Die rentenpolitischen Beschlüsse der großen Koalition zehren am Finanzpolster der Altersvorsorge. Foto: dpa-Zentralbild

Das milliardenschwere Finanzpolster der Rentenversicherung schmilzt, es schmilzt allerdings langsamer als von Experten bislang erwartet.

Berlin - Der gute Arbeitsmarkt spült mehr Geld in die Rentenkassen als erwartet. Die überraschend hohen Einnahmen aus Beiträgen führen dazu, dass das Finanzpolster der gesetzlichen Rentenversicherung langsamer abschmilzt als erwartet.

Nach Berechnungen des Schätzerkreises dürften die Rücklagen Ende des Jahres noch 33,4 Milliarden Euro ausmachen. Dies entspricht rechnerisch 1,73 Monatsausgaben der Rentenversicherung. Die Schätzung im Mai war noch davon ausgegangen, dass Ende des Jahres nur noch 31,4 Milliarden an Rücklagen vorhanden sein werden. Das wären 1,62 Monatsausgaben. Ende Juni waren 32,9 Milliarden Euro in den Rücklagen.

Die sprudelnden Einnahmen haben auch Folgen für die Entwicklung des Beitragssatzes. Bislang war man davon ausgegangen, dass der Beitragssatz Anfang 2019 von derzeit 18,7 auf dann 19,1 Prozent steigen muss. Doch das Finanzpolster schmilzt nun voraussichtlich nicht so dramatisch schnell ab, so dass der Beitragssatz 2019 lediglich um 0,1 Prozentpunkte zulegen muss auf dann 18,8 Prozent.

Der Beitrag, den Arbeitgeber und Beschäftigte je zur Hälfte aufzubringen haben, wurde Anfang des Jahres von 18,9 auf 18,7 Prozent gesenkt worden. Die Rentenkassen leiden unter den Rentenbeschlüssen der großen Koalition: CDU und SPD haben gegen große Widerstände eine abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren ab 63 sowie die bessere Anerkennung von Erziehungsleistungen bei Geburten vor 1992 durchgesetzt. Beide Beschlüsse bürden der Rentenkasse milliardenschwere Mehrausgaben im Jahr auf.

Laut Gesetz darf das Finanzpolster am Ende eines Jahres den Wert von 0,2 Monatsausgaben nicht unterschreiten. Die Bundesvertreterversammlung der Rentenversicherung fordert, dass die Rücklagen künftig den Wert von 0,4 Monatsausgaben nicht unterschreiten dürfen. Nur so ließen sich in Zukunft Liquiditätsengpässe vermeiden.