Schöne Flugeinlage mit guten Haltungsnoten: Der American Footballer Tom Schneider zeigt vollen Einsatz für die Stuttgart Scorpions. Foto: digital

Bei ihrem ersten Heimspiel möchten die Footballer der Stuttgart Scorpions zeigen, dass diese Saison mit ihnen zu rechnen ist.

Bei ihrem ersten Heimspiel möchten die Footballer der Stuttgart Scorpions zeigen, dass diese Saison mit ihnen zu rechnen ist.

Stuttgart - „Sie bekommen zwölf Minuten“, sagt Jemil Hamiko freundlich aber bestimmt. Für Pressetermine hat der neue Cheftrainer der Stuttgart Scorpions wenig Zeit. Sein Fokus liegt auf dem Football. Da gibt es kein Rechts und Links.

Denn Hamiko weiß, was er will. Der Headcoach will spätestens 2016 um den ersten Platz in der German Football League Süd mitspielen, also der ersten Liga. Bis dahin müssen das Team und Hamiko aber noch einiges leisten. „Die Hälfte des Teams ist neu, wir müssen erst mal zueinanderfinden“, sagt Hamiko. Die Saison 2014, die am Wochenende mit einem 66:52-Sieg bei den Franken Knights begonnen hat, ist für den Verein eine Übergangssaison. An diesem Donnerstag (15 Uhr) tragen die Scorpions in Esslingen ihr erstes Heimspiel gegen die Munich Cowboys aus.

Damit die Fans wieder jubeln können, hat der neue Cheftrainer einen Plan: Er will ein Team formen. Das klingt so einfach, ist es aber nicht. Im Trainingslager in Straßburg hat er deshalb von den Spielern verlangt, am Abend jedes Teammitglied mit Name zu kennen. Zur Freude des 33 Jahre alten Hamiko haben seine Jungs die Aufgabe erfüllt, obwohl Luke Barthelmess und Mar’quone Edmonds da gerade erst angekommen waren.

Barthelmess ist der neue Quarterback, Spielgestalter, der Scorpions. Edmonds empfängt als Wide Receiver die Pässe des Quarterbacks. „Ohne Teamgeist kann man nicht erfolgreich Football spielen“, sagt der Trainer. Mit dieser Philosophie war Hamiko bereits in Schwäbisch Hall erfolgreich. Bei den Unicorns trainierte er dort die Wide Receiver und die Special-Teams, die meist ins Spiel kommen, wenn der Ball getreten werden muss. Mit Schwäbisch Hall holte Hamiko die deutsche Meisterschaft.

Auch die beiden US-Amerikaner Barthelmess und Edmonds erfüllen die hohen Ansprüche des Trainers. „Luke und Mar’quone sind wie ein Sechser im Lotto“, sagt Hamiko.

Traditionell sind die US-Boys auch selbst als Trainer im Einsatz. Viele der Imports, so werden die Spieler aus den Vereinigten Staaten genannt, haben in amerikanischen College-Mannschaften gespielt und einen reichen Erfahrungsschatz. In der letzten Saison konnte der Verein von diesem Wissen nur wenig profitieren. Die drei Importspieler waren verletzt. Ein Grund, warum die Scorpions knapp am Abstieg vorbeigeschlittert sind. In dieser Saison hat sich der Start nun aber schon ganz gut angefühlt. Die Stimmung unter den Spielern ist richtig gut. Doch im Training verlangt der Headcoach Konzentration. „Wenn ein Spieler in meinem Training einen Fehler macht, dann lacht er nicht“, sagt Jemil Hamiko.

Der große, dunkelhaarige Trainer ist eine Respektsperson. Deswegen haben Scherze auf dem Platz nichts zu suchen. Im Umgang ist er freundlich, aber – wenn es um Football geht – knallhart. Freimütig gibt Hamiko zu, dass seine Stimmung schnell umschlage, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen laufe. „Ich bin wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, sagt er. Damit der böse Mr. Hyde nicht allzu oft auftauchen muss, erstellt Hamiko jetzt schon Pläne für die Saison 2015. Denn er sei ein „totaler Kontrollfreak“.

Obwohl American Football in Deutschland ein Amateursport ist, verlangt Hamiko von seinen Spielern regelmäßiges Training – auch außerhalb der offiziellen Trainingszeiten. „Ich kann richtig sauer werden, wenn jemand nicht bereit ist, alles zu geben“, sagt er. Hamiko erwartet Loyalität zu dem Verein und seinem Ziel, den Club wieder nach vorne zu bringen. Aber er verlangt von den Spielern nur den Einsatz, den er selbst bringt.

Zusätzlich zu seiner 40-Stunden-Woche als Groß- und Außenhandelskaufmann investiert der Vater zweier Kinder 30 Stunden in der Woche in den Football. Sein Engagement für die Stuttgart Scorpions ist gespeist von seiner engen Verbundenheit zum Verein. Er selbst hat in der Jugendmannschaft gespielt. „Hier auf der Waldau fühle ich mich zu Hause“, sagt er. Die besondere Verbundenheit zwischen Mannschaft, Verein und Fans habe ihn neben dem Angebot, als Headcoach zu arbeiten, zurück zum Club geholt.

Während Hamiko von seiner Zeit auf der Waldau erzählt, schaut er auf die Uhr. Die zwölf Minuten sind um. Er steht auf und verabschiedet sich. Mehr Zeit gibt es nicht. Da ist er knallhart. Er will ja zum Training.