Seit 1930 hat die Bausparkasse Wüstenrot ihren Sitz in Ludwigsburg. Foto: dpa

400 Millionen Euro verbaut die W&W-Gruppe in den nächsten Jahren in Kornwestheim – dort entsteht der zentrale Unternehmenscampus. Was mit den Liegenschaften in Ludwigsburg passiert, ist unklar – trotzdem ist das Großprojekt auch eine Chance für die Barockstadt.

Ludwigsburg/Kornwestheim - Es hat sich abgezeichnet, nur das Tempo überrascht. Die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe baut in Kornwestheim einen zentralen Unternehmens-Campus, an zwei Bürohäusern wird bereits gearbeitet, fünf weitere folgen bis 2023. Am Donnerstag veröffentlichte das Unternehmen die Pläne, 400 Millionen Euro werden investiert – und im Ludwigsburger Rathaus wird man kurz geschluckt haben. Kornwestheim, der kleine Nachbar, darf sich als großer Gewinner fühlen. 4000 Menschen arbeiten künftig auf dem Campus, und es ist kein Geheimnis, dass die Ludwigsburger Rathausspitze diese Arbeitsplätze gern in der eigenen Stadt gesehen hätte. Wenn der Ausbau abgeschlossen ist und die Ausgaben abgeschrieben sind, wird Wüstenrot in Kornwestheim zu einem bedeutenden Gewerbesteuerzahler.

In Stuttgart sollen Büros zu Wohnungen werden – ein Modell auch für Ludwigsburg?

Schon 2014 deutete sich diese Entwicklung an, als das Unternehmen den Grundsatzbeschluss für die erste Ausbaustufe fasste. Michael Ilk, der Ludwigsburger Baubürgermeister, hielt damals mit seiner Enttäuschung nicht hinterm Berg. „Für uns ist das außerordentlich bedauerlich, denn diese Firma liegt uns sehr am Herzen.“ Seit 1930 hat die Bausparkasse ihren Sitz in der Barockstadt, doch für eine Erweiterung wie in Kornwestheim war schlicht kein Platz mehr vorhanden. Immerhin: das Wüstenrot-Hochhaus an der B 27 in Ludwigsburg wird derzeit saniert und soll danach noch mindestens zehn Jahre lang nutzbar sein.

Dass das Unternehmen langfristig an diesem Standort festhält, erscheint indes fraglicher denn je. Dennoch ist der neue Campus in Kornwestheim auch eine Chance für Ludwigsburg, der Oberbürgermeister Werner Spec spricht gar von einer Win-win-Situation. Zwar ist Spec Medienprofi und in der Lage, schlechte Nachrichten als gute zu verkaufen, aber Unrecht hat er nicht. In Stuttgart will W&W die nicht mehr benötigten Bürogebäude in Wohnhäuser umwandeln, das könnte auch ein Modell für Ludwigsburg sein, wo Wohnraum ebenfalls knapp ist. Unter der Wüstenrot-Belegschaft würden sich bestimmt potenzielle Nutzer für die Wohnungen finden lassen – von dort nach Kornwestheim ist es schließlich nur ein Katzensprung.