Mitarbeiter vom sächsische Landesamt für Archäologie grabe im Kiestagebau Ottendorf-Okrilla vor den Tore Dresdens. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Kieslagerstätten geben immer wieder archäologische Geheimnisse preis - so auch der Kiestagebau im sächsischen Ottendorf-Okrilla. Dort haben Archäologen einen Jahrtausende alten Fund gemacht: ein Hügelgrab aus dem Übergang vom Neolithikum zur Jungbronzezeit.

Archäologen sind bei Ausgrabungen im Kiestagebau Ottendorf-Okrilla vor den Toren Dresdens in Sachsen auf sehr Seltenes gestoßen: eine Gruppe von Hügelgräbern der Schnurkeramik mit Resten aufgeschütteter Hügel. „Die sind andernorts meist komplett eingeebnet“, beschreibt ein Sprecher des Landesamtes für Archäologie (LfA) die Besonderheit des Fundes.

Als schnurkeramische Kultur (etwa 2750 bis 2200 v. Chr.) bezeichnet man einen Kulturkreis der Kupfersteinzeit (5500 bis 2200 v. Chr.) am Übergang vom Neolithikum (Jungsteinzeit) zur Bronzezeit. Die Schnurkeramik ist nach der charakteristischen Gefäßverzierung benannt, bei der mit einer Schnur umlaufende Rillenmuster in den Ton eingedrückt wurden.

Begräbnisstätte mit 85 Befunden

Unter einer fast 5000 Jahre alten Fläche, auf der sie einst errichtet wurden, fanden sich die typischen kreisförmig umlaufenden Gräben und Grabkammern in der Mitte. Die Reste der Jahrtausende alten Begräbnisstätten gehören zu insgesamt 85 Befunden.

Darüber hinaus legten die Archäologen Brandgräber aus der Jungbronzezeit (etwa 1250 bis 1050 v. Chr.) frei und bargen die typischen Urnen mit dem Leichenbrand und Beigabengefäße. Solche Befunde seien vor allem im Osten des Freistaates bekannt. „Tote wurden verbrannt und die Überreste in Urnen bestattet, aber anders als heute samt Knochen“, berichtet der LfA-Sprecher.

Die Gruppe der Hügelgräber aus der Epoche der Schnurkeramik gehört zu den insgesamt 85 Befunden. Foto: dpa/Sebastian Kahnert
Sie wurden auf einer rund fünf Hektar großen Fläche gemacht.  Foto: dpa/Sebastian Kahnert
Geborgen wurden Urnen und Behältnisse, in denen wahrscheinlich Speisen aufbewahrt wurden. Foto: dpa/Sebastian Kahnert
Ein LfA-Mitarbeiter ein Fundstück aus Keramik in den Händen. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

„Verstorbene stehen in der Urne“

Die teils bis ins Kleinste zersplitterten Knochen seien von Fuß bis Kopf nach oben einsortiert. „Verstorbene stehen quasi in der Urne“, so der Archäologe. Reste ließen vermuten, dass die Gefäße mit Stoff gewissermaßen bekleidet waren. Geborgen wurden zudem Behältnisse, in denen wahrscheinlich Speisen waren. „Wir gehen davon aus, dass den Toten in Zeremonien etwas zu trinken und zu essen mitgegeben wurde ins Jenseits.“

Das insgesamt fünf Hektar große Areal wird seit September 2023 im Zuge der Erschließung einer neuen Abbaufläche untersucht. Die Grabungen bis in 1,20 Meter Tiefe sollen im April abgeschlossen sein.