Das Verhältnis zwischen OB Werner Spec und dem Gemeinderat ist angespannt. Foto: dpa

Die Beschwerde beim Regierungspräsidium über den OB zeugt von einem angespannten Verhältnis zum Rat. Gegenseitiges Vertrauen ist notwendig, um gut zusammen zu arbeiten.

Ludwigsburg - Eigentlich ist es eine Petitesse, wenn die Stadt eine ihrer zahlreichen Immobilien für ein paar Monate vermietet. Alltagsgeschäft der Verwaltung, das in den meisten den Fällen das Stadtparlament nicht interessiert. Die interimsweise Vermietung eines Ladenlokals in der Oberen Marktstraße an den Sortwarenhändler Roy Fischer hat allerdings für große Aufregung gesorgt, und sogar zu einer Beschwerde darüber beim Regierungspräsidium. Nun ist Roy Fischer nicht irgendein Mieter, sondern ein ebenso bekannter wie auch umstrittener Macher in der Stadt.

Dass die Emotionen im Sommerloch so weit hochkochen, dass CDU und SPD über den Stadtrat Reinhold Noz die Vermietung sogar von der Rechtsaufsicht prüfen lassen, zeugt von der angespannten Stimmung zwischen Stadtoberhaupt und Rat. Zwar stellt niemand die Energie und die Leistung von Werner Spec in Frage, ganz im Gegenteil. Doch mit seinem forschen Vorgehen und einer gewissen Dünnhäutigkeit bei Kritik und Widerspruch hat er Teile des Gemeinderates verprellt.

In der Sache ist die Zwischenvermietung an Roy Fischer keinen Eklat wert. Es geht nur um wenige Monate und hilft dem Einzelhändler aus der Bredouille, und formal hätte die Verwaltung die Fraktionschefs dazu gar nicht befragen müssen. Doch an diesem Fall entladen sich die lange aufgestauten Emotionen über unzählige andere Fälle. Es herrscht eine gewisse Frustration der großen Fraktionen, nicht immer ernst genommen zu werden.

Ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen Verwaltung und Gemeinderat ist normal und vielleicht sogar notwendig. Doch das darf nicht zur Lähmung der politischen Entscheidungsprozesse führen. Grundsätzliches Vertrauen darauf, dass Absprachen gelten und man sich nicht gegenseitig hinters Licht führt, sind unverlässlich für eine konstruktive Zusammenarbeit. Vielleicht sollten vor dem Beginn der politischen Saison alle Seiten noch einmal in sich gehen und überlegen, welche politische Kultur sie wirklich wollen.