Der Flussregenpfeifer ist vor allem an Donau- und Isarauen heimisch Foto: dpa

Auf einer Industriebrache in Süßen haben sich geschützte Vögel eingenistet – ihre Umsiedlung kostet 100 000 Euro.

Süßen - Zu lange sollte man Brachen nicht liegen lassen, sonst erobert die Natur sie sich zurück. Das hat die Stadt Süßen (Kreis Göppingen) jetzt erfahren. Sie musste den seltenen Flussregenpfeifer umsiedeln. Die kleinen Ufervögel, die eigentlich mehr in den Donau- und Isarauen heimisch sind, hatten sich auf dem eingeschotterten Areal der Stahl’schen Kammgarnspinnerei am Zusammenfluss von Fils und Lauter eingenistet. Dabei ist es nur rund zehn Jahre her, dass die Kammgarnfabrik abgerissen worden war.

Nun sollen die Flussregenpfeifer etwas filsaufwärts Richtung Gingen ein neues Plätzchen finden. Für rund 100 000 Euro wurden dort 6000 Quadratmeter Flusskiesel ausgebreitet, die die raren Bodenbrüter bei Laune halten sollen. Immerhin sind in Süßen 2008 zunächst ein und zuletzt sogar zwei brütende Pärchen gesehen worden – die einzigen im Kreis Göppingen.

Seit Montag ist es aber mit der Ruhe auf der Brache vorbei. Gleich zweimal wurde auf dem Gelände der Baustart für große Projekte gefeiert. Zunächst hatte eine Baugesellschaft auf dem westlichen Teil des Geländes den Spatenstich für ein Senioren- und Familien-Wohnquartier gefeiert. Insgesamt 37 zum Teil betreute Ein- bis Vierzimmerwohnungen sollen auf dem „Filspark“ getauften Teilareal für achteinhalb Millionen Euro entstehen. Ebenfalls am Montag hatte die Stadt auch im noch jungen Lebensraum der Flussregenpfeifer etwas zu feiern, auf dem im östlichen Teil das neue Sport- und Kulturzentrum entstehen soll. Zunächst ging es aber nur um ein Projekt am Rande. Noch wird nämlich die Fils entlang der ehemaligen Brache von einer rund 500 Meter langen und dreieinhalb Meter hohen Mauer eingeengt. Die Stadt feierte jetzt den Start für deren Rückbau. Für rund 300 000 Euro soll eine Böschung mit Uferweg angelegt werden.

Von alldem haben allerdings Flussregenpfeifer nichts mitbekommen. Sie weilen noch im Winterquartier und werden überdies ein Jahr Übergangsfrist für ihren Umzug vom alten zum neuen Nistplatz haben. Der Baustart für die geplante neue Sport- und Kulturhalle auf dem Areal der ehemaligen Kammgarnspinnerei soll erst im Frühjahr 2016 erfolgen. Nun hofft Bürgermeister Marc Kersting sehr auf die Rückkehr und die Umsiedlung der geschützten Vögel. Ihre Anwesenheit hat sich nämlich schon herumgesprochen. „Ich habe am Rande des Geländes öfters schon Vogelfreunde mit Fernglas gesehen. Es wäre ja schön, wenn das eine zusätzliche Attraktion würde“, meint der Schultes. Deshalb hat die Stadt am neuen Nistgelände auch gleich Hinweistafeln auf die Flussregenpfeifer und die Umsiedlungsaktion aufgestellt.