Der Zustand des am Freitag bei einem Angriff in den USA schwer verletzten Autors Salman Rushdie ist offenbar ernst. Warum der Fall so viele Menschen weltweit bestürzt.
Eigentlich wollte der Schriftsteller Salman Rushdie am Freitag in den USA über verfolgte Künstler sprechen. Doch plötzlich wird er genau dort, auf offener Bühne, zum Opfer eines brutalen Angriffs. Ein 24-Jähriger sticht in Chautauqua im Westen des Bundesstaates New York mehrmals auf den 75-Jährigen ein und verletzt ihn schwer. Rushdie wird in ein Krankenhaus gebracht und operiert.
Der Zustand des am Freitag bei einem Angriff in den USA schwer verletzten Autors Salman Rushdie ist offenbar ernst. „Die Nachrichten sind nicht gut“, sagte Agent Andrew Wylie am Freitag (Ortszeit) nach Angaben der „New York Times“. Rushdie werde aufgrund der Attacke bei einer Lesung im US-Bundesstaat New York vermutlich ein Auge verlieren, „die Nerven seines Arms wurden durchtrennt, und seine Leber wurde durch einen Stich getroffen und beschädigt“. Den Informationen nach wurde der 75-jährige Rushdie an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
Ein 24-jähriger Mann hatte den britisch-indischen Schriftsteller, der wegen seines Romans „Die satanischen Verse“ seit 1989 von Islamisten mit dem Tod bedroht wird, auf einer Bühne angegriffen. Der Täter habe Rushdie offenbar in den Hals gestochen, berichteten US-Medien am Freitag unter Berufung auf Polizeiangaben. Der Autor wurde danach umgehend in ein Krankenhaus geflogen. Der Täter wurde zunächst von Gästen der Veranstaltung überwältigt und von anwesender Polizei festgenommen. Das Motiv des Mannes blieb zunächst unklar.
Was hat der Fall mit der jahrzehntealten Fatwa zu tun?
Ob der Angriff im Zusammenhang mit der jahrzehntealten, gegen Rushdie ausgesprochenen Fatwa steht? Unklar. Rushdie war vor mehr als 30 Jahren per Fatwa zum Tode verurteilt worden. Wegen seines Werks „Die satanischen Verse“ aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini das religiöse Rechtsdokument veröffentlicht, das zur Tötung des Autors aufforderte. Der Fatwa folgte damals eine dramatische Flucht Rushdies und zeitweise jahrelanges Verstecken, um dem Todesurteil zu entkommen. Seit mehr als 20 Jahren lebt er nun in New York.
In den USA und weltweit löste der Anschlag Entsetzen aus. „Diese Gewalttat ist entsetzlich“, sagte der nationale Sicherheitsberater Jack Sullivan laut Mitteilung des Weißen Hauses. UN-Generalsekretär António Guterres reagierte ebenfalls mit Entsetzen auf den Angriff. Der US-Senator und Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, schrieb auf Twitter, die Tat sei ein „Angriff auf die Rede- und Gedankenfreiheit“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb, Rushdie sei von „Hass und Barbarei“ getroffen worden.
Der deutsche Schriftsteller Günter Wallraff, der Rushdie 1993 in seinem Haus in Köln-Ehrenfeld versteckt hatte, sagte, die Nachricht sei „natürlich ein Schlag für mich“ gewesen.
Vor wenigen Tagen noch hatte Rushdie dem Magazin „Stern“ gesagt, dass er sich in den USA sicher fühle. „Das ist lange her“, sagte Rushdie im Interview Ende Juli auf die Frage, ob er noch immer um sein Leben bange. „Für einige Jahre war es ernst“, sagte Rushdie weiter. „Aber seit ich in Amerika lebe, hatte ich keine Probleme mehr.“ Der Autor habe dabei aber auch vor dem politischen Klima und möglicher Gewalt in den USA gewarnt: Das Schlimme sei, „dass Morddrohungen alltäglich geworden sind“.