Im Oktober hat ein ICE brennt in der Nähe von Montabaur gebrannt. Foto: dpa

Das ARD-Magazin Kontraste berichtet, dass nur 20 Prozent aller eingesetzten ICE-Züge voll einsatzfähig sind. Die Deutsche Bahn will dazu zunächst nichts sagen.

Berlin - Kaputte Toiletten, defekte Heizungen, blockierte Türen: Bei der Deutschen Bahn sind laut Bericht des ARD-Magazins „Kontraste“ nur 20 Prozent der ICE „voll funktionsfähig“. Grund sei vor allem fehlendes Personal in den Werkstätten, berichtete „Kontraste“ unter Berufung auf interne Unterlagen für den ab Donnerstag tagenden Aufsichtsrat. Die Bahn betonte, auch kleine Komforteinschränkungen flössen bereits in die Statistik ein - die Sicherheit sei aber gewährleistet. „Ein Beispiel: Ist die Reservierungsanzeige in einem einzigen Wagen eines ICE ausgefallen, wird der ganze Zug schon als nicht fehlerfrei gezählt“, erläuterte ein Sprecher der Bahn.

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Das gelte auch für einzelne ausgefallene Kaffeemaschinen oder eine von insgesamt über 10.000 Zugtüren, die gestört seien. Der sichere Betrieb eines Zuges sei aber „jederzeit gewährleistet“, da sämtliche sicherheitsrelevante Komponenten kontinuierlich und lückenlos kontrolliert und gegebenenfalls repariert würden.

Im direkten Zugverkehr fehlen angeblich 5800 Mitarbeiter

Dass nur jeder fünfte ICE voll funktionsfähig ist, steht laut „Kontraste“ in Aufsichtsratsunterlagen der Bahn-Tochter Fernverkehr vom Juni dieses Jahres. In der aktuellen Vorstandsvorlage für die Sitzung am Donnerstag und Freitag heißt es demnach, zwar hätten die Instandhaltungswerke seit dem Jahr 2016 deutlich mehr Züge mit Schäden abgearbeitet. Dieser Erfolg werde jedoch „überkompensiert“, da der „Schadenseingang im gleichen Zeitraum anstieg“.

Die Anzahl der ICE, die die Werkstatt mit Mängeln wieder verlassen, sei um 17 Prozent angestiegen. Grund sei unter anderem die „hohe Eingangsverspätung“, zitierte „Kontraste“ aus den Unterlagen: ICE kämen im Instandhaltungswerk verspätet an, die Werkstattzeit werde knapper. Abgearbeitet werde nur, was sicherheitsrelevant sei. Ein weiterer Grund ist demnach Personalmangel: Im sogenannten „betriebskritischen Bereich“, der direkt für den Zugverkehr zuständig ist, fehlten 5800 Mitarbeiter, zitierte „Kontraste“. Demnach mangelt es im Konzern unter anderem an Lokführern, Instandhaltungskräften und IT-Spezialisten.

Konzernbetriebsrat fordert Ende des Ausgabenstopps

Der Konzernbetriebsrat forderte ein Ende des im September verhängten Ausgabenstopps - und zwar zum 31. Dezember. Der Tritt auf die Kostenbremse habe den Mitarbeitern nicht die dringend notwendige Entlastung gebracht. „Im Gegenteil, er hat die Beschäftigten noch einmal unter zusätzlichen Druck gesetzt.“ Die Effekte, die der Ausgabenstopp erzielt hat, seien dagegen vergleichsweise gering. Auch beim Netz der Bahn, berichtete „Kontraste“, gebe es einen „hohen Investitionsrückstau und Modernisierungsbedarf“. Das Netz sei an der Auslastungsgrenze. Der Investitionsrückstau belaufe sich auf 32 Millionen Euro.

Dies sei auch eine Folge davon, dass der Bund erst vor zwei Jahren die Mittel für den Erhalt des Netzes aufgestockt habe. Angesichts dieser Probleme verabschiede sich die Bahn davon, die Pünktlichkeitsquote von 82 Prozent aller Fernzüge in diesem Jahr zu erreichen, berichtete „Kontraste“. Dieses Ziel solle nun erst 2025 erreicht werden.

Im Oktober lag diese Quote im Fernverkehr bei knapp 72 Prozent. Der Bahnsprecher betonte: „Mit dem aktuellen Stand der Fehlerbeseitigung in unserer Zugflotte sind wir selbst nicht zufrieden.“ Deshalb habe die Bahn dem Aufsichtsrat für die Beratung am Donnerstag und Freitag detaillierte und umfassende Vorschläge vorgelegt, „wie wir kurzfristig zusätzliche Ressourcen für die Wartung und Instandhaltung der Züge aufbauen können“.