Der Amateurfußball hat bis auf weiteres Corona-Pause. Foto: Archiv (avanti)

Der Amateur-Fußball ruht „bis auf Weiteres“. Aber wie realistisch ist eine Weiterführung der Saison?

Marbach - Während in den Profiligen zumindest darüber diskutiert wird, dass der Fußball möglicherweise bald wieder rollen könnte, wenn auch vermutlich vor leeren Rängen, ist eine Ende der Corona-Pause im Amateurfußball nicht absehbar. „Aufgrund aktueller Verordnungen und Verfügungen der Landesregierung sowie der Gesundheitsbehörden ist bereits jetzt abzusehen, dass auch nach Ablauf der bisherigen Spielbetriebs-Aussetzung noch nicht wieder Fußball gespielt werden kann. Vor diesem Hintergrund wird der Amateurfußball-Spielbetrieb in Baden-Württemberg bis auf Weiteres ausgesetzt. Eine Wiederaufnahme erfolgt mit einer Vorankündigungsfrist von mindestens 14 Tagen“, heißt es in einer Mitteilung der Württembergischen Fußballverbandes. Darüber hinaus werde an verschiedenen Szenarien für eine Weiterführung gearbeitet. Aber auch Überlegungen, die Saison abbrechen zu müssen, spielten eine Rolle.

Das heißt also, das auch im Fußball das eintreten könnte, was in anderen Sportarten bereits Realität ist: ein Abbruch der Saison. Für Norman Röcker, Spielertrainer von A-Ligist GSV Höpfigheim,  ist das sogar ein recht wahrscheinliches Szenario. „Wir müssen ja erstmal das normale Leben wieder auf die Reihe bekommen. Fußball ist dann zweit- oder gar drittrangig“, sagt er. „Und bei eventuell nur zwei Wochen Vorlauf wäre das ja wie ein Kaltstart. Wenn dann eventuell noch englische Wochen hinzukommen, erschwert das die Sache im Amateurbereich zusätzlich. Ich denke daher, dass es wichtiger wäre, die nächste Saison regulär und mit einer angemessenen Vorbereitung zu starten, als das man versucht, diese Runde krampfhaft noch über die Bühne zu bringen.“

Und wie sollte man bei einem Abbruch die Spielzeit werten? „Das ist mir mittlerweile fast schon egal“, sagt der Spielertrainer der auf einem Abstiegsplatz stehenden Höpfigheimer. „Natürlich möchten wir nicht absteigen. Aber wenn es dann so ist, geht die Welt auch nicht unter. Am ehesten sollte man vielleicht den Resetknopf drücken und alles annullieren. Oder man lässt den Ersten der Hinrunde aufsteigen, aber niemand steigt ab. Dann spielt man eben mit etwas größeren Ligen die nächste Saison. So oder so: Ich freue mich drauf, wenn ich endlich wieder auf den Platz gehen und gegen den Ball treten kann.“

Niko Koutroubis, Trainer von Liga-Konkurrent FC Marbach, hat noch etwas mehr Hoffnung, „dass wir die Runde zu Ende spielen können. Natürlich ist das schwierig mit nur zwei Wochen Vorlauf. Aber das wäre ja dann für alle gleich. In unserer Liga haben wir ja keine langen Wege, da kann man das vielleicht durch englische Wochen lösen. Das ist so ein wenig meine Hoffnung. Aber man muss auch klar sagen: Im Moment gibt es Wichtigeres als Fußball.“ Seine Spieler haben ein Trainingsprogramm bekommen, mit dem sie sich individuell fit halten sollen. „Ich hoffe, sie machen das. Das stärkt ja auch das Immunsystem.“ Für den Fall eines endgültigen Abbruchs der Saison wäre es für Koutroubis „wohl die beste Variante, wenn man nur die Hinrunde wertet. Eine komplette Annullierung wäre zum Beispiel gegenüber den Benningern, die bislang eine solch überragende Runde gespielt haben, schon ziemlich unfair. Aber ich in froh, dass ich das nicht entscheiden muss.“

Thomas Lembeck, Coach des angesprochenen Tabellenführers TSV 1899 Benningen, glaubt, „dass viel davon abhängen wird, wie es im Profibereich weitergeht und wie weit man das durchreicht. Für mich ist das alles schwer zu greifen. Aber ich hätte kein Problem damit, die Saison zu Ende zu spielen und gegebenenfalls bis Ende Juni oder auch in den Juli hinein zu verlängern. Das wäre sicherlich die sauberste Lösung.“ Der Trainer des Spitzenreiters ist sich natürlich im Klaren darüber, dass eine Wiederaufnahme der Saison mit nur zwei Wochen Vorlauf Probleme mit sich bringen würde. „Es braucht ja immer etwas, bis der Spielfluss da ist. Die ersten Partien wären sicher nicht schön anzusehen.“ Einen festen Trainingsplan haben seine Spieler nicht bekommen, „die haben gerade andere Sorgen“, weiß Thomas Lembeck.

Sollte die Saison komplett abgebrochen werden, so steht für ihn fest: „Egal welche Lösung man dann findet, es wäre nie fair für alle. Annulliert man die Runde komplett, dann wäre das nicht fair gegenüber den Teams, die sich etwas aufgebaut haben. In dem Fall würde uns das treffen. Und man muss auch ehrlich sagen, dass unten drin Mannschaften stehen, die einfach nicht in die Kreisliga A gehören.“ Würde man hingegen die Saison beim jetzigen Stand oder bei dem nach der Hinrunde werten, „dann hätte man Teams, die nur einen Punkt vom rettenden Ufer entfernt sind und dann absteigen müssten. Aber letztlich juckt das doch pro Staffel nur maximal sieben oder acht Mannschaften“, räumt Lembeck ein.

Zu denen, die relativ entspannt auf diese Situation schauen können, gehört der SGV Murr. „Zum einen reden wir hier ja über Kreisliga-Fußball, es gibt wahrlich Wichtigeres“, findet Trainer Marc Reinhardt. „Zum anderen ist es für uns nicht dramatisch. Ich denke, dass wir in jedem Fall in der kommenden Saison wieder in der Kreisliga A spielen werden.“ Bei jeder möglichen Form der Wertung der aktuellen Runde würde der SGV im gesicherten Mittelfeld rangieren. „Wobei ich aber keine Ahnung habe, wie man das werten könnte – eine faire Lösung gibt es nicht“, stimmt er mit seinen Kollegen überein. Und auch bei einer Wiederaufnahme der Spiele dürfte der Tabellensechste kaum in Abstiegsgefahr geraten. „Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass wir die Saison noch über die Bühne bekommen. Wir können ja nicht alle zwei, drei Tage spielen“, sagt Reinhardt. Es bleibt für ihn wie für alle anderen also nur nur eins: auf das Beste hoffen und abwarten, wie sich die Situation entwickelt.