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Die Polizei geht davon aus, dass Tim K. den Code zum Waffenschrank nicht kannte.

Stuttgart/Winnenden -  Der Vater von Tim K. hat seinen Sohn zum Schießtraining im Schützenverein mitgenommen, weil er "Tim ein wenig unter die Leute bringen" wollte. Ein Arzt vom Klinikum am Weissenhof in Weinsberg habe geraten, Tim solle "mehr unter die Leute gehen", sagte Jörg K. laut einer Polizeivernehmung, die im Prozess gegen ihn gestern vor dem Landgericht Stuttgart vom Richter verlesen wurde.

Der Vater von Tim K. steht wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz vor Gericht. Er wird beschuldigt, die Tatwaffe im Schlafzimmerschrank unverschlossen aufbewahrt zu haben. Eine Therapeutin will laut Polizeivernehmung die Eltern des Winnender Amokläufers auf den "Menschenhass" und die "sich aufdrängenden Gedanken, andere Menschen zu töten", informiert haben. Der Vater bestreitet jedoch, dass eine Psychologin das Ehepaar über die "Fremdverletzungsgedanken" ihres Sohnes informiert habe.

Wesentlich ist im Prozess die Frage, wie Tim K. an die 285 Schuss Munition kam, die er beim Amoklauf bei sich hatte. Für Tims Vater ist dies laut Polizeivernehmung "unerklärlich". Der Hauptsachbearbeiter der Waiblinger Polizei geht davon aus, dass der Täter sich die Munition im Haus zusammensammelte, die sich dort unverschlossen befand.

 Mehr als 5100 Patronen im Haus gefunden

Verteidiger Hubert Gorka widersprach dem. Laut Gorka gibt es viele Hinweise, dass Tim die Zahlenkombination des Waffenschranks kannte und dort Munition herausgeholt hatte. Wäre dies der Fall, würde dies zu einem geringeren Strafmaß führen. Die meisten der mehr als 5100 Patronen, die im Haus gefunden wurden, wurden im Waffenschrank verwahrt. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass Tim K. den Code nicht kannte. Am Tresor, etwa am Tastenfeld, waren auch keine Spuren von ihm gefunden worden

Der Vater des Amokläufers hat sich der Polizeivernehmung zufolge nie dafür interessiert, ob sein Sohn PC-Killerspiele besessen hatte. Was Tim K. am Fernsehen in seinem Zimmer anschaue, sei dem 51-Jährigen egal gewesen, er habe ihm keine Vorschriften gemacht, hatte er zu Protokoll gegeben.

Tim K. hatte am 11.März 2009 in Winnenden neun Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrerinnen erschossen. Auf der Flucht tötete er drei weitere Menschen, bevor er sich selbst das Leben nahm.