„Das hat architektonische Qualität.“, mein Peter Hövelborn. Foto: Archiv Rüdiger Ott

Ein Bewohner hat sich erkundigt, ob die Hochhäuser unter Denkmalschutz gestellt werden können.

Asemwald - Vielleicht würden sich viele Probleme in Wohlgefallen auflösen, wenn der Asemwald unter Denkmalschutz stünde. Das zumindest dachte sich der Bewohner Peter Hövelborn und fragte vor einigen Wochen auf kurzem Dienstweg bei seinen ehemaligen Kollegen nach. Hövelborn war 20 Jahre lang Stadtplaner in Esslingen und für die historische Innenstadt zuständig. Dort gehört der Denkmalschutz zum täglich Brot eines jeden Mitarbeiters. Worin andere Menschen vor allem Hindernisse und hohe Kosten sehen, sieht er Chancen. Etwa die, zu verhindern, dass neue Brandschutzauflagen das Erscheinungsbild des Asemwalds verschandeln.

„Wenn man das macht, würde man nicht die Wohnungen im Inneren schützen“, sagt Hövelborn. „Es geht um das Gebäude und den Park.“ Die Antwort, ebenso informell, kam prompt. „Die Bewohner des Asemwalds haben in der Vergangenheit bei der Pflege des Gebäudes nichts falsch gemacht“, sagt er. „Einen Schutz auszusprechen, wäre deshalb wohl gar nicht nötig.“

Ein Denkmalschutz für die Fassade des Asemwald würde helfen

Aber ohnehin sorgt sich Hövelborn nicht darum, dass ein Eigentümer auf eigene Faust seinen Balkon so umgestaltet, dass es von Weitem zu erkennen ist. Es geht vielmehr um Hunderte von Durchbrüchen, die unter Umständen nachträglich in den Beton gefräst werden müssen. Die Wohnungen in den Hochhäusern verfügen auf der einen Seite der Gebäudes über große Balkone, die ihren Namen auch verdienen. Auf der anderen Seite befinden sich sogenannte Fluchtbalkone. Das sind im Grunde genommen knapp 50 Zentimeter breite Simse, über die sich Bewohner in Sicherheit bringen können, wenn es brennt. Durch eine Öffnung von der Größe einer Kiste könnten sie von einem Sims zum anderen kraxeln und schließlich zu einem Treppenhaus gelangen, das nicht verraucht ist.

„Es wird darüber nachgedacht, die Schächte zu vergrößern“, sagt Hövelborn. Dazu müsste zudem das Geländer verändert werden. „Alte Leute könnten das aber immer noch nicht benutzen.“ Es gibt noch weitergehende Überlegungen. „Auch ein zweiter Fluchtweg wäre nicht schön“, sagt er. Stünde das Gebäude aber unter Denkmalschutz, „dann könnte uns das helfen“.

Grundsätzlich wäre es nicht schwierig, den Asemwald unter Denkmalschutz zu stellen. Das Gebäude sucht jedenfalls seinesgleichen in Deutschland. „Das hat architektonische Qualität“, sagt Hövelborn und meint damit vor allem die Art und Weise, wie die Balkone aussehen. „Das ist luftig. Der Architekt Oscar Niemeyer hat so eine Fassade in Sao Paulo gemacht. Sonst gibt es so etwas nicht.“

„Eine totale energetische Sanierung wäre der Super-Gau“

Faszinierend ist auch die Geschichte des Gebäudes. Ursprünglich wollten die Stuttgarter Architekten Otto Jäger und Werner Müller 1958 ein 650 Meter langes Hochhaus mit 1200 Wohnungen bauen. Das erschien selbst den Fachleuten im Bonner Bundesbauministerium zu gewagt. Sie legten ihr Veto ein, andere warfen den Planern gar Größenwahn vor. Das Gebäude wurde in drei Stücke zerteilt und über das Feld nahe Birkach gestreuselt. „Das wirkt bis auf die Alb“, sagt Hövelborn.

Auch wenn sich Hövelborn fast sicher ist, dass die Asemwald-Bewohner von den größeren Durchbrüchen auf ihren Fluchtbalkonen verschont bleiben werden, besteht für den ehemaligen Architekten noch eine weitere Gefahr. „Eine totale energetische Sanierung wäre der Super-Gau“, sagt er. In einem solchen Fall würden die Balkone komplett verschalt und die Fassade würde eine geschlossene Front bilden. „Wenn man das zupacken würde, wäre das eine abweisende Baukörperwand.“ sagt er. „Damit könnte man die ganze Filderebene verschandeln.“