Ehrenamtlicher Kassiererer und Ex-Gemeinderat soll in mehrere Vereinskassen gelangt haben Foto: dpa

Viele Menschen haben diesem Mann vertraut, doch jetzt werden Untreue-Vorwürfe gegen ihn laut: Ein früherer Sindelfinger SPD-Gemeinderat soll als ehrenamtlicher Kassierer mehrere Vereine betrogen haben.

Sindelfingen - Er saß für die SPD im Sindelfinger Gemeinderat und engagierte sich in vielen Bereichen ehrenamtlich. An der Schule seiner Kinder war er ebenso aktiv wie in örtlichen Sportvereinen, im Renninger Schäferhundeverein und im Maichinger Eine-Welt-Laden. In den vergangenen Monaten sind schwere Vorwürfe gegen früheren Gemeinderat laut geworden: Er soll mindestens 18 500 Euro unterschlagen haben.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft bestätigt, dass gegen den Mann mindestens drei Anzeigen vorliegen. Sie ermittelt wegen des Verdachtes der Untreue und des Betrugs.

Als gelernter Bilanzbuchhalter hatte der Mann in mehreren Organisationen die Aufgaben des Kassierers übernommen – so auch beim Sindelfinger SPD-Stadtverband. Den Genossen fiel Anfang 2013 auf, dass etwa 10 500 Euro fehlten. Der Kassierer erklärte damals nach Angaben des SPD-Stadtverbands, die Summe als Darlehen an den Renninger Schäferhundeverein vergeben zu haben, wo er ebenfalls als ehrenamtlicher Kassierer tätig war.

Als er die Summe zurückzahlte, wurde er zwar gerügt – die Angelegenheit schien für die SPD jedoch erledigt.

Allerdings hatte der Mann beim Schäferhundeverein ebenfalls vorgegeben, dass er 10 500 Euro für ein Darlehen an die SPD aus der Kasse genommen habe, sagt ein Vereinsmitglied auf Nachfrage der Stuttgarter Nachrichten. Mit mehreren fingierten Darlehensverträgen zwischen SPD und Hundeverein versuchte er vermutlich, das Fehlen der fünfstelligen Summe zu vertuschen.

Auf einem dieser Dokumente fälschte er nach Angaben des früheren Hundeverein-Vorstandes Stephan Müller auch dessen Unterschrift. Der Schäferhundeverein hat deshalb bereits im Frühjahr 2014 Anzeige gegen seinen früheren Kassierer erstattet. Auch der Sindelfinger SPD-Stadtverband will demnächst Anzeige erstatten.

Ähnlich ergeht es dem Maichinger Eine-Welt-Verein. Hier war der Mann seit 1996 als ehrenamtlicher Kassierer tätig – 18 Jahre lang ohne Probleme. Doch im Herbst 2014 hätten sich plötzlich Lieferanten beschwert, dass Rechnungen nicht mehr beglichen worden seien: „Das Konto des Vereins war um 3000 Euro überzogen“, berichtet die Vorsitzende Sabine Kober.

Insgesamt fehlten etwa 8000 Euro aus der Kasse. Doch der Schaden könnte noch wesentlich höher sein. Denn der frühere Kassierer habe ein Festgeldkonto des Vereins ohne Wissen der anderen aufgelöst – wie viel Geld auf diesem lag, ist noch unklar. „Er hat sich seit vielen Jahren um die Finanzen gekümmert und alle Unterlagen zu Hause gelagert. Deshalb ist es schwierig, die Transaktionen nachzuvollziehen“, erklärt Sabine Kober.

Zurzeit würden die Dokumente bei der Staatsanwaltschaft liegen, da auch der Eine-Welt-Verein im Dezember 2014 Anzeige erstattet habe. Auch in die Finanzen des ehrenamtlich arbeitenden Vereins hat die Affäre ein großes Loch gerissen.

Den Kontakt zum SPD-Stadtverband, zum Hundeverein und dem Eine-Welt-Laden hat der Mann schon vor Monaten abgebrochen. Aus Sindelfingen ist er weggezogen. Was den früheren SPD-Gemeinderat dazu getrieben hat, mutmaßlich eine mindestens fünfstellige Summe zu unterschlagen, ist unklar.