.

Nicht krank in die Kita

Sowohl Pfizer als auch Astrazenca hoffen, ihre Präparate noch vor Beginn der kommenden RSV-Saison auf den Markt bringen zu können. Diese könnte ähnlich herausfordernd werden wie die im vergangenen Winter, sagte Nicole Töpfner von der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie kürzlich auf einem Kongress. „Die Immunlücken bei Kindern gehen nicht so schnell weg“, so die Medizinerin. Sie appellierte zugleich an Eltern, Kinder mit starken Erkältungssymptomen nicht in den Kindergarten oder die Kita zu schicken, um das Infektionsrisiko für andere zu senken.

Auch für Erwachsene sollen bald RSV-Impfstoffe verfügbar sein. Sie sind vor allem für ältere Menschen und besonders gefährdete Risikogruppen vorgesehen. Bei gesunden Erwachsenen verlaufen RSV-Infektionen in der Regel ohne starke Symptome. Das Vakzin Arexvy von Glaxo-Smith-Kline ist nach der US-Zulassung kürzlich auch in der EU für Menschen ab 60 zugelassen worden. Für den Pfizer-Impfstoff Abrysvo steht die EU-Zulassung noch aus.