Die Heilpraktikerin Janett Conrad aus Jena lässt einen Patienten Luft aus einem Bienenstock inhalieren. Foto: dpa

Macht Luft aus Bienenstöcken gesund oder krank? Darüber streitet sich in Jena eine Heilpraktikerin mit dem Gesundheitsamt. Der Erfinder der Therapie aus Oberschwaben löste das Problem eleganter: Er vertreibt seine Geräte nur noch als Wellnessangebot.

Jena/Ochsenhausen - Die Anhänger der sogenannten Bienenluft-Therapie halten den Atem an: Werden die Behörden nun bundesweit schärfer gegen das Einatmen von Luft aus Bienenstöcken vorgehen?

Die Entscheidung darüber dürfte in Thüringen fallen, genauer: in Jena: Dort weigert sich die Heilpraktikerin Janett Conrad, die Bienenluft-Therapie aus ihrem Behandlungsprogramm zu nehmen. Den freundschaftlichen Tipp von Gleichgesinnten, die Therapie einfach als Wellnessangebot zu deklarieren, um sich so vielleicht den strengen Regeln der Gesundheitsbehörden entziehen zu können, hat sie dem Vernehmen nach abgelehnt. Die Angelegenheit könnte daher als Präzedenzfall vor Gericht landen, die Zunft ist alarmiert. An diesem Samstag soll beim Mitteldeutschen Heilpraktiker-Kongress in Dresden der Fall diskutiert werden.

Bei der Bienenluft-Therapie wird Luft aus Bienenstöcken eingeatmet. Über einen Pollenfilter strömt die Bienenluft in die Atemmaske, während der Patient auf einem Stuhl entspannt. Anhänger der Therapie behaupten, sie helfe gegen verschiedene Erkrankungen der Atemwege, gegen Kopfweh und auch gegen Allergien. Studien, die das beweisen, gibt es nicht.

Warnung vor allergischen Reaktionen

Das Gesundheitsamt in Jena hat nun den Spieß umgedreht: Die Therapie helfe nicht gegen Allergien, sagt die Behörde, im Gegenteil: „Bei der Inhalation von Bienenstockluft durch den Patienten dringen allergenauslösende Partikel direkt und tief in den Körper ein. Hierbei kann es zu schwerwiegenden Reaktionen und damit zu allergischen Komplikationen kommen“, heißt es in einem Bescheid, mit dem das Amt der Heilpraktikerin die weitere Behandlung unter Androhung eines Zwangsgelds untersagt.

Der Erfinder der Bienenluft-Therapie ist Imkermeister Hans Musch aus dem oberschwäbischen Ochsenhausen. Dass die Therapie gefährlich sein soll, hält er für einen „Schmarrn“. Er mache das seit 30 Jahren und habe noch nie erlebt, dass es jemandem schlechter gegangen sei. Im Gegenteil: Musch ist davon überzeugt, dass seine Therapie Tausende Menschen geheilt hat, darf das aber seit kurzem nicht mehr laut sagen.

Laut Musch wurde bei ihm vor einem halben Jahr das Regierungspräsidium Tübingen vorstellig – Folge eines Alarms der österreichischen Gesundheitsbehörden. Man habe sich dann darauf verständigt, dass er seine Gerätschaften nur noch als Apparate zur Wellnessbehandlung anpreist und verkauft.

Imker bieten die Behandlung an

Musch kann mit dem Kompromiss gut leben: Er habe bereits Hunderte seiner Geräte an Imker verkauft, sagt er, die dann eigenverantwortlich Bienenluft zum Einatmen anbieten können. Laut einer Übersicht im Internet (www.apiair-musch.de) bieten allein im Südwesten neun Imker die entsprechende Api-air-Behandlung an.

Diesen Sommer sei er sogar in Peking gewesen, erzählt Musch, dort habe man sein Patent gekauft. Insofern kann er sich nicht vorstellen, dass die Behörden den Imkern demnächst die Bienenluft komplett ablassen werden: „Das wäre genauso, als würde man die Kneipp-Therapie verbieten, das kann man gar nicht mehr aufhalten.“