Weil das Gazi-Stadion vor und während der Fußball-EM gesperrt ist, bestreiten die Stuttgarter Footballer das Auftaktspiel der neuen ELF-Saison in der Arena in Sinsheim. Sie hoffen auf eine große Kulisse.
Bei der Fußball-EM im Sommer in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) geht es um Tore, Taktik und Teamgeist – aber nicht nur. Von dem Turnier erhoffen sich auch Hotellerie, Gastronomie und Medien zählbare Erfolge. Andere müssen derweil ihren Platz räumen, zum Beispiel die Footballer von Stuttgart Surge. Ihre Spielstätte, das Gazi-Stadion, steht exklusiv den Kickern aus der Schweiz zur Verfügung, die in Degerloch Quartier beziehen. Weshalb der Vizemeister der European League of Football (ELF) schon früh nach Alternativen gesucht hat. Und nun zum großen Wurf ausholt.
Das Auftaktspiel der neuen Saison gegen die Munich Ravens wird am Sonntag, 26. Mai, in der Arena in Sinsheim ausgetragen, dafür geht Stuttgart Surge eine Kooperation mit dem Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim ein. Verbunden ist der (vorerst einmalige) Schritt in die Metropolregion Rhein-Neckar mit enormen Hoffnungen. „Wir haben dort viel Platz im Stadion und beste Möglichkeiten drumherum“, sagt Surge-Manager Suni Musa, „wir werden aus diesem Spiel eine ganz große Sache machen.“
PR-Aktion in eigener Sache
In der vergangenen Saison hatten die Stuttgarter im Gazi-Stadion einen Schnitt von rund 4000 Besuchern, der laut Suni Musa um einiges höher liegen könnte, wenn mehr als 2100 Sitzplätze zur Verfügung stehen würden. Wie hoch die Anziehungskraft tatsächlich ist? Eine wegweisende Antwort gibt es Ende Mai. „Wir werden alles tun, um die Arena voll zu bekommen. Wenn wir unseren Job gut erledigen, dann bin ich optimistisch, dass 30 000 Zuschauer kommen werden“, meint Suni Musa, der sicher ist, alle 23 600 Sitzplatztickets verkaufen zu können – nicht zuletzt, weil die Eintrittspreise gesenkt werden. „Wir wollen dieses Spiel zu einer großen Marketing-Aktion für uns und unseren Sport machen“, sagt der Surge-Manager, „es soll eine tolle Show werden.“ Und anschließend geht der Roadtrip der Surge-Footballer weiter.
Die Heimspiele am 16. Juni gegen die Milano Seamen und am 30. Juni gegen die Helvetic Guards werden an der Kreuzeiche in Reutlingen ausgetragen. Das Stadion ist Football-erprobt, hier spielt der Regionalligist Reutlingen Eagles. Die Arena fasst 15 000 Zuschauer, hat rund 5200 Sitzplätze – was in einer Sportart, in der eine Partie auch mal länger als drei Stunden dauern kann, ein wichtiger Faktor ist. „Viele Fans wollen sitzen“, sagt Musa, „bei Spielen im Gazi-Stadion sind die Sitzplätze im Vorverkauf meist schnell vergriffen, doch danach stagniert es.“ Auch in dieser Saison?
Wir die Rückkehr nach Degerloch hart?
Für die restlichen drei Heimspiele der Hauptrunde am 21. Juli gegen die Wroclaw Panthers, am 11. August gegen die Tirol Raiders und am 18. August gegen die Barcelona Dragons geht es dann wieder nach Degerloch. Sportlich ist das kein Problem, wirtschaftlich aber könnte dieser Schritt schmerzen. „Wenn es uns gelingt, aus den Partien in Sinsheim und Reutlingen das Maximale herauszuholen, dann wird diese Rückkehr einen bitteren Beigeschmack haben“, erklärt Suni Musa. Denn das Gazi-Stadion hat nicht nur am wenigsten Sitzplätze, sondern kostet auch noch am meisten Miete. Weshalb die Surge-Verantwortlichen extrem gespannt sind, wie die Auftritte ihres Teams außerhalb von Stuttgart ankommen – und was sich für die Zukunft daraus ableiten lässt.
Einerseits erhält das Gazi-Stadion eine neue Gegengerade, der Umbau startet im Herbst 2025. Und andererseits wird Suni Musa ein Football-Funktionär bleiben, der gerne groß denkt – auch über die Region hinaus. „Wir sind nicht zwingend an Stuttgart gebunden“, sagt er, „Surge wird über kurz oder lang eine sehr, sehr starke Marke in ganz Baden-Württemberg werden.“ Dann wäre Sinsheim in doppeltem Sinne ein Anfang.