Anna Loos im Einsatz als TV-Kommissarin Helen Dorn Foto: ZDF

Im Kölner „Tatort“ gab Anna Loos die Assistentin, inzwischen ist die Schauspielerin zur Kommissarin aufgestiegen. Ein Gespräch über Rollen, die Anfänge und Krimis in Moll und Dur.

Ihr Mann Jan Josef Liefers ist als schnöseliger Gerichtsmediziner Boerne im Münster-„Tatort“ schon lange ein Star, jetzt ist auch Anna Loos unter die TV-Ermittler gegangen: Rund acht Millionen Zuschauer sahen im März ihr Debüt als Titelheldin der neuen Krimireihe „Helen Dorn“ – die ernsthafte, sozial eher ungeschmeidige Kommissarin löst in Nordrhein-Westfalen ihre Fälle. Am Samstag zeigt das ZDF die zweite Folge „Unter Kontrolle“, in der eine vierjährige Unternehmertochter spurlos verschwindet.

Frau Loos, früher waren Sie Assistentin im Kölner „Tatort“, jetzt ermitteln Sie als Kommissarin in einer eigenen Krimireihe. Wie fühlt sich das an?
Beim Kölner „Tatort“ habe ich direkt nach der Schauspielschule angefangen, das war großartig für mich. Ich hatte noch keine Ahnung vom Drehen, aber Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt haben mich unter ihre Fittiche genommen, bis heute bin ich mit beiden gut befreundet und sehr dankbar für diese Zeit. Damals hätte ich noch keine Hauptkommissarin spielen wollen, weil ich einfach viel zu jung war. Aber in den letzten paar Jahren habe ich immer wieder Angebote für Ermittlerinnen bekommen. Mit 43 Jahren bin ich jetzt Kommissarin, und es fühlt sich gut an (lacht).
Wäre auch eine Rolle als „Tatort“-Kommissarin für Sie infrage gekommen?
Ehrlich gesagt wären „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ nicht so meins gewesen, weil man da in einem sehr engen Krimikorsett steckt. Man ist in ein Format eingegliedert, in dem man mit seiner Figur nur einen Bruchteil des Ganzen ausmacht. Ich wollte gerne etwas Eigenes, und das ist jetzt Helen Dorn.
Sie waren früh an der Entwicklung der Reihe beteiligt. Welche Eigenschaften haben Sie Helen Dorn mitgegeben?
Da habe ich mich zurückgehalten. Wenn man mit so tollen Menschen arbeitet wie Regisseur Matti Geschonneck und Autor Magnus Vattrodt, darf man sich nicht in deren Arbeit einmischen. Es wäre ein Fehler, solchen Profis zu sagen, dass Helen Dorn beispielsweise einen Tick haben soll oder mit der Lederjacke auf dem Motorrad unterwegs ist. Wir haben aber im Vorfeld viel über die Tonart der Filme geredet – und dann wie besprochen einen Krimi in Moll gedreht.
Während der Münster-„Tatort“, in dem Ihr Mann Jan Josef Liefers an der Seite von Axel Prahl ermittelt, ja eher in Dur ist . . .
Axel und Jan Josef machen das bravourös, ihre Fälle gehören neben den Kölnern zu meinen Lieblings-„Tatorten“. Als Konsument wohlgemerkt. Ich bin noch nicht zu Hause in der Komödie, ich liebe authentische und ernste Filme, dort kann ich mich einfach freier bewegen. In der Vorbereitung auf die Rolle habe ich mich mit vielen echten Kommissaren unterhalten, und natürlich haben die auch Humor. Aber das Leben als Ermittler ist nicht lustig, es geht schließlich bei jedem Fall um menschliche Tragödien. Man kann im Film die Dinge natürlich überspitzen und andere, auch komische Ebenen benutzen, nur liegt mir persönlich das eben nicht so.
Wird es auch mal ein Crossover von Dorn und den „Tatort“-Ermittlern aus Münster gehen?
Sie ermitteln zwar beide in Nordrhein-Westfalen, aber das glaube ich eher nicht, weil es eben so verschiedene Tonlagen sind. Der „Tatort“ aus Münster in Dur und Helen Dorn in Moll, das sind Paralleluniversen, die einfach nicht zusammenpassen. Ich kann mir zwar vorstellen, dass Axel oder Jan mal eine Rolle bei uns spielen, denn sie beide sind großartige Schauspieler, aber nicht unbedingt in ihren Rollen als Thiel und Boerne.
Entscheiden Sie und Ihr Mann gemeinsam über neue Rollen?
Wir lesen die Drehbücher, die dem anderen angeboten werden. Am Ende entscheidet zwar jeder für sich, aber es gibt eine Beratung. Wir haben einen ähnlichen Geschmack, und es gibt kaum mal ein Buch, das Jan Josef gefällt und mir nicht oder umgekehrt. Und wenn einer von uns beiden mal nicht weiß, wie er sich einer Figur nähern soll, dann hat der andere manchmal eine gute Idee.
Bleibt Ihnen neben der Arbeit fürs Fernsehen noch genug Zeit für andere Projekte wie Ihre Band Silly?
Na klar, für meine Band bleibt immer genug Zeit. An erster Stelle steht sowieso meine Familie, und ich drehe drei bis vier Filme pro Jahr, da hab’ ich noch jede Menge Zeit, mit meiner Band Musik zu machen.
Sie spielen eine TV-Kommissarin, haben Sie im echten Leben eigentlich auch schon Erfahrung mit Kriminalität gemacht?
Uns ist zwar schon mal ein Auto geklaut worden, aber prinzipiell fühle ich mich da sicher, wo ich wohne. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich nicht alleine durch den Park gehen kann. Ich bin allerdings auch kein kleines, zartes Pflänzchen, ich kann mich wehren. Ich hab’ auch einen guten Punch (lacht).

„Unter Kontrolle“, ZDF, Samstag, 20.15 Uhr