An manchen Stellen ist der Egin-Gol -Fluss breit wie ein kleiner See und die Oberfläche glatt wie ein Spiegel. Foto: Gessler

Die Mongolei ist eine der letzten, großen Wildnisse der Welt. Der Reiz der Flusslandschaften lässt sich besonders gut im Kajak erleben.

Khuvsgul - Als der Wind aus der Taiga Süd-Sibiriens nachlässt, beginnt das Abenteuer. Die beiden Paddler ziehen ihre Kajaks ins Wasser des Khuvsgul-Sees. Hier, im Norden der Mongolei, auf 1650 Meter Höhe, umrahmen Bergketten mit Lärchenwäldern und Wiesen dieses tiefblaue Süßwasser-Becken. Die russische Grenze ist nah. Eine zweitägige Überlandfahrt hatte die zwei Abenteurer von der lärmenden Hauptstadt Ulan Bator bis hierher geführt: 800 Kilometer, über ungeteerte Holperpisten und Feldwege, durch Landschaften von enormer Tiefe und großer Einsamkeit.

Sibirische Kaltluft und eifriges Paddeln schieben die Boote über die Wellenkämme zur Südspitze des Khuvsgul. Dort, bei der Siedlung Khatgal, führt der Egin Gol als einzig natürlicher Ablauf das Seewasser Richtung Südosten: aus den Taigawäldern hinab, durch die Weite der Waldsteppen, wo Herden aus Schafen, Yaks, Ziegen oder Pferden die riesigen Flächen sprenkeln. Die Mongolei war bis vor 20 Jahren noch hermetisch abgeriegelt und gilt heute - nach der Westsahara - als der am dünnsten besiedelte Staat der Erde. Der Egin Gol ist ein klassischer Wanderfluss, ohne nennenswertes Wildwasser. Er eignet sich damit auch für weniger geübte Paddler. Im Raum Erdenebulgan fließt der Egin Gol zum Teil in engen Schleifen, was eine gewisse Bootsbeherrschung und vorausschauendes Fahren erfordert - vor allem bei eigenständigen Touren ohne Kanuführer.

Edelweiß für süße Träume

Nach 550 Kilometern mündet der Egin Gol - kurz Eg - in den Selenge, einen der anderen großen Ströme des Landes. Bis dorthin werden die Bootsfahrer seinem Lauf mit ihren Kajaks folgen - 17 Tage lang. Bald nach dem Khuvsgul-See öffnet sich ein Tal zu enormer Breite, der Strom verzweigt sich. Die Kajak-Reisenden schippern durch Wiesen, die übersät sind mit Edelweiß. Die Einheimischen stopfen die Blumen übrigens in die Kissen - gegen Kopfschmerzen und für süße Träume. Sie umfahren mit ihren Booten Kühe und Yaks, die wiederkäuend im Wasser stehen. Später rücken Felswände bis zum Fluss vor, formen einige sanfte Canyons. Dann folgt eine sportliche Eg-Passage in einer Art Feuchtgebiet. Dort schäumt und schrammt das Wasser an Ufern entlang, die mit Weidengestrüpp, Gräsern, mit Schilf und Treibholz gespickt sind. Es kostet Kraft, die trägen Falt-Kajaks durch 180-Grad-Mäander zu manövrieren.

Und wer nicht aufpasst, verheddert sich rasch im Ufer-Geäst. Bevor die Paddler am sechsten Morgen aufbrechen, quert ein Mongolenjunge zu Pferd den Strom. Er schenkt ihnen einen Beutel mit getrockneten Quark-Plättchen, Aruul genannt. Sie überreichen ihm im Gegenzug einen dicken Schokoriegel, worüber er sich sehr freut. Am Abend werden am Feuer selbst geangelte Forellen zubereitet, dazu gibt’s Fladen aus Wasser, Mehl und Salz. Als das Team auf halbem Wege Erdenebulgan erreicht, wird angelandet. Denn in dieser rustikalen Siedlung mit den Holzhäusern und den bunten Dächern gibt es auch ein winziges Lebensmittelgeschäft. Dort nimmt ein Mongole mit wettergegerbten Gesicht eine grobe Baumsäge zur Hand, schneidet damit von einer tiefgefrorenen Rinderkeule ein passendes Stück für zwei hungrige Mäuler ab: Nie haben die Besucher aus Deutschland bessere Steaks verspeisen dürfen.

Satt und gestärkt erkunden die Wasserwanderer die umliegenden Bergketten, gesäumt von Blumenwiesen mit Disteln, Enzian, mit Orchideen und Frauenschuh. Schließlich steigen sie noch höher hinauf, wo Murmeltiere hinter große Felsen huschen. Über ihnen kreisen Adler, Milane und Geier. Unter ihnen strömt der Eg durch sein wunderschönes Tal weiter Richtung Südost.

So wird das Wetter für die Weltreise

Infos zur Mongolei

Anreise
Sommer-Direktflüge mit Mongolian Airlines ( www.miat.com ) von Berlin nach Ulan Bator vier Mal wöchentlich. Oder mit der russischen Aeroflot über Moskau nach Ulan Bator (jeweils ab ca. 1100 Euro für Hin- und Rückflug).

Zum Khuvsgul-See: zweitägige Überlandfahrt, nur mit mongolischem Fahrer empfehlenswert (Anmietung in Ulan Bator über Reiseveranstalter, Guesthouses oder Tourist-Information, Kosten: ca. 60 Euro pro Tag mit Fahrer, zzgl. Sprit und dessen Verpflegung/Unterkunft). Oder mit der mongolischen Fluggesellschaft Eznis von Ulan Bator nach Moron (einfache Strecke: ca. 170 Euro). Von dort in zwei Stunden mit dem Auto oder Mini-Bus weiter zum Khuvsgul-See.

Der Rücktransport von einem der Abholpunkte am Eg-Ufer bis nach Ulan Bator muss organisiert werden. Unterstützung erfahrener Veranstalter und/oder einheimischer Fahrer wird empfohlen.

Unterkunft
In Ulan Bator reicht das Angebot vom Kempinski-Hotel (Sommer: DZ ab ca. 200 Euro pro Nacht) bis zu einfachen Guesthouses (ab ca. 5 Euro pro Person und Nacht im Mehrbettzimmer). In Khatgal gibt es eine Reihe akzeptabler Guesthouses direkt am Khuvsgul-See. Auch die Jurten-Camps entlang Sees sind eine reizvolle Alternative. Guesthouse-Tipp in Ulan Bator: Zaya’s Hostel, zentral gelegen, ca. 35 Euro fürs DZ, www.zayahostel.com .

Allgemeine Informationen
Deutsche brauchen einen Reispass mit Visum, www.botschaft-mongolei.de .

Einige Internetseiten und Bücher helfen bei der Vorbereitung, z. B. www.mongolei.de , www.ub-mongolia.mn, www.mongoliatourism.gov.mn (Seite des Mongolian National Tourism Center).

Dieser Reiseveranstalter bietet komplette Touren an: www.kanutouren-mongolei.de , 15 Tage Eg, geführte Befahrung, für 1300 Euro p. P, mit Transfers/Inlandsflügen) Der Inhaber ist von Oktober bis Mai in Deutschland erreichbar unter Tel. 06228 / 92 48 9 69.

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