Axel Milberg als Vivian Foto: NDR//Georges Pauly

Viel mehr als ein „Tatort“-Star: In der ARD-Krimikomödie „Meine Freundin Volker“ spielt Axel Milberg die Dragqueen Vivian.

Ein Krimi im Dragqueen-Milieu: Das klingt gewagt, weil solche Geschichten leicht in eine Ansammlung bizarrer Klischees ausarten können. Die Handlung entwickelt sich jedoch in eine völlig andere Richtung. „Meine Freundin Volker“ erzählt von einer Heldenreise. Der Film beginnt mit einem umjubelten Auftritt. Der Club Donauwelle auf St. Pauli feiert Vivian Bernaise, bürgerlich Volker Weinreich (Axel Milberg). Ein Verehrer bittet in der Garderobe um ein Autogramm. Kurz drauf gerät der junge Mann in ein Handgemenge, dabei löst sich ein Schuss. Die Täter gehören zur Mafia, Vivian muss als Mordzeugin umgehend von der Bildfläche verschwinden und findet als Volker Unterschlupf bei einer Lehrerin.

Im Vorhof zur Spießerhölle

Clever überträgt das Drehbuch das mutmaßliche Befremden zumindest von Teilen des ARD-Stammpublikums auf die zweite Hauptfigur. Szenestars wie Olivia Jones sind oft Talkshowgäste, aber die Vorstellung, mit solch einem Paradiesvogel unter einem Dach zu leben, dürften viele Menschen als „queer“ („verquer“) empfinden. Katja (Kim Riedle), Volkers Vermieterin, geht es nicht anders, weshalb sie erst mal nachschaut, was eine Dragqueen ist: „meistens ein Mann, der humoristisch und überhöht das Verhalten von Frauen imitiert und sich entsprechend kleidet“. Prompt trifft Vorurteil auf Vorurteil. Katja will den absonderlichen Untermieter wieder loswerden, Volker hält sie für eine „verspießerte Vorstadtmutti“ und die Kleinstadt für den „Vorhof zur Spießerhölle“.

Beide machen aber bald eine Kehrtwende: er, weil die Mafia ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hat, und sie, weil sie sich in eine ausweglose Lage manövriert hat. Ehemann und Schulrektor David (Helgi Schmid) hat sie wegen einer Referendarin verlassen. Um beiden eins auszuwischen, hat Katja, in musikalischen Dingen recht unbewandert, ihrer Konkurrentin die Leitung der Musical AG entrissen. Volker ist zur rechten Zeit in ihr Leben getreten, und das nicht nur in Bezug auf das Musical. Ihr Sohn Lukas (Bruno Thiel) wird gemobbt. Dank Volker blühen Mutter und Sohn auf. Er hilft ihnen, jenen Teil ihres Selbst auszuleben, der verloren gegangen ist (Katja) oder sich nicht an die Oberfläche traut (Lukas). Milbergs Leistung ist bemerkenswert. Die Herausforderung bestand darin, die Figur nicht zur Parodie werden zu lassen – und das gelingt ihm meisterhaft.

Meine Freundin Volker: Mittwoch, 17. Mai, ARD, 20.15 Uhr